Hier bin ich mit meiner Mama und meinem Papa in unserem Wohnzimmer zu sehen. Den Tisch hat mein Vater selber gebaut. Man beachte bitte im Hintergrund an der Wand den "Kuss" von Klimt im goldenen Rahmen auf der Raufasertapete. Ich bin zwölf Jahre alt, also zu Beginn der Pubertät, die grauenvoll für mich war. Ich habe mich gefühlt wie eine Bulldogge im Dirndl.
Zum Glück habe ich rechtzeitig das Bewusstsein dafür bekommen, dass Schluss sein muss mit Frustessen. Mit Sport habe ich mein Übergewicht schließlich in den Griff bekommen. Ich bin eine Nachzüglerin, meine Eltern waren 35 und 37 Jahre alt, als ich zur Welt gekommen bin. Der jüngste meiner drei Brüder ist acht Jahre älter als ich. Bei uns wurde leidenschaftlich gestritten, aber auch leidenschaftlich gelacht.
Auf diesem Bild kuschle ich mich an meine Mama. Eine typische Szene. Das machen wir beide nach wie vor so. Ich habe auch mit meinem Papa, der Bürgermeister in unserem Ort war und leider 2014 gestorben ist, gekuschelt. Bis zum Schluss. Körperliche Nähe ist für mich auch ein Geständnis der Zugehörigkeit, der Liebe. Ich bin ja aus diesen Menschen entstanden.
Meine Eltern haben mich bei allen Premieren am Theater besucht und jeden Film, in dem ich mitgespielt habe, angeschaut. Sogar "Böse Zellen", bei dem ich in Sexszenen zu sehen war. Ich habe meine Mama danach gefragt, wie der Papa diese Passagen fand. Sie sagte: "Er hat sich einfach die Hand vor die Augen gehalten". Das finde ich eine sehr legitime Form, damit umzugehen.