Das Dorf Samaschki in Tschetschenien ist gerade von russischen Hubschraubern und schwerer Artillerie angegriffen worden, ein kurzer, harter Schlag, um uneinsichtige Bewohner nachdrücklich zu belehren, wer am Kaukasus das Sagen hat. Sie haben wohl Widerstandskämpfer beherbergt. Mein Kamerateam und ich sehen die Aktion aus einem Kilometer Entfernung, wir fahren hin, um die Menschen zu befragen, um Tod, Zerstörung zu dokumentieren. Es ist so eigenartig: Sie sind wütend, sie weinen, Männer wie Frauen. Die größte Empörung gilt aber der Ungeheuerlichkeit, dass ein Mädchen aus dem Dorf zuvor entführt und wahrscheinlich vergewaltigt worden ist. "Unsere Jasmin, schön, jung, weißes Kleid mit Blumen." Die Schändung entehrt das Dorf, bricht den Stolz, bricht den Widerstandswillen, das ist wohl die Absicht.
Ukraine:Braucht es eine feministische Außenpolitik?
Weinende Frauen, Männer mit Waffen: Berichte aus Kriegsgebieten zeigen die immergleichen Stereotype. Dabei sind Frauen in Kriegen viel mehr als nur Opfer. Unsere Autorin wünscht sich, dass das endlich gesehen wird.
Essay von Sonia Mikich
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