Verfilmung "Wüstenblume":"Modeln allein ist öde"

Liya Kebede zählt zu den erfolgreichsten schwarzen Models. Im Film "Wüstenblume" spielt sie nun Waris Dirie, die sich gegen die Beschneidung von Mädchen einsetzt.

Antje Wewer

Liya Kebede, 30, zählt zu den erfolgreichsten schwarzen Models. In "Wüstenblume", der Verfilmung von Waris Diries Autobiographie, die gerade beim Filmfestival in Venedig gezeigt wird, spielt Kebede die Somalierin, die erst als Model Karriere machte, um dann ihre Stimme gegen die Beschneidung von Mädchen zu erheben.

SZ: Mal ehrlich, was haben Sie früher von Supermodels gehalten, die sich als Schauspielerin versucht haben?

Liya Kebede: Ich fand es immer mutig, dass sie ihr bekanntes Terrain verlassen. Jedes Model kommt einmal an den Punkt, an dem es sich die Frage stellt: und was jetzt? Weil ständig frische Gesichter nachrücken, und weil Modeln allein irgendwann langweilig wird. Sich als Schauspielerin auszuprobieren, liegt nahe, schließlich wissen wir, wie das Posen vor der Kamera funktioniert und kennen den Effekt von Kostümen und Make-up.

SZ: Trotzdem hat man schon viele schöne Frauen auf der Leinwand scheitern sehen. Sie verkörpern die tragische Geschichte von Waris Dirie überraschend souverän. Kannten Sie sich vorher?

Kebede: Sehr flüchtig. Sie wurde mir vor Jahren auf einer Party in New York vorgestellt. Ich fand sie damals sehr beeindruckend, habe sie aber nie wiedergesehen. Als ich hörte, dass ihre Geschichte verfilmt wird, wollte ich unbedingt zum Casting.

SZ: Als schwarzes Topmodel, das wie Dirie aus Afrika stammt, hat man es da einfach, oder?

Kebede: Nicht unbedingt, es wurde lange nach einer Hauptdarstellerin gesucht, und ich konnte nur zwei kleine Rollen vorweisen. Bis auf die Hautfarbe und den Beruf haben Waris Dirie und ich nicht viel gemeinsam. Sie ist ein Nomadenmädchen aus der Wüste, ich bin in Äthiopien in einer bürgerlichen Familie aufgewachsen. Mein Vater arbeitete für die staatliche Fluglinie und schickte mich auf ein französisches Gymnasium. Mit 17 wurde ich auf dem Schulhof von einem Agenten entdeckt.

SZ: Nach ein paar Jahren in Paris zogen Sie nach New York. Wem haben Sie Ihren Durchbruch zu verdanken?

Kebede: Tom Ford. Er hat mich für Gucci Anfang 2000 auf den Laufsteg geschickt und das Spotlight auf mich gerichtet. Danach wurde ich für jede große Schau in Mailand, Paris, New York angefragt.

SZ: Ein paar Jahre später wurden Sie als erste Farbige das Gesicht von Estée Lauder - war das eine große Ehre für Sie?

Kebede: Eher ein großer Job. Natürlich hat es mich gefreut, dass eine Afrikanerin zum Gesicht einer großen Marke wird. Ich wünsche mir aber, dass wir Schwarzen im Modelgeschäft nicht die exotische Ausnahme bleiben. Über die Jahre sind wir präsenter geworden, aber wir könnten noch mehr sein.

SZ: Das bekannteste schwarze Supermodel ist Naomi Campbell, die in letzter Zeit mehr durch Eskapaden als durch Kampagnen auffiel. Von Ihnen hört man nie etwas in dieser Richtung.

Kebede: Ich bin ein Familienmensch, seit fast zehn Jahren verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Als Suhul und Raee geboren wurden, habe ich angefangen, Kleider für sie zu entwerfen. Inzwischen habe ich eine eigene Linie namens Lemlem; die Teile lasse ich aus organischer Baumwolle in Äthiopien produzieren.

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