Süddeutsche Zeitung

Urlaubszeit:Die Ferienfrage

Was macht mehr Spaß: Urlaub mit den Eltern und Geschwistern oder doch lieber ab ins Zeltlager? Darüber kann man geteilter Meinung sein. So wie Zeltlagerfan Greta, 11, und Familienurlauber Levi, 8.

Von Aline Spantig

Mehr Freiheit!

"Zeltlager bedeutet Freiheit. Jeden Tag kann ich mir selbst überlegen, worauf ich Lust habe. Ich kaufe meine eigenen Süßigkeiten, ziehe an, was ich will und mache, worauf ich Lust habe. Will ich T-Shirts batiken, dann mache ich das. Will ich Trommeln basteln, lege ich direkt los. So einfach läuft das. Die Betreuer haben zwar viele Ideen, aber niemand schreibt mir vor, was ich machen muss. Deswegen nenne ich Zeltlager auch Elternurlaub. Weil man Urlaub von den Eltern hat. Letztes Jahr war ich mit meiner Familie auf Kreta. Das war lustig, weil ich Greta heiße. Der Urlaub selbst war aber anstrengend. Einmal am Tag mussten wir ein altes Gebäude oder so anschauen. Kulturprogramm nennen meine Eltern das. Ich würde das am liebsten streichen. Burgen finde ich schon schön. Aber Kunstmuseen? Langweilig! Lieber will ich im Wald spielen, über Wiesen rennen und Stöcke für das Lagerfeuer suchen. Solche, auf denen man perfektes Stockbrot brutzeln kann. Am allerbesten finde ich aber Gruppenspiele mit dem ganzen Lager. Da spielen so viele Leute mit, das hat man sonst nie. Dann rennen wir in großen Gruppen über das Gelände und suchen als Detektiv-Team nach dem Täter. Wie ein gigantisches Fußballteam sehen wir dabei aus. Wir sind auch alle ungefähr im gleichen Alter. Das finde ich fairer, weil zu Hause bin ich die Jüngste. Wenn ich gegen meinen ältesten Bruder ein Wettrennen mache, habe ich ja eigentlich keine Chance. Außer ihm sind gerade die Beine eingeschlafen, weil er zu lange in der Hängematte gelegen hat. Trotzdem freue ich mich, wenn es nach über einer Woche wieder nach Hause geht. Wenn ich für meine Familie einen Urlaub planen dürfte, dann würde ich alle mit ins Zeltlager nehmen. Aber nur, wenn die Kinder das Programm bestimmen dürfen."

Greta, 11

Alle zusammen!

"Wer soll denn die ganzen Luftmatratzen aufpusten? So viele Kinder und so wenige Betreuer. Die haben bestimmt nicht genug Puste, um für das ganze Sommercamp die Matratzen und Schwimmringe aufzublasen. Aber Schwimmen und Planschen gehören zum Urlaub dazu. Genauso wie Eltern und Geschwister. Mit denen fahre ich am liebsten weg. Dafür sind die Ferien doch da. Endlich Ruhe! Im Alltag ist immer so viel los. Da hat man nicht die Zeit für alle Dinge, die man gemeinsam unternehmen will. Wäre ja doof, wenn ich dann im Urlaub nichts mit meiner Familie machen würde. Dieses Jahr verreisen wir mit einem Wohnwagen. Die Fahrt wird ziemlich lang, haben mir meine Eltern gesagt. Finde ich trotzdem toll. Dann haben sie genug Zeit, um mir alle Fragen zu beantworten. Zum Beispiel wie groß die nächste Stadt ist, in die wir fahren und was wir dort machen können. Wenn Schule ist, gehen die Tage immer so schnell rum und ich kann nicht so lange wach bleiben. Dann heißt es Zähne putzen und ab ins Bett. Aber in den Ferien ist das nicht so. Da spielen wir auch noch, wenn es draußen schon dunkel wird und erzählen uns Geschichten. Im Zeltlager könnte ich mich nicht so gut unterhalten. Ich würde dort ja niemanden kennen und müsste erst neue Freunde finden, die gerne über die gleichen Sachen reden. Und jemandem, den man noch nicht so lange kennt, kann man auch nicht so gut sagen, wenn man Heimweh hat. Wenn ich doch mal etwas ohne meine Eltern machen will, dann gehe ich einfach mit meiner Schwester zum Schwimmen. Ins Zeltlager will ich echt nicht. Außer vielleicht wenn Manuel Neuer als Betreuer mitkommt. Da würde ich eine Ausnahme machen. Als guter Sportler hätte er bestimmt genügend Puste, um für alle Kinder die Matratzen aufzublasen."

Levi, 8

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Quelle:
SZ vom 27.07.2019
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