Fotoalbum mit Ursula Strauss:"Ich habe mich gefühlt wie eine Bulldogge im Dirndl"

Ihre Heimat, ihre ersten Auftritte, ihre Familie: Die österreichische Schauspielerin Ursula Strauss ist als Kommissarin Angelika Schnell auch in Deutschland bekannt. Der SZ gewährt sie Einblick in ihr privates Fotoarchiv.

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Schminken

Fotoalum GES 29/12/2018

Quelle: privat

Hier verwandle ich mich in den Diener Valerio in "Leonce und Lena" am Ensemble Theater in Wien, das damals von Michaela Scheday geführt wurde. Sie war meine große Mentorin in meinen ersten Berufsjahren. Sie war eine Verfechterin, dass Arbeitszeit auch Lebenszeit ist und dass man sie deswegen gut verbringen muss. Das finde ich nach wie vor eine sehr richtige Einstellung! Für mich war es sehr wichtig, an einer Bühne in der Off-Szene zu beginnen. Ich hätte nicht das nötige Selbstbewusstsein gehabt, um gleich an eine große Bühne wie zum Beispiel das Burgtheater zu gehen. Ich bin dankbar für meinen Weg.

Ein Schritt folgte dem anderen - bis ich zur "Leading Lady" wurde in "Schnell ermittelt", wo ich seit Jahren in der ersten Reihe stehe. Ich liebe es, mich selber zu schminken. Die Figuren, die man spielt, entstehen dann anders, weil sie aus einem heraus entstehen. Ich bin dabei sehr präzise und mag es nicht, wenn ich von jemanden anderen geschminkt werde, der nicht genau arbeitet. Im Sommer 2018 habe ich endlich nach langer Zeit wieder Theater gespielt. Bei den Nibelunge-Festspielen in Worms war ich die Burgherrin Brunhild. 2019 wird ein intensives Drehjahr, also ist zeitlich leider kein Theater möglich.

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Familie

Ursula Strauss Fotoalbum GES

Quelle: privat

Hier bin ich mit meiner Mama und meinem Papa in unserem Wohnzimmer zu sehen. Den Tisch hat mein Vater selber gebaut. Man beachte bitte im Hintergrund an der Wand den "Kuss" von Klimt im goldenen Rahmen auf der Raufasertapete. Ich bin zwölf Jahre alt, also zu Beginn der Pubertät, die grauenvoll für mich war. Ich habe mich gefühlt wie eine Bulldogge im Dirndl.

Zum Glück habe ich rechtzeitig das Bewusstsein dafür bekommen, dass Schluss sein muss mit Frustessen. Mit Sport habe ich mein Übergewicht schließlich in den Griff bekommen. Ich bin eine Nachzüglerin, meine Eltern waren 35 und 37 Jahre alt, als ich zur Welt gekommen bin. Der jüngste meiner drei Brüder ist acht Jahre älter als ich. Bei uns wurde leidenschaftlich gestritten, aber auch leidenschaftlich gelacht.

Auf diesem Bild kuschle ich mich an meine Mama. Eine typische Szene. Das machen wir beide nach wie vor so. Ich habe auch mit meinem Papa, der Bürgermeister in unserem Ort war und leider 2014 gestorben ist, gekuschelt. Bis zum Schluss. Körperliche Nähe ist für mich auch ein Geständnis der Zugehörigkeit, der Liebe. Ich bin ja aus diesen Menschen entstanden.

Meine Eltern haben mich bei allen Premieren am Theater besucht und jeden Film, in dem ich mitgespielt habe, angeschaut. Sogar "Böse Zellen", bei dem ich in Sexszenen zu sehen war. Ich habe meine Mama danach gefragt, wie der Papa diese Passagen fand. Sie sagte: "Er hat sich einfach die Hand vor die Augen gehalten". Das finde ich eine sehr legitime Form, damit umzugehen.

