Ugly Dance World Cup:Die Foxtrottel

Keine Chance für Dancing Queens: Beim World Cup im Hässlichtanzen in Hamburg zählen andere Werte. Wir stellen die Teilnehmer und ihre Bewerbungsvideos vor. Achtung: Es wird grell.

Ulrike Bretz

Endlich eine Veranstaltung für Menschen, über die in der Disko sonst immer gelacht wird: Beim zweiten Hamburger Ugly Dance World Cup am Samstag wird Mut zum hässlichen Tanzen belohnt - und die Szene feiert einen neuen Trend.

Ugly Dance World Cup

So schön kann hässlich sein: Die Teilnehmer des zweiten Ugly Dance World Cup in Hamburg präsentieren sich in ihren Bewerbungsvideos von ihrer besten Seite (im Bild Team "Jeremy-Pascal FuNfF10").

(Foto: Ugly Dance World Cup GbR)

Denn um besonders unsympathisch rüberzukommen, werfen sich die Teilnehmer in Outfits, für die die Bezeichnung "Bad Taste" noch schmeichelhaft wäre, und wählen für ihre Choreographie vorzugsweise drittklassige Dancefloormusik der neunziger Jahre aus. Wichtige Accessoires sind neonfarbene Leggings, entstellende Riesenbrillen und Jogginganzüge in Schweinchenrosa.

Was daran so toll sein soll, können nicht einmal die Veranstalter so genau sagen. Die vier 32 Jahre alten Männer aus Hamburg, die nach eigenen Angaben gefangen sind in Körpern von 23-Jährigen und getrieben von Gehirnen Elfjähriger, haben selbst nur eine sehr unzulängliche Erklärung für ihr Tun: "Aufgrund des Klimawandels hat uns ein Evil Monkey befohlen, eine Weltmeisterschaft im Hässlichtanzen zu organisieren. Wir sind nur der ausführende Arm einer neuen Bewegung. Die Zeit war reif", sagt Veranstalter Florian Schüppel.

Den Helden der neuen Bewegung auf der Tanzfläche ist offenbar gar nichts peinlich. Sie stellen sich ohne Scham den kritischen Blicken der Jury. Die besteht aus dem amtierenden Weltmeister im Hässlichtanzen, einem Gast aus dem Publikum und einem Hässlichtänzer, der sich beworben hat, aber nicht in die Finalrunde gekommen ist. Im Finale entscheidet dann das Publikum: Wer am lautesten ausgebuht wird, hat gewonnen.

Dorthin muss man es aber erst mal schaffen. Voraussetzung zur Teilnahme war ein Bewerbungsvideo, das das ganze Nichtkönnen der Möchtegern-Tänzer dokumentiert. Zehn Bewerberteams haben die erste Hürde geschafft und treten am Samstag in einem Klub am Hamburger Heiligengeistfeld gegeneinander an.

Wir haben uns die Bewerbungsvideos genauer angeschaut - und schonmal unsere drei Favoriten gekürt. Die Filme der anderen Teilnehmer möchten wir Ihnen aber auch nicht ersparen. Durch Klicken auf den Teamnamen gelangen Sie direkt zum Video.

Platz 3: Jeder Name weckt Vorurteile - und Jeremy-Pascal klingt verdächtig nach einem würdigen Nachfolger des Vornamens Kevin. Im Falle des Teams Jeremy-Pascal FuNfF10 sind die Vorurteile durchaus berechtigt. In nicht einmal zwei Minuten zeigt es, wie unrythmisch und ungrazil man sich zu Blümchens Hit Bumerang bewegen kann. Herausstechend ist die Erscheinung des Tänzers im aufgetragenen Jogging-Overall - oder ist es doch ein Taucheranzug? Allein das Zuschauen treibt einem die Schweißperlen auf die Stirn.

