Überblick:Sechs Väter-Typen hat das Land

Die Soziologen Andrea Bambey und Hans-Walter Gumbinger sind der Frage nachgegangen, wie sich die Rolle des Vaters gewandelt hat und wie sich dies auf die Familienkonstellation auswirkt. Mit dem Ergebnis: Sechs Vater-Typen hat unser Land.

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Dies ist die größte Gruppe von sechs Vater-Typen. Von 1500 Vätern konnten 435 Väter (28,5 Prozent) dem egalitären Vater zugeordnet werden.

Er verhält sich partnerschaftlich, geduldig und ist dem Kind zugewandt. Er wird von seiner Partnerin sehr akzeptiert und fühlt sich in seiner Vater-Rolle sehr sicher, die von emotionaler Kompetenz und reflexiver Auseinandersetzung getragen ist.

Dem egalitären Vater ist es sehr wichtig, dass Erziehungsfragen und -konflikte mit hoher Flexibilität gelöst werden. In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Rollenaufteilung in einigen Familien doch noch starke traditionelle Züge hat - sprich die Frau ist tagsüber zu Hause, der Mann verdient das Geld.

Die Paare haben diese traditionellen Arrangements mit beruflichen oder finanziellen Zwängen begründet. Und obwohl der Vater also nicht den ganzen Tag präsent ist, ist er durch sein hohes Engagement in manchen Fällen sogar der stärkere emotionale Bezugspunkt für das Kind.

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Diese Gruppe ist die zweit größte mit 376 Vätern (24,7 Prozent).

Der fassadenhafte Vater beschreibt sich wie folgt: Er will mehr als nur der Brotverdiener sein. Er distanziert sich vom traditionellen Rollenverständnis. Er schätzt sein Verhältnis zum Kind positiv ein und versteht sich als "Freund des Kindes".

Er glaubt, dass er viel für seine Kinder tut. Aber im dem Paar-Interview hat sich gezeigt, dass die Realität anders aussieht: Der fassadenhafte Vater stellt seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund. Erst nach einigem Zögern hat er sich für die Vaterschaft entschieden. Im Familienalltag ist er nicht präsent und nimmt wenig Anteil am Leben des Kindes. Er löst nur schwer die Alltagsprobleme, so dass er keine eigenständige Haltung findet.

Stattdessen positioniert er sich zwischen den Erwartungen seiner Partnerin und den modernen gesellschaftlichen Rollenanforderung. So kommt es, dass hinter der fürsorglichen, überlegenen und gewissenhaften Fassade ein hilfloser Vater steckt.

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271 Väter (17,8 Prozent) von 1500 werden in dieser Gruppe zusammengefasst.

Der traditionell-distanzierte Vater sieht seine Hauptaufgabe darin, für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Allerdings ist er kein Herrscher-Typ, der die Entscheidungen trifft. Vielmehr lässt er seine Frau den Familienalltag managen, denn für ihn ist die Frau von Natur aus weitaus kompetenter in Sachen Erziehung.

Er steht zu diesem traditionellen Rollensystem und ist deshalb emotional distanziert. Lediglich über gemeinsame sportliche Aktivitäten oder technische Interessen baut er Beziehungen zu seinem Kind auf.

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195 Väter (12,8 Prozent) werden dieser Gruppe zugerechnet.

Der unsicher, gereizte Vater ist offen für das neu definierte Vaterbild, er handelt sehr oft im traditionellen Rollenschema. Er findet nur schwer in seine väterliche Identität und ist froh, wenn sich die Mutter mit dem Kind beschäftigt. Er reagiert gereizt und ungeduldig auf die Bedürfnisse des Kindes.

Aber er beschönigt sein Verhalten auch nicht und gibt ehrlich zu, dass sein Verhältnis zum Kind eher schlecht ist. Denn in der Tat ist die Beziehung zwischen diesem Vater-Typ und seinem Kind die schlechteste.

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Von 1500 werden 156 Väter (10,2 Prozent) als randständig bezeichnet.

Bei dieser Gruppe stimmten die Ergebnisse zwischen Fragenbogen, bei dem der Vater sich selber einschätzen musste und Interview, bei dem auch die Partnerin zur Familiensituation befragt wurde, nicht überein. Aber dieser Vater-Typ beschönigt im Fragebogen nicht seine Lage, sondern er schätzt die Wünsche seiner Familien vollkommen falsch ein, wie dann das Paar-Interview zeigte.

Der randständige Vater hat sich aus dem Familienleben zurückgezogen, da er der Meinung ist, seine Partnerin wolle das so. Wenn er sich mehr engagiere, würde seine Frau das als Misstrauen interpretieren und glauben, dass er ihr die Erziehung nicht zutraut und sich deshalb einmischt.

Außerdem hat er das Gefühl, dass die Mutter ihn aus der Beziehung zum Kind ausschließen will. Aber in Wirklichkeit wünschen sich die Mütter, dass sich die Väter beteiligten. Die Mütter fühlen sich im Stich gelassen, weil sie allein für die Erziehung zuständig sind. Der randständige Vater glaubt, er muss ein moderner Vater sein, aber das passt nicht zu seinem traditionellen Weltbild und zu seinem Vater-Verständnis. Er zieht sich deshalb gekränkt, auch hilf- und ratlos zurück, wenn das Kind seinen Ratschlag nicht annimmt.

Er hat kein Mittel, sein Kind zu erreichen. Aus dieser Unsicherheit heraus streitet die Eltern oft über Erziehungsfragen.

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Diese Gruppe ist mit 91 Vätern (sechs Prozent) die kleinste Gruppe.

Der partnerschaftliche und egalitären Vater haben viel gemein: Beide Typen engagieren sich stark, sind geduldig und werden von der Partnerin im hohen Maß akzeptiert. Beide richten ihr Leben stark danach aus, um der Fürsorge der Kinder gerecht zu werden.

Allerdings kommt für den traditionellen-partnerschaftlichen Typ als erzieherische Maßnahme durchaus eine Ohrfeige in Betracht. Außerdem neigt er zu den traditionellen Rollenvorstellungen - der Mann ist das Oberhaupt.

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