Umstrittene Technologie:Da steckt Nano drin

Möglicherweise gefährden sie die Gesundheit - doch längst sind zahlreiche Produkte, die mit Nanotechnologie hergestellt wurden, auf dem Markt. Eine Übersicht.

Anna-Lena Roth und Sarina Pfauth

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Möglicherweise gefährden sie die Gesundheit - doch längst sind zahlreiche Produkte, die mit Nanotechnologie hergestellt wurden, auf dem Markt. Eine Übersicht.

Verbraucher können Produkten mit Nanopartikeln nur schwer aus dem Weg gehen. "In der Regel sind sie nicht gekennzeichnet", sagte Wolfgang Dubbert vom Umweltbundesamt (UBA) der Nachrichtenagentur dpa. Auf der anderen Seite würden viele Hersteller mit dem Begriff "Nano" werben, obwohl keine Nanotechnologie im eigentlichen Sinne eingesetzt worden sei. "Wir wissen nicht, wie viele Produkte mit Nanopartikeln auf dem Markt sind." Verbraucherschützer fordern deshalb ein Melderegister für Nano-Produkte.

Das Online-Verzeichnis des Wodrow-Wilson-Centers in Washington listet inzwischen jedoch rund 800 Verbraucherprodukte weltweit auf, die schon auf dem Markt sind - und für die Nanotechnologie in irgendeiner Form genutzt wird. Die Aufzählung ist allerdings unvollständig, weil sie auf Herstellerangaben beruht.

Welche Produkte dort aufgezählt sind - eine Übersicht.

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Umstrittene Technologie:Sonnenschutzmittel

Bei Sonnenschutzmitteln können die Verbraucher im Gegensatz zu anderen Produkten erkennen, ob Nanotechnologie im Spiel ist: Nanopartikel werden dort als UV-Filter eingesetzt. Sie sind enthalten, wenn auf der Liste mit den Inhaltsstoffen "Titandioxid" oder das englische "Zincoxid" verzeichnet ist. Ein zusätzliches Gesundheitsrisiko gebe es bei solchen Produkten aber nicht. Das Risiko der UV-Strahlen sei wesentlich höher.

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Alufolie, ddp

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Umstrittene Technologie:Alufolie

Eine schwarz beschichtete Alufolie, deren Entwicklung nach Herstellerangaben den "neuesten Fortschritten der Nanotechnologie zu verdanken ist", macht das Essen schneller warm: Die schwarze Fläche erreicht um bis zu 100 Grad Celsius höhere Oberflächentemperaturen beim Garen; diese Hitze wird direkt weitergeleitet zum Gargut. Der Effekt: Schwarz macht Alu schneller - die in "Toppits Back-Alufolie" zubereiteten Lebensmittel werden um bis zu 30 Prozent schneller heiß; sie werden dadurch angeblich außen knusprig und bleiben innen saftig.

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Zahnpasta, dpa

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Umstrittene Technologie:Zahnpasta

Der Konzern Henkel arbeitet bei der Zahncreme "Theramed SOS Sensitiv" mit Nanotechnologie: "Die Innovation gegen schmerzempfindliche Zähne", verspricht der Hersteller.

Die Empfindlichkeit am Zahnnerv soll durch die Zahncreme schnell reduziert werden. Ab der ersten Anwendung wird eine Schutzschicht aufgebaut, die winzigen Partikel des zahnähnlichen Materials gelangen beim Zähneputzen an die sensiblen Stellen und setzen sich schon bei der ersten Anwendung auf die freiliegenden Zahnhälse. "Mit dem Effekt, dass die Schmerzen, die zum Beispiel heiße oder kalte Speisen und Getränke verursachen können, dann nicht mehr den Zahnnerv treffen. Schon vom ersten Tag an werden die Schmerzen gemindert."

Die Seite mit den Informationen zu "Nanit®active", einem Wirkstoff auf Basis der Nanotechnologie, der von einem interdisziplinärem Forscherteam von SusTech Darmstadt und von Henkel entwickelt wurde, ist inzwischen gelöscht worden.

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Kühlschrank, ddp

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Umstrittene Technologie:Kühlschrank, Socken, Putzlappen

Verbraucherschützer warnen vor allem vor Produkten mit Silberionen. Diese Nanopartikel sollen zum Beispiel im Kühlschrank, in Socken oder Putzlappen antimikrobiell wirken. Aus Sicht der Verbraucherschützer völlig unnötig - eine gute Hygiene reiche in der Regel völlig aus. "Bei medizinischen Produkten können Silberionen sinnvoll sein, bei den Wandersocken eher nicht so", sagt Dubbert vom Umweltbundesamt. Zum einen werden die Silberpartikel beim Reinigen der Socken ausgewaschen und gelangten damit in die Umwelt. Zum anderen handele es sich um eine begrenzte Ressource, die nicht recycelbar ist.

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Fernglas, iStockphotos

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Umstrittene Technologie:Fernglas

Minox, der Hersteller von Ferngläser, verspricht sich viel von der Nanotechnologie. Auf seiner Internetseite beschreibt er die Wirkung für das optische Gerät APO-HG wie folgt: "Die neuartige MINOTEC Vergütung auf Nanotechnologie-Basis hilft, Staub, Wasser und Schmutz von den außen liegenden Glasoberflächen abzuweisen." Den gleichen Effekt machen sich auch ...

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Regenschirm, dpa

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Umstrittene Technologie:Regenschirm

... die Hersteller von Regenschirmen zu Nutze. Vorbild für den "Herrenschirm mit Nano-Technologie" der Firma Pro Idee war laut eigenen Angaben das Lotusblatt. So wolle man auch bei den Schirmen erreichen, dass Schmutz und Wasser einfach abperlen.

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Spray, iStockphotos

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Umstrittene Technologie:Imprägnierspray

Die Firma Holmenkol Sport-Technologies entwickelte die "Power Impregnation", eine auf "Nanotechnologie basierende Gewerbeimprägnierung". Auch hier machten sich die Hersteller den Lotuseffekt zu eigen um eine stark wasser- und schmutzabweisende Oberfläche zu bilden. Zusätzlich soll diese Imprägnierung schimmel- und fäulnishemmend wirken.

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Laufen, Joggen, Hose, iStockphotos

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Umstrittene Technologie:Hose

Der Outdoor-Spezialist Jack Wolfskin hat gleich mehrere Kleidungsstücke mit "Nano-Tex" im Angebot, unter anderem die Hose "Function 65 Nano-Tex mit dauerhaft schmutz- und wasserabweisenden Eigenschaften". Diese Technologie sei jedoch nicht gesundheitsschädlich, wie die Firma auf ihrer Internetseite versichert. Die Chemikalien und Prozesse, die zur Erzielung der Nano-Tex-Ausstattung angewendet werden, würden weltweit gültigen Umwelt-, Gesundheits-, und Sicherheitsbestimmungen entsprechen.

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Umstrittene Technologie:Tennisschläger

Um seine Tennis- und Badmintonschläger stärker zu machen, setzt Sporthersteller Head auf Nanotechnologie. In der Beschreibung des Schlägers "Nano Ti.Eclipse" heißt es: "Das Top-Model der Nano Titanium Serie in Übergröße ist ein Graphitfaser-Racket, das mit Nano verstärkt ist."

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Umstrittene Technologie:Schneidebrett

Das "Nanosilber Schneidbrett" verspricht viel. Durch die mit Nanosilber beschichtete Schneidefläche sollen die Lebensmittel vor Bakterien und Keimen geschützt werden. "Diese nur wenige millionstel Millimeter kleinen Partikel aus reinem Silber bekämpfen Bakterien und töten 99,9% aller Keime ab", verspricht die Produktinformation.

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Umstrittene Technologie:Fensterabdichtung

Nanotechnologie wird auch in Abdichtungsmassen verwendet. Zum Beispiel bei "Nano Glasscheiben-Versiegelung SR" der Firma Percenta. Hier soll die Technologie vor allem vor dem Beschlagen - und damit vor zu viel Feuchtigkeit - schützen.

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Nano, dpa

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Das Umweltbundesamt hatte am Mittwoch ein Hintergrundpapier zu Chancen und Nutzen der Nanotechnik veröffentlicht.

Darin lehnt die Behörde die Technik nicht grundsätzlich ab, empfiehlt aber: "Die Verwendung von Produkten, die Nanomaterialien enthalten und frei setzen können, sollte - so lange ihre Wirkung auf Mensch und Umwelt weitgehend unbekannt ist - möglichst vermieden werden."

In diesem Bereich sei noch viel Forschungsarbeit notwendig.

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(sueddeutsche.de/dpa/pfau/jja)

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