Platz 2: Herzrfrischend und wie aus dem echten Leben kommt das Video des Hamburger Teams Fett-tastic Kidz rüber - und im echten Leben tanzt eben niemand wie Detlef D! Soost. In Trainingsjacken aus dem Second-Hand-Laden versuchen sich die Frauen zum Sound von "Rapper's Delight" trotz deutlich sichtbarer Talentlosigkeit an der Königsdisziplin Breakdance - und zelebrieren ihr Scheitern. Sympathisch - und ausgewiesen hässlich.

Platz 1: Die Rolltreppe rauf und runter, die Beine aufs Geländer und die Arme in die Luft: Das Team Trendy Fesch und Hip in Hamburg gibt alles. Das Bewerbungsvideo des Trios heißt passenderweise "Einfach ugly - der Tanzfilm aus der schönsten Stadt Deutschlands". Absurd ist der Film deshalb, weil die drei sich ohne Hemmungen in die U-Bahn-Stationen, Fußgängerzonen und Einkaufszentren ihrer Stadt begeben. Und zwar genau dorthin, wo der dezente hanseatische Chic zu Hause ist. Vor solchen Schaufenstern kommen die Outfits der drei Darsteller besonders gut zur Geltung - dezent ist an ihnen nämlich gar nichts. Eine übergroße Pelzjacke, ein bunt gemusterter Ganzkörperoverall und ein goldener Rock zum Bolero-Jäckchen - das Team zeigt, dass es von Geschmacklosigkeit viel versteht.

Bei der Choreographie zeigen die Tänzer vollen Einsatz und wälzen sich gekonnt nicht im Takt auf dem Fußboden eines Einkaufszentrums zur Musik der einstigen Mädchenband Tic Tac Toe, die man doch gerade erfolgreich verdrängt hatte. Kein Wunder, dass die Passanten in ihren grauen Anoraks neidisch auf das Trio und dessen Ghettoblaster blicken: Hässlichtanzen will gelernt sein.

Aber auch die anderen Anwärter haben sehenswerte Videos eingereicht: Durch das Klicken auf den Teamnamen gelangen Sie zum Film.

Team JAMP Aachen, wa!: Deichkind, aufgepasst: Dieses Team könnte euch Konkurrenz machen. Im Gymnasiktraum zeigen drei Aachener, wie ungesund Bewegung sein kann.

Remmidemmi: Klägliche Tanzversuche im Schlafzimmer, festgehalten in Homevideo-Qualität. Das Beste an dem Filmchen des Schweizer Teams: Es dauert nur zwei Minuten.

Team Schädel: Von Nürnberg nach Hamburg - dieses Team könnte es schaffen. Die vier Tänzer namens "Lord Sidyes", "Cpt. Schrott", "Der Schädel" und "Zuhälter" zeigen, dass sich eine Halfpipe nicht nur zum Skateboardfahren eignet, sondern auch zum Hässlichtanzen. Zudem präsentieren diese Tänzer die hässlichste Performance zum Backstreet Boys-Hit "I want it that way", die man sich vorstellen kann.

Die Dezentiner: Das Team aus Steinfeld hat für sein Bewerbungsvideo das Setting ausgesucht, das bei Jugendlichen in ländlichen Gegenden hoch im Kurs steht: einen Supermarkt und den Parkplatz davor.

Chucklines of Norris: Das einzige Luxemburger Team im Wettbewerb. Es zeigt: Nicht nur Deutsche tanzen hässlich. Ungemein beruhigend.

Woidboyz: Getanzte Jagdszenen, unterlegt mit Blasmusik - das Team aus München gibt sich heimatverbunden und betont stümperhaft.

Inferno Ragazzi: Dieses Team behauptet, aus Hollywood zu stammen. Miese Schnitte, schlechte Qualität und ein unmöglicher Tanzstil zeigen, dass das nicht stimmen kann. Zum Glück für Inferno Ragazzi gibt es den Hamburger World Cup.

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