US-Modelabel verbannt Reality-TV-Star:Du kaufst hier nicht ein!

Er ist oft betrunken und meistens peinlich: Michael Sorrentino alias "The Situation" aus der MTV-Serie "Jersey Shore". Kein Mann, den man sich als Schwiegersohn wünschen würde - und schon gar kein geeigneter Werbeträger für ein ambitioniertes Modelabel. Findet zumindest das US-Unternehmen "Abercrombie & Fitch" und hat dem Trash-Promi Geld angeboten, wenn er die Marke künftig meidet.

Johanna Bruckner

Meistens verzichtet Michael Sorrentino gänzlich auf Oberbekleidung. Als muskelbepackter, solariumgebräunter, Goldkette tragender Macho in der Badehose ist der Italo-Amerikaner bekannt geworden - in der MTV-Reality-Show Jersey Shore. Wenn "The Situation", wie Sorrentino in der Serie genannt wird, sein Sixpack doch einmal verhüllt, trägt er gerne hautenge T-Shirts der Marke "Abercrombie & Fitch". Bisher. Denn nun hat das amerikanische Unternehmen dem 29-Jährigen Geld geboten - damit er die Marke künftig meidet.

Michael Sorrentino

Michael Sorrentino - alias "The Situation" - aus der MTV-Serie Jersey Shore: Der Trash-TV-Star wurde jetzt vom Modellabel "Abercrombie & Fitch" aufgefordert, doch bitte andere Marken zu tragen.

(Foto: AP)

"Wir sind sehr besorgt, dass die Verbindung von Herrn Sorrentino mit unserer Marke unserem Image erheblichen Schaden zufügen könnte", heißt es in einem Statement der Firma. Um das unerwünschte Testimonial loszuwerden, ist A&F bereit, tief in die Tasche zu greifen: Man habe dem Darsteller und den Produzenten des Fernsehformats einen "beträchtlichen Betrag" geboten, damit Sorrentino andere Marken trage.

Werbewirksame Nacktheit

Dabei unterscheidet sich die optische Selbstdarstellung von A&F auf den ersten Blick nur marginal von der Sorrentinos: Auf der Homepage des Unternehmens posieren wohldefinierte männliche Models in den markentypischen Jeans im Vintage-Look - und mit freiem Oberkörper. Um der werbewirksamen Nacktheit einen edlen Touch zu verleihen, sind die Aufnahmen in Schwarz-Weiß gehalten. Zu besonderen Anlässen wie Shop-Eröffnungen können die halbnackten Muskelmänner aber auch live vor Ort und in Farbe bestaunt werden.

Die Neigung zu viel nackter Haut haben das Modeunternehmen und der TV-Macho gemeinsam. Doch A&F stößt sich an der Attitüde des prolligen Fernsehstars: Diese passt laut Pressemitteilung einfach nicht zum "angestrebten Charakter" des Unternehmens.

In der nunmehr vierten Staffel von Jersey Shore darf Sorrentino mit anderen Laiendarstellern alle Klischees bedienen, die Amerikaner über italienischstämmige Landsleute aus sozialschwachen Milieus haben: Die "Guidos" bzw. "Guidettes" - so die abwertende Bezeichnung für Italo-Amerikaner - feiern, fluchen und frönen der freien Liebe. Und sie tragen eben gerne Klamotten von A&F.

Brave Mischung, sexy beworben

Als "peinlich" könnte der gemeine Fan der Marke diese Gemeinsamkeit empfinden, befürchtet der Konzern. Modisch bewegt sich das Unternehmen wischen "Gap" und "Calvin Klein": Verkauft wird Sport-Style und "Prep chic". Die brave Mischung, die vor allem College-Studenten gefällt, wird sexy beworben. Neben den leichtbekleideten Models auf den Werbeplakaten soll auch das Verkaufspersonal zum Geld ausgeben animieren: Nicht selten sehen die Damen und Herren des Hauses selbst aus, wie einem Hochglanzmagazin entsprungen.

Das sexy Image der Saubermann-Klamotten dürfte den Reiz auf die junge Zielgruppe - und Sorrentino - ausmachen.

Nichts und niemand soll den Aufwärtstrend stoppen

Nach mageren Jahren greift das A&F-Erfolgsrezept mittlerweile auch wieder: Pünktlich vor Schulbeginn in den USA lockte das Unternehmen mit zahlreichen Sonderangeboten und schaffte es im zweiten Quartal, ein Umsatzplus von 23 Prozent zu erwirtschaften. Der Gewinn betrug 32 Millionen Dollar - ganze 12 Millionen Dollar mehr als im Vorjahr.

Während in den USA immer noch Stellen abgebaut werden, expandiert der Textilriese in Europa: In Paris und London gibt es bereits erste Filialen - Stores in Düsseldorf und Hamburg sollen folgen. Bekannter als A&F ist hierzulanden noch die Tochtermarke "Hollister", die bereits in ausgewählten Läden verkauft wird.

Nichts soll den Aufwärtstrend des Labels stoppen, schon gar kein trashiger TV-Star. Doch das Einkaufsverbot für Sorrentino kommt nicht überall gut an. Auf der Facebook-Seite des Unternehmens zumindest sind die Meinungen über die Kundenauslese geteilt. Mancher Nutzer wirft A&F Überheblichkeit und Rassismus vor. "Die Marke ist lahm, keiner trägt sie mehr. Ihr hättet ihn anbetteln sollen, eure Klamotten zu tragen", schreibt eine Nutzerin.

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