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VIP-Klick: Miss France:Wer ist die Schönste im ganzen Land?

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Der Thron der frischgekürten Schönheitskönigin "Miss France" wackelt: Die Franzosen finden die in einem abtrünnigen Wettbewerb gekürte "Miss Nationale" viel hübscher.

Die eine ist blond, die andere brünett - und beide nehmen für sich in Anspruch, die schönste Frau Frankreichs zu sein. Die 19 Jahre alte Studentin Laury Thillemann aus der Bretagne wurde am Samstagabend von den Zuschauern des Privatsenders TF1 zur "Miss France" gekürt, die gleichaltrige Barbara Morel aus der Provence einen Tag später von einer Jury aus Journalisten und ehemaligen Schönheitsköniginnen zur "Miss Nationale".

Der zweite Schönheitstitel wurde in diesem Jahr erstmals vergeben - und ist das Ergebnis eines Streits, der in zwei konkurrierenden Wettbewerben gipfelte. Das Gegenturnier wurde von der legendären Veranstalterin der bisherigen Wettbewerbe veranstaltet, Geneviève de Fontenay: Die 78-Jährige hatte die Miss-France-Wettbewerbe seit mehr als 50 Jahren ausgerichtet. Vor acht Jahren verkaufte sie die Rechte an dem Wettbewerb der Produktionsfirma Endemol - und damit begann der Streit.

Denn die "Dame mit dem Hut", wie Fontenay in der französischen Presse genannt wird, versteht sich als Gralshüterin des Wettbewerbs. Sie verlangt von den Kandidatinnen nicht nur höfliches und gepflegtes Auftreten, sondern vor allem ein tugendsames Leben.

2009 verschaffte Endemol einer wegen Nacktfotos abgesetzten "Miss Paris" eine Rolle in einer Fernseh-Reality-Show. Fontenay war damit nicht einverstanden: Die Produktionsfirma habe "das Ansehen der Miss France mit Füßen getreten." Die energische Frau machte ihrem Ärger Luft und kündigte ihren Vertrag. "Ich verkaufe für diese Leute nicht meine Seele."

Mit der Wahl der "Miss Nationale" gründete Fontenay 2010 den Gegenwettbewerb zur "Miss France". Frankreich habe nun halt zwei Schönheitsköniginnen - eine "legale und eine legitime", verkündete Fontenay. Ihre "Miss" stehe für Werte, die sie selbst immer hochgehalten habe, für "Würde und Respekt".

Bleibt die Frage, welche der beiden Schönheitsköniginnen Frankreich nun offiziell vertreten darf, "Miss France" mit der traditionellen Schärpe in den französischen Nationalfarben Blau-Weiß-Rot oder die neue Miss "Nationale".

Um Verwechslungen zu vermeiden, hat Fontenay ihre Miss mit einer Schärpe ausgestattet, auf der das Lothringer Kreuz mit zwei horizontalen Balken prangt, das unter anderem schon Charles de Gaulle als Zeichen für seinen Widerstand genommen hatte. Kämpferisch ließ sie wissen: Dieses Kreuz symbolisiere "Freiheit und Widerstand".

Nun hat auch das Volk gesprochen. Mehrere Internet-Umfragen ergaben, dass die aus dem abtrünnigen Schönheitswettbewerb hervorgegangene Barbara Morel in der Gunst der Franzosen deutlich vor der offiziellen "Miss France" Laury Thilleman liegt.

An einer Umfrage des Info-Senders BFMTV hatten 17.291 Miss-Fans teilgenommen, von denen 67 Prozent "Miss Nationale" bevorzugten. Auch bei Internet-Umfragen mehrerer Zeitschriften und People-Webseiten rangierte die 19-jährige Morel klar vor ihrer gleichaltrigen Rivalin.

Höchst erfreut darüber zeigte sich Geneviève de Fontenay: Sie sei "sehr gerührt" über die Sympathiebekundungen. Dies zeige, dass es noch "eine Gerechtigkeit" gebe.

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