USA:Im Rampenlicht dank Trump

Politiker, Moderatoren, Komiker: Einige Personen in Amerikas Öffentlichkeit sind durch die Wahl Donald Trumps erst berühmt geworden. Oder sie waren lange im Abseits und feiern gerade ein Comeback.

Von Beate Wild, New Orleans

Die Ära Donald Trumps beschäftigt die Welt weit über politische Kreise hinaus - und so rücken Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Unterhaltung in den Mittelpunkt, die sich an Trump abarbeiten. Sie sprechen aus, was Amerikaner denken, kritisieren oder unterstützen den US-Präsidenten. Ein Überblick über Trump-Ära-Prominente.

Tomi Lahren, TV-Kommentatorin

Jung, blond, rechts: Die 24-Jährige aus Dallas, Texas, hat sich als konservative Kommentatorin im Internet und Fernsehen einen Namen gemacht. Während des Wahlkampfs fiel sie vor allem mit ihrer vorlauten Art und ihren radikalen Ansichten auf, die sie in ihrer abendlichen Sendung "Tomi" auf Blaze TV verbreitete. Laut eigenen Angaben hat sie der Präsident nach einem Auftritt bei Fox News sogar persönlich angerufen, um sich bei ihr zu bedanken. Seit dem Trump-Wahlsieg tingelt sie als Vertreterin konservativer Millenials durch die TV-Studios und ist manchmal auch für Überraschungen gut. Bei einem Auftritt beim TV-Sender ABC sprach sie sich Ende März plötzlich für Abtreibung aus - eine Haltung, die bei Konservativen für Empörung sorgt. Blaze TV suspendierte sie prompt, doch um Tomis Karriere muss man sich keine Sorgen machen. Das konservative Lager, das sonst eher aus älteren Männern besteht, kann junge Frauen wie sie gut gebrauchen.

Arnold Schwarzenegger, Schauspieler und Politiker

"I'll be back" (ich komme wieder) ist Arnold Schwarzeneggers berühmtester Filmsatz. Vielleicht wird der Terminator ihn auch bald auf seine politische Karriere anwenden. Gerüchten zufolge will der ehemalige kalifornische Gouverneur 2018 für den US-Senat antreten - und zwar nicht mehr als Republikaner, sondern als unabhängiger Kandidat.

Für entsprechende Publicity sorgt Schwarzenegger seit Monaten, indem er sich öffentlich gegen Trump positioniert. Aneinandergeraten sind die beiden unter anderem wegen "Celebrity Apprentice", Trumps ehemaliger Erfolgsshow, bei der jüngst Schwarzenegger die Moderation übernommen hatte. Trump kritisierte seinen Nachfolger auf Twitter - und dieser feuerte zurück.

Mit kurzen Nachrichten und Videos kommentiert Arnie fleißig die politischen Entscheidungen in Washington ("Wenn Kongressabgeordnete so unbeliebt sind wie Herpes und Nickelback, wie schaffen es dann 97 Prozent wiedergewählt zu werden? Durch Manipulieren zum eigenen Vorteil."), wirbt für Umwelt- und Klimaschutz und hat sich damit eine neue Fan-Gemeinde innerhalb der Anti-Trump-Fraktion aufgebaut.

Cecile Richards, Präsidentin von Planned Parenthood

Trump und die Republikaner haben angekündigt, Planned Parenthood die staatlichen Zuschüsse zu streichen: Die Organisation, die mittellosen Frauen gynäkologischen Service anbietet, führt unter anderem auch Abtreibungen durch, auch wenn dieser medizinische Eingriff nicht vom Staat finanziert wird. Seitdem der Konflikt mit den Konservativen eskalierte, ist Planned Parenthood angesehener als je zuvor. In einem TV-Interview sagte die Präsidentin Cecile Richards: "Wir waren niemals populärer, wir haben eben die Marke von zehn Millionen Unterstützern überschritten."

Schumer, Patty Murray Attend Pro Planned Parenthood Rally On Capitol Hill

Cecile Richards

(Foto: AFP)

Die Konfrontation mit der neuen Regierung brachte der Organisation Rekordspenden aus dem In- und Ausland ein. Auch Prominente wie Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg unterstützen Planned Parenthood mit Millionenspenden. Trumps Tochter Ivanka versucht inzwischen zu vermitteln - schon bald wird sich entscheiden, ob Präsident und Kongress Ernst machen und die staatlichen Zuschüsse kappen.

Alec Baldwin, Schauspieler und Trump-Darsteller

Trump als Präsident ist ein Glücksfall für "Saturday Night Live": Die Comedy-Sendung hatte in der vergangenen Staffel einen Zuschaueranstieg von 29 Prozentpunkten (durchschnittlich 10,6 Millionen Zuschauer) - und das liegt vor allem an Alec Baldwin, der dort als Donald Trump auftritt.