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Geburtstage

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Quelle: privat

Obwohl auf der Torte zwei Kerzen brennen, ist das mein erster Geburtstag. Die Kerze in der Mitte ist die Lebenskerze. Um sie herum werden in unserer Familie je nach Lebensalter die weiteren Kerzen platziert. Am konzentrierten Blick merkt man, dass ich schon früh verstanden habe, dass es Glück bringt, wenn man alle Kerzen auf einmal ausbläst. Zu sehen ist auch eine Packung Prinzenrolle, die in den 70er- Jahren immer am Tisch stand. Geburtstage sind bis heute eine wichtige Angelegenheit. Es kommen jedes Mal möglichst viele der 20 Familienmitglieder zu einer Geburtstagsfeier zusammen.

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Promialarm

Ursula Strauss Fotoalbum

Quelle: privat

Beim Wandern in Salzburg entdeckte ich Luis Trenker, den ich vom Fernsehen kannte. Ich habe hysterisch geschrien: "Schaut, schaut, schaut, der Luis Trenker!" Und bin zu ihm hingerannt. Über seine Verwicklungen in der NS-Zeit habe ich damals noch nichts gewusst. Heute bin ich selber in der Rolle der Prominenten, die auf der Straße erkannt wird. Ich freue mich darüber, insbesondere wenn mich die Leute mit Frau Strauss ansprechen und nicht mit dem Namen einer Rolle.

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Filmland Österreich

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Quelle: Ingo Pertramer

Hier sitze ich mit Josef Hader bei einem Making-of-Interview beim Dreh von "Der Aufschneider", in dem wir ein geschiedenes Paar spielen. Der Zweiteiler von David Schalko war 2009 der Startschuss für viele tolle Miniserien in Österreich wie "Braunschlag", "Altes Geld" oder auch "Pregau". Ich bin ein großer Fan von Josef Hader und es tut mir leid, dass wir schon lange nichts mehr miteinander gespielt haben. Wir haben eine Art Wurzelverbundenheit. Wir kommen aus derselben Gegend in Niederösterreich. Wenn wir zusammen arbeiten, müssen wir nicht viel reden, wir verstehen uns einfach.

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Heimatort

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Quelle: imago stock&people

Das ist Pöchlarn, vom Damm der Donau aus gesehen. 4000 Einwohner, jeder kennt jeden. Ich bin nach der Schule in die Stadt, weil es mir am Land zu eng wurde. Heute ist es anders herum: Ich fühle mich in Wien nicht mehr anonym, weil die Menschen auf mich reagieren, wenn sie mich sehen. Ich bin deswegen wieder gerne in Pöchlarn. Die Leute da kennen mich von Kind auf, ich bin eine von ihnen. Der Ort war die erste römische Siedlung in Österreich und damit quasi mal die Hauptstadt. Bei jedem größeren Bauvorhaben hoffen die Pöchlarner, dass sie beim Baggern nicht auf Relikte stoßen, weil das bedeutet: Baustopp.

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Waffen

'Schnell ermittelt' On Set Photo Call

Quelle: Getty Images

Seit ich die Kommissarin Angelika Schnell spiele, begleitet mich diese Pistole, also seit 2007 in sechs Staffeln. Es ist eine echte Waffe, die verplombt ist. Das heißt, es kann eigentlich nichts passieren. Trotzdem darf niemand außer der Innenrequisiteurin und mir diese Waffe in die Hand nehmen. Ich habe am Anfang ein Training bekommen und beim Schießen auf die Zielscheibe ziemlich gut getroffen. Ich kann den Sog nachvollziehen, den eine Waffe auslöst. Ich bin aber der Meinung, dass sie nur in die Hände von jemandem gehört, der den Umgang gelernt hat. Und der sie nur als allerletztes Mittel in Extremsituationen eingesetzt.

Im Verlag Amalthea erschienen ist das aktuelle Buch von Ursula Strauss: "Warum ich nicht mehr fliegen kann und wie ich gegen Zwerge kämpfte - Bilder und Geschichten", 240 Seiten, 25 Euro, E-Book: 17,99.

© SZ.de/jael/pvn
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