Ursachen der niedrigen Geburtenzahlen:In Westdeutschland glauben viele, dass kleine Kinder unter der Berufstätigkeit der Mutter leiden

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"Kinder, die den Großteil der Woche in einer Tagesstätte verbringen, werden später im Leben Probleme haben." Oder: "Ein Vorschulkind wird darunter leiden, wenn seine Mutter arbeitet." Diesen Sätzen stimmen in Westdeutschland 63 Prozent der Befragten zu, in Ostdeutschland nur 36 Prozent. Der große Unterschied in der Akzeptanz, dass Mütter arbeiten und ihre Kinder außerhäuslich betreuen lassen, hat strukturelle und kulturelle Gründe. In der ehemaligen DDR gab es fast flächendeckend Kinderbetreuungseinrichtungen, die Berufstätigkeit von Müttern war die Regel. Das Leitbild der guten Mutter im Westen sieht traditionell anders aus. Dort haben die Forscher immer wieder das böse Wort von der "Rabenmutter" zu hören bekommen.

Das Fazit der Studie, gedrechselter formuliert: "In einer Situation, in der Erwerbstätigkeit mit kleinen Kindern als wenig toleriert erscheint, werden Entscheidungen gegen Kinder begünstigt". Die Ansicht, dass Kleinkinder unter der Berufstätigkeit ihrer Mütter leiden, ist in Ländern wie Österreich, Russland und Ungarn übrigens ähnlich stark verbreitet wie in Westdeutschland. Belgier und Franzosen hingegen sind da ähnlich tolerant wie die Ostdeutschen.

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