Treppenläufe:Es geht treppauf

Matthias Jahn ist einer der weltbesten Treppenläufer - und hat das beim Frankfurter "Sky Run" wieder einmal bewiesen.

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Matthias Jahn

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Matthias Jahn ist einer der weltbesten Treppenläufer - und hat das beim Frankfurter "Sky Run" wieder einmal bewiesen.

Die meisten Menschen ärgern sich, wenn der Aufzug ausfällt - ohne Lift in den obersten Stock eines Wolkenkratzers zu gelangen, ist ganz und gar keine angenehme Sache. Matthias Jahn sieht das anders. Zwar nimmt auch er in einem Hochhaus gerne den Fahrstuhl, allerdings nur, um nach unten zu kommen. Hinauf rennt er lieber. Denn Jahn ist einer der besten Treppenläufer der Welt.

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Frankfurter Messeturm

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Der 25-Jährige nimmt an Wettkämpfen überall auf der Welt teil. Der Frankfurter Messeturm mit seinen 1344 Stufen ist das dritthöchste Gebäude Europas - und eine Herausforderung, die Jahn nur zu gerne annimmt. Schon 2007 konnte er den Lauf für sich entscheiden - und auch 2008 schaffte er es wieder.

Er weiß genau, worauf er bei diesem Wettkampf zu achten hat: "Die Treppenabsätze wenden nicht um 180, sondern um 90 Grad."

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Frankfurter Messeturm

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Veranstalter des "Sky Run" ist die Kelkheimer "Arbeitsgemeinschaft für Querschnittsgelähmte" (Arque). Die Teilnahmegebühr beträgt für den Einzelstarter 50 Euro, Teams zahlen 500. Treppenlaufen für einen guten Zweck: Die Startgelder kommen querschnittsgelähmten Kindern zugute.

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Matthias Jahn

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61 Stockwerke hat der Messeturm vorzuweisen. Das erfordert Kondition - und Übung. Jahn, der aus Langenbieber bei Fulda stammt, ist gestählt vom Training in der hügeligen Rhön. Vor fünf Jahren gelang ihm der Sprung in die deutsche Berglauf-Nationalmannschaft.

Treppensprints empfahl ihm ein Trainer ursprünglich zur intensiven Wettkampfvorbereitung. Am Ende wechselte er die Disziplin - die Treppen reizten ihn mehr als die Berge. Jahn ist nicht der einzige Treppenläufer, der die Bezwingung des Gipfels gegen die Bezwingung des Wolkenkratzers eintauschte. So nimmt auch der mehrfache Berglaufweltmeister Marco Gasperi aus Italien inzwischen lieber die Treppe.

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Main Tower

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Der Unterschied: Berge sind für alle da, Treppenhäuser nicht. Jahn hatte auf der Suche nach einem geeigneten Übungsterrain einige Zusammenstöße mit dem Gebäudepersonal und verschrecken Hausbewohnern, bis er vor zwei Jahren endlich das perfekte Trainingsgebäude fand.

Den vierthöchsten Wolkenkratzer Frankfurt, den 200 Meter hohen Main Tower, darf er erstürmen, so oft er nur will. Und obwohl der Betriebswirt seit einem Jahr in München wohnt, will er das sehr oft. Jeden Sonntag reist er nach Frankfurt und rennt dreimal hintereinander die mehr als 1000 Stufen des Main Towers hinauf. In sechs Minuten - nach unten geht es mit dem Lift. Während es die meisten Leute umgekehrt halten, meiden Treppenläufer den Weg abwärts aus Angst vor Verletzungen.

"Ein Glücksfall" sei dieser Trainingsort, erklärt Jahn. "Der Main Tower ist ideal, denn er hat zwei Treppenhausschächte." Ein Schacht ist links- der andere rechtsdrehend. So kann sich Jahn für seine Wettkämpfe auf beide Varianten vorbereiten.

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Empire State Building

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Je nachdem welcher Lauf ansteht, nimmt sich Jahn den entsprechenden Schacht vor. So waren Anfang dieses Jahres die Rechtskurven angesagt - das weltweit renommierteste Treppenrennen stand bevor. Der "Empire State Building Run Up" in New York findet auf Marmorstufen statt, und die drehen sich nach rechts.

Treppenlaufen, das zunächst eine Trainingsvariation im Leistungssport darstellte, ist seit den 70er Jahren eine eigenständige Wettkampfsdisziplin. Seit 1978 darf das Empire State Building erstürmt werden.

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Empire State Building

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1576 Stufen, 102 Stockwerke und 320 Höhenmeter. Jedes Jahr drängeln sich rund 100 Treppenläufer vor dem Empire State Building und kämpfen um Ruhm und Ehre in der Welt der Treppenstufen.

Jahns Training zahlte sich aus: Als Dritter erreichte er im Februar das Ziel. Sein Freund Thomas Dold holte bereits zum dritten Mal in Folge den Sieg.

Die beiden sind Konkurrenten, aber auch Trainingspartner: Häufig reist auch Dold sonntags aus dem Schwarzwald nach Frankfurt und flitzt dort gemeinsam mit seinem Freund die Stufen des Main Towers hoch.

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101

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Treppenläufer kommen auf der Suche nach den schönsten, höchsten und spektakulärsten Wettkämpfen in der ganzen Welt herum.

Der Menara Tower in Kuala Lumpur, Malaysia, führt die Liste der stufenreichsten Hochhäuser mit 2058 Treppenstufen an. Dicht dahinter rangiert Taipehs 101 (Bild) mit 2046 Stufen. In Kanada schießt der Torontos CN Tower in die Höhe (1776 Stufen), in den USA ist es in Chicago das John H. Center (1632 Stufen).

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Sky Tower

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Das Empire State Building kommt, was die Anzahl der Treppenstufen betrifft, erst an fünfter Stelle, der Frankfurter Messeturm nimmt den sechsten Platz ein. 1029 Stufen hat der Sky Tower in Auckland, Neuseeland, vozuweisen (Bild).

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Park Inn

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Etwas kurz geraten wirkt daneben das Park Inn in Berlin (Bild). Die 770 Stufen sind für Jahn eine nette Vorbereitung auf den "Sky Run" in Frankfurt.

Unter ferner liefen sind die Plätze 9 und 10 einzuordnen: Wer einmal am "Empire State Building Run Up" teilgenommen hat, lässt sich weder vom Messeturm in Basel (542 Stufen) noch vom Uni-Hochhaus Magdeburg (231 Stufen) beeindrucken.

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Park Inn

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Der "Sky Run" Berlin im Park Inn, der dieses Jahr am 12. Mai stattfand, lockte über 250 Läufer an. Die 39 Stockwerke und 770 Stufen mögen für die trainierten Treppenrenner zwar nicht das Höchste aller Gefühle sein - doch es gibt einige Teilnehmer, die jede Treppenstufe am ganzen Leib zu spüren bekommen.

Zum zweiten Mal kämpfen europäische Feuerwehrleute um den Titel "Internationaler Deutscher Meister im Treppenlauf". Ihr Handicap: eine 30 Kilogramm schwere Feuerwehrausrüstung.

Jahn, der sich seinem Freund Dold knapp geschlagen geben musste, erreichte in Berlin den zweiten Platz.

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Treppenhaus

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Für Jahn gleicht keine Stiegenlandschaft der anderen. Er unterscheidet Steinstufen, Gittersprossen, Stahltreppen, Holzgeländer, Metallgeländer, Tritthöhen und Zwischenstockwerke. Er kennt die unterschiedlichsten Treppenhausgerüche, hat Handlauf-Schwielen an seinen Händen und Einlