Sie quengeln, sie schreien, sie wollen noch nicht ins Bett: Das erleben etliche Eltern mit ihren Kindern jeden Abend. "Nur noch fünf Minuten" - so beginnen die nicht enden wollenden Diskussionen. Auch wenn das Kind schon gähnt und sich die Augen reibt, will es viel lieber noch spielen oder einfach mit den Erwachsenen "aufbleiben".
Um einen einfachen Machtkampf handelt es sich beim Ins-Bett-Gehen schon lange nicht mehr. Die Konsequenz der Eltern hat lebenslange Folgen für die Gesundheit ihrer Kinder - das hat jetzt eine Studie des University College London (UCL) ergeben. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, Kinder, die zu unregelmäßigen Zeiten ins Bett gehen, ähnliche Symptome wie bei einem Jetlag entwickeln. Was wiederum die gesunde Entwicklung beeinflusst.
Diese These ergibt sich aus ganz einfachen Zusammenhängen: Unregelmäßige Schlafenszeiten führen zu einem gestörten Biorhythmus, dieser wiederum führt zu Schlafstörungen und das hat Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns. Die Verbindung zwischen den Schlafenszeiten der Kinder und deren Verhalten ist statistisch eindeutig, wie das University College London in einer offiziellen Mitteilung erklärt.
Mehr als 10.000 Kinder der Jahrgänge 2000 und 2001 wurden für die Studie beobachtet: Die Wissenschaftler haben Daten der Kinder aus dem dritten, fünften und siebten Lebensjahr analysiert und auch Berichte von Müttern und Lehrern über deren Verhalten mit einbezogen. Dabei haben sie auch herausgefunden, dass Kinder, die jeden Tag zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett gebracht werden, eher zu Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität und emotionalen Problemen tendieren.
Yvonne Kelly ist eine der an dieser Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen und Professorin an der Fakultät für Gesundheitswesen und Epidemiologie am UCL. Sie erläutert: "Wir wissen jetzt, dass Störungen des Schlafrhythmus während der frühkindlichen Entwicklung lebenslange gesundheitliche Folgen haben kann." Diese negative Entwicklung im Kleinkindalter sei aber nicht unumkehrbar. Laut der Studie des UCL zeigten Kinder ab dem Moment, da sie stets um die gleiche Zeit ins Bett gebracht wurden, klare Verbesserungen in ihrem Verhalten.
Besonders verbreitet sind unregelmäßige Bettzeiten der Studie zufolge bei den Dreijährigen. Die Wissenschaftler fanden aber auch heraus, dass mehr als die Hälfte der Kinder ab dem siebten Lebensjahr jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett geht - und zwar zwischen 19.30 Uhr und 20.30 Uhr. Zudem belegt die Studie, dass Kinder ohne feste oder mit späten Schlafenszeiten (nach 21 Uhr) eher aus sozial benachteiligten Familien kommen.
Kelly schlägt vor, eine Kontrolle möglicher Schlafstörungen mit in die ärztlichen Routine-Untersuchungen für Kinder aufzunehmen. Davon abgesehen gebe es laut der Professorin aber auch Möglichkeiten, familiäre Routinen zu unterstützen. Das könne lebenslange gesundheitliche Schäden für die Kinder vermeiden.