Trump-Satire in US-Late Night Show

Alec Baldwin ist als Donald Trump so überzeugend, dass es dieses Foto sogar in den Politikteil einer Zeitung schaffte.

(Foto: Will Heath/dpa)

Baldwin, ein überzeugter Demokrat, braucht für die Verwandlung in den US-Präsidenten nur eine orangefarbene Perücke und honigfarbenen Puder, wie er der New York Times erzählte. Das Auftreten und die Rhetorik von Trump seien nicht so schwierig zu imitieren, sagte der 59-Jährige. Den schnoddrigen Tonfall mit den abgehackten Sätzen, den ständigen Wiederholungen und den typischen Vokabeln wie "sad", "tremendous" oder "huge" hat Baldwin sich von Trumps Auftritten abgeschaut.

Zum Jahrestag von Trumps Wahl im November will der Schauspieler zudem eine Biografie als Donald Trump herausbringen. Seine Imitation des Präsidenten hat Baldwin zu neuer Beliebtheit verholfen. Menschen jeden Alters und Geschlechts kämen auf der Straße auf ihn zu und bedankten sich, erzählt er. Trotz allen Erfolges will Baldwin nicht auf ewig als Trump auftreten, sagte er kürzlich, schließlich habe er noch jede Menge anderer Projekte.

Zweitkarriere als bissiger Polit-Kommentator

Masha Gessen, Journalistin und Aktivistin

Wenige Tage nach der Wahl im November wurde die russisch-amerikanische Autorin Masha Gessen zur Erklärerin der neuen, ungewohnten Welt unter Donald Trump. In der The New York Review of Books veröffentlichte sie einen Artikel mit dem Titel: "Autokratie: Die Regeln für das Überleben". In dem Artikel schreibt sie etwa: "Trump ist der erste Kandidat in der Geschichte, der nicht antrat, um Präsident zu werden, sondern Autokrat. Und er hat gewonnen." Außerdem stellt sie sechs Regeln auf, wie die Amerikaner einer Autokratie trotzen können, zum Beispiel: "Institutionen werden dich nicht retten".

Der Artikel war ein enormer Erfolg, denn er sprach direkt die Befürchtungen vieler Liberaler an. Qualifiziert für ihre Einschätzungen ist Gessen durch ihre Biografie: Die 50-jährige gebürtige Russin hat Jahre lang in Russland als Journalistin gearbeitet und gegen die Herrschaft von Wladimir Putin angeschrieben. Ihre Erfahrungen mit Russland machen Gessen seither in den eher links gerichteten amerikanischen Medien zur begehrten Autorin und Rednerin. Sie dürfte es die kommenden Jahre bleiben.

Stephen King, Schriftsteller

Stephen King hält Trump für einen Bösewicht, wie er sonst nur in seinen Horror-Romanen vorkommt - und äußert diese Meinung offensiv. Schon im vergangenen Jahr unterzeichnete er mit mehr als 400 Schriftstellern eine Petition gegen Trump. In den Medien veröffentlicht er Gastbeiträge mit seinen Reflexionen und auf Twitter kommentiert er witzig und bissig die Handlungen des Präsidenten und der Regierung. "Ich lese gerade noch einmal 'Ali Baba und die 40 Räuber' - und muss dabei an die Trump-Regierung denken", schreibt er beispielsweise.

Oder über den Vizepräsidenten: "VP Pence würde einen coolen Seifenopern-Bösewicht geben - schäbiger Firmenanwalt, veruntreuender Society-Doktor, so etwas in der Richtung. Das Haar funktioniert einfach." Der Humor kommt an bei seinen mehr als drei Millionen Twitter-Followern - und beschert King, der bald einen neuen Roman herausbringt, eine kleine Zweitkarriere als bissiger Polit-Kommentator.

Stephen Colbert, Late-Night-Gastgeber

Der Moderator der CBS "Late Show" müsste Trump eigentlich eine große, glitzernde Dankeskarte schicken - denn ihm hat er den jüngsten Erfolg seiner Sendung zu verdanken. Vor einiger Zeit hatte er noch ein akutes Quoten-Problem, nun hob seine Show mit der Trump-Präsidentschaft förmlich ab. Seit der Amtsübernahme liegt Colbert vor seinen Late-Night-Konkurrenten Jimmy Fallon und Jimmy Kimmel.

USA: Stephen Colbert

Stephen Colbert

(Foto: AP)

Das liegt daran, dass seine Sendung ein schärferes politisches Profil zeigt als die Konkurrenz. Dem aus der Polit-Comedy kommenden Colbert liegt es, den Washingtoner Betrieb mit bissigen, sarkastischen Attacken auseinanderzunehmen. "Du musst dem Kerl Respekt zollen, er kann wirklich ganz schön viel nicht gebacken kriegen", ist etwa ein typischer Colbert-Satz, den er gerne mit hochgezogener Augenbraue vorträgt. Oder er spricht in die Kamera, als würde er direkt mit dem Präsidenten reden: "Oh ja? Wirklich? Wovon zum Teufel redest du da?"

Die gelegentlichen Gastauftritte seines ehemaligen Mentors Jon Stewart sind großartig und begeistern das Publikum, aber als Anschubhilfe braucht Colbert sie mittlerweile nicht mehr.

Neben Colbert locken weitere Late-Night-Hosts mit ihrer Trump-Kritik mehr Zuschauer an: Auch Samantha Bee, John Oliver und Bill Maher freuen sich über gestiegene Zahlen.

Der Hashtag #fuckingwall trendete bei Twitter

Vicente Fox, ehemaliger Präsident Mexikos

Vicente Fox ist Donald Trumps Troll-Schatten. Kaum einer veräppelt den US-Präsidenten frecher. Der ehemalige mexikanische Präsident begann mit der Stänkerei, als Trump im Wahlkampf mit seiner Idee der Mauer an der amerikanisch-mexikanischen Grenze ankam. Fox' berühmtestes Zitat lautet seither "Wir zahlen nicht für diese 'fucking' Mauer." Der von ihm erfundene Hashtag #fuckingwall trendete bei Twitter.

Wie Trump ist Vicente Fox für sein Außenseiter-Image, seinen dreisten Stil und seine direkte Sprache bekannt. Seit er Trump zu seinem neuesten Lieblingsfeind erkoren hat, ist seine Meinung über den Präsidenten bei Talkrunden und in den Medien gefragt.

Der Mexikaner, der zum Ende seiner Amtszeit wenig populär war, ist nun bei seinen Landsleuten wieder beliebt. Sie fühlen sich von ihm gegen die Drohungen aus Washington gut verteidigt. "Mexiko wird die Bestie schon zähmen", verspricht Fox. Dem aktuellen Amtsinhaber, Enrique Peña Nieto, trauen das die Mexikaner übrigens nicht zu: Auch wegen seiner Zurückhaltung gegenüber dem großen Nachbarn ist er so unbeliebt wie Trump.

Chris Ruddy, Trump-Bekannter und Medienmacher

Chris Ruddy ist der Geschäftsführer der konservativen Nachrichtenseite Newsmax - und ein alter Bekannter Trumps. Der US-Präsident klagt dem 52-Jährigen häufiger sein Leid. Wenn Ruddy deshalb nach einem Drink mit Trump in dessen Florida-Residenz Mar-a-Lago am nächsten Tag im Fernsehen Einschätzungen zu Obamacare oder anderen Themen abgibt, hört man genau hin, weil man sich von diesem Mann Einblicke in Trumps Gedankenwelt erhofft. Auch die New York Times fragt häufiger bei Ruddy nach, was genau den Präsidenten gerade umtreibt.

Die beiden Männer kennen sich laut Ruddy bereits seit 20 Jahren. Beide haben Wohnsitze in New York und Palm Beach und sind dort Teil der konservativen High Society. Doch Ruddy ist nicht eindeutig dem Republikaner-Lager zuzuordnen: Er ist kein Parteimitglied und zudem seit Jahren auch mit den Clintons, also den politischen Gegenspielern von Trump, befreundet. Der Clinton Foundation spendete er in der Vergangenheit bereits hohe Beträge. Ruddys Rolle und seine Absichten sind nicht ganz klar, aber die Nähe zum Präsidenten ist für seine Nachrichtenseite Newsmax sicher kein Nachteil.

Jake Tapper, CNN-Moderator

Der Wahlkampf machte Jake Tapper zur Marke: 23 Mal fragte er nach, als Donald Trump ihm im Interview nicht erklären wollte, warum ein Richter mit mexikanischen Vorfahren den Immobilien-Milliardär in einem Prozess anders als andere US-Bürger behandeln sollte. Das Video ging viral - und der CNN-Moderator wurde für die Zuschauer über Nacht eine Autorität auf einem Sender, der sonst gerne voreingenommene Experten in Abendmahl-Dimension um seinen Tisch versammelt.

Als Trump-Berater Steve Bannon der New York Times kurz nach der Wahl sagte, die Medien "sollen ihren Mund halten", antwortete Tapper in seiner Sendung The Lead lachend und knapp: "Nein!"

Mit seinem eleganten Erscheinungsbild und seiner nonchalanten Art ist Tapper so etwas wie der James Bond der Nachrichtenwelt. Von seinen Gesprächspartnern lässt er sich nicht aus der Fassung bringen, er bewahrt stets Haltung und bleibt trotzdem mit hartnäckigen Nachfragen am Ball - bis er erfährt, was er wissen will, oder sich sein Interviewpartner mit seinen Antworten selbst diskreditiert hat.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: