Urbi et Orbi:Papst spricht den Verletzlichsten Mut zu

Papst spendet ´Urbi et orbi" im Vatikan

Papst spendet ´Urbi et orbi" im Vatikan

(Foto: dpa)

Papst Franziskus, seine Bischöfe und auch die protestantischen Geistlichen gedenken in ihren Weihnachtsbotschaften Leidenden in aller Welt. Der in der Kritik stehende Kölner Bischof Woelki bittet um Verzeihung.

Angesichts weltweiter, coronabedingter Ausgangssperren hat Papst Franziskus Familien, die nicht gemeinsam Weihnachten feiern können, Mut zugesprochen. "Mein Gedanke gilt in diesem Augenblick den Familien: denen, die heute nicht zusammenkommen können, wie auch denen, die gezwungen sind, zu Hause zu bleiben", schrieb das Kirchenoberhaupt am Freitag auf Twitter. Auch in seiner Weihnachtsansprache aus der Benediktionsaula über dem Eingang des Petersdoms erinnerte er an Weihnachten als Familienfest. Für alle möge Weihnachten Anlass sein, die Familie wiederzuentdecken als "Ort der annehmenden Liebe, des Dialogs, der Vergebung, der geschwisterlichen Solidarität und geteilten Freude."

In seiner Weihnachtsbotschaft gedachte er den Leidenden auf der Welt gedacht und spendete den päpstlichen Segen "Urbi et orbi" (Für die Stadt und den Erdkreis). Mit dem Segen erlässt der Papst den Gläubigen die Strafen für ihre Sünden, wenn sie diese schon zuvor beispielsweise in der Beichte oder durch Gebete getilgt haben. Der Segen wird normalerweise zu Weihnachten, Ostern und nach einer Papstwahl gesprochen. In diesem Jahr hatte Franziskus den Segen anlässlich der Corona-Pandemie am 27. März außerordentlich gespendet. Den Segen musste das Oberhaupt der katholischen Kirche wegen der Corona-Beschränkungen in kleinem Kreis spenden. An Ostern hatte er das noch aus dem Petersdom getan. Üblicherweise erwartet den Papst ein Meer von Pilgern auf dem Petersplatz - in diesem Jahr war der Platz wie leergefegt.

"Corona-Impfung muss allen Menschen möglich sein"

Er betete für Solidarität mit Leidtragenden der Pandemie, etwa Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden oder Leuten, die ihren Job in der Krise verloren hatten. Allen Menschen solle außerdem der Corona-Impfstoff zugänglich gemacht werden, vor allem den Verletzlichsten. "Wir sitzen alle im gleichen Boot", erklärte er. Mit Blick auf die weltweite Lage in krisengeplagten Ländern machte der 84-Jährige auf das Schicksal der vielen Kinder im Jemen, in Syrien und dem Irak aufmerksam, die unter Krieg leiden; aber auch auf Gewalt und Vertreibung, die Volksgruppen wie den Jesiden oder Rohingya angetan wurden.

Franziskus betete für Frieden und Linderung des Leidens in Ländern auf dem afrikanischen Kontinent, in denen Terror, Gewalt und Naturkatastrophen den Menschen zusetzen, wie in Mali, Burkina Faso, dem Niger, Äthiopien oder Mosambik. Auch appellierte er, den Waffenstillstand in der Ost-Ukraine und Berg-Karabach aufrecht zu erhalten, die Friedensbemühungen im Südsudan, Nigeria und Kamerun weiter fortzusetzen und betete für eine Versöhnung zwischen Israel und Palästina.

Im Heiligen Land hatten die Gläubigen zu Weihnachten bei der Mitternachtsmesse in Bethlehem, dem Ort im Westjordanland, der als Geburtsort Jesu verehrt wird, für ein Ende der Corona-Pandemie gebetet. In seiner Weihnachtsbotschaft blickte der Argentinier auch auf den amerikanischen Kontinent. Den Ländern, die hart von Corona getroffen worden seien, wünsche er Kraft und Trost; ebenso wie den Ländern in Asien, in denen Naturkatastrophen der Bevölkerung zusetzten.

Woelki entschuldigt sich

An Heiligabend haben nach Schätzung des Bayerischen Musikrats im Freistaat mehr als 100 000 Menschen haben auf Balkonen gemeinsam gesungen und musiziert. Zu der Aktion hatte der Musikrat aufgerufen: Landesweit sollten um 15 Uhr an Heiligabend die Menschen auf Balkonen, Terrassen oder am offenen Fenster gemeinsam musizieren. Die Teilnehmer stimmten zusammen die Lieder "Alle Jahre wieder" und "O du fröhliche" an. Anschließend applaudierten sie und wünschten sich von Fenster zu Fenster frohe Weihnachten.

Die Kirchen riefen an Weihnachten zu Zusammenhalt und Zuversicht in der Corona-Krise auf. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärten in einem ökumenischen "Wort zum Heiligabend", gerade in Krisenzeiten sei die christliche Weihnachtsbotschaft ein Symbol der Hoffnung. Bätzing rief dazu auf, an Weihnachten die Not und das Elend in der Welt nicht zu vergessen. Er erinnerte unter anderem an den Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos, an die vielen Corona-Toten in Bergamo sowie an die Verbrechen gegen die Menschenwürde in Hanau, Nizza, Kabul und Trier. Es sei treffend, dass an Weihnachten ein neugeborenes Kind als Garant der Menschenwürde im Mittelpunkt stehe.

Im Kölner Dom bat der im Zusammenhang mit der Aufklärung von Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln unter Beschuss geratene Kardinal Rainer Maria Woelki um Verzeihung. In einem persönlichen Wort in der Christmette sagte Woelki, er habe zu den Sorgen in der Gemeinde wegen Corona "leider noch eine Bürde hinzugefügt". "Was die von sexueller Gewalt Betroffenen und Sie in den letzten Tagen und Wochen vor Weihnachten im Zusammenhang mit dem Umgang des Gutachtens zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in unserem Erzbistum, was Sie an der Kritik darüber und insbesondere auch an der Kritik an meiner Person ertragen mussten - für all' das bitte ich Sie um Verzeihung", sagte Woelki im Anschluss an seine Predigt am Donnerstagabend.

Woelki steht in der Kritik, weil er ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum wegen "methodischer Mängel" unter Verschluss hält. Er gab stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag, das im März veröffentlicht werden soll. Außerdem waren Vertuschungsvorwürfe in einem Fall von sexuellem Missbrauch durch einen inzwischen gestorbenen Geistlichen in den 1970er Jahren erhoben worden. Woelki bat nun um Geduld bis März und um Vertrauen. Sein vor zwei Jahren gegebenes Versprechen, "ungeschönt und ohne falsche Rücksichten" aufzuklären und Verantwortliche zu benennen, gelte noch immer. "Ich stehe weiterhin zu diesem Wort, auch wenn dies öffentlich gerade anders gesehen und angezweifelt wird." Er bat auch Priester und alle in der Gemeinde Engagierten um Entschuldigung, dass sie ebenfalls von der Kritik getroffen würden, obwohl sich diese an das Erzbistum richteten - und vor allem an ihn selbst persönlich.

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