Süddeutsche Zeitung

Ungeliebte Tätowierung:Schmerzhafte Trennung

Viel Geld und Schmerzen haben die Träger von Tattoos in ihren Körperschmuck investiert. Wollen sie ihn wieder loswerden, kommt's oft noch schlimmer.

Anna-Lena Roth

Gerade im Sommer kommen sie zum Vorschein, dann blitzt es bei genauerem Hinsehen überall: auf dem Steißbein ein Tribal, um den Bauchnabel eine Sonne, im Nacken ein Delfin oder um den Oberarm Stacheldraht. Doch der Trend zum Tattoo scheint nachzulassen - und immer mehr Träger suchen einen Weg, den unliebsam gewordenen Körperschmuck entfernen zu lassen. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Schließlich gibt es die unterschiedlichsten Methoden: Einige Anbieter empfehlen, die Farbe mit dem Skalpell oder einem Hochdruck-Wasserstrahl herauszuschneiden, andere schleifen sie ab oder verbrennen sie elektrisch. "Aber die Methode mit dem größten Erfolg ist immer noch die Laserbehandlung", sagt Professor Michael Drosner, einer der leitenden Ärzte des Münchner cutaris, Zentrum für Haut-, Venen- und Lasermedizin. Im Gegensatz zu den anderen Behandlungsmethoden entstünden dabei kaum Narben.

Mit gezielten Laserstrahlen werden die einzelnen Farbpartikel in noch kleinere Teilchen zersprengt, die dann über das Lymphsystem abtransportiert werden. Das umliegende Hautgewebe bleibt unverletzt. Ursprünglich sei diese Methode zur Zertrümmerung von Nierensteinen entwickelt worden, seit Ende der neunziger Jahre werde sie aber erfolgreich zur Tattooentfernung eingesetzt, so Drosner.

Und dennoch: Auch bei der Laserbehandlung gibt es Probleme. So sei es gerade bei professionell angefertigten Tattoos oft sehr schwer, die Farben vollständig zu entfernen. Gelbe oder hautfarbene Verzierungen können beispielsweise kaum behandelt werden, da der Laserstrahl diese Farbpartikel nicht erkennt.

Mit einer einzigen Sitzung ist es ohnehin nicht getan. "Je nach Dichte und Farbe des Tattoopigments muss man mit über 20 Behandlungen rechnen", sagt der Mediziner. Zwischen den einzelnen Sitzungen müssen die Patienten etwa zwei Monate warten - so schnell, wie es gestochen wurde, ist das Tattoo also nicht entfernt. Dafür seien die Schmerzen in etwa identisch, "man muss sie nur häufiger erdulden", so Drosner. Auch die Kosten sind enorm: "Bei einem schwarzen Steißbeintattoo muss man pro Sitzung mit bis zu 400 Euro rechnen", sagt Drosner. Wer sein "Arschgeweih" entfernen lassen will, zahlt also bis zu 8000 Euro.

Um Kosten zu sparen, sollte man jedoch keineswegs auf Professionalität verzichten. "Wenn eine Tattoo-Entfernung nicht fachgerecht durchgeführt wird, kann dies zu schlimmen Komplikationen führen", sagt Drosner. Es drohen Entzündungen, Verfärbungen, Narben oder Pigmentstörungen. In Bayern dürfe jeder - nicht nur Ärzte - diese Behandlung anbieten, sagt Drosner. Er rät deshalb, sich vorher beim Hausarzt über seriöse Kliniken und Praxen zu informieren. Hilfreich seien auch verschiedene Gütesiegel, wie beispielsweise das der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft.

Die Gründe, warum Menschen ihren teuer und schmerzvoll erstandenen Körperschmuck wieder loswerden wollen, sind so vielfältig wie die Motive, die ihre Körper zieren. "Bei den meisten liegt es aber sicher daran, dass die Tätowierung nicht zur sozialen Schicht passt", sagt Drosner. Ein Polizist oder Banker mit einem Unterarm-Tattoo werde es schwer haben, eingestellt zu werden. Zu Drosner kommen aber auch Menschen, deren Tattoos nicht die gewünschte Farbe, Form oder Größe haben und die es deshalb loswerden wollen. "Oder junge Menschen, die sich den Gang ins Tattoo-Studio vorher nicht ausreichend überlegt haben."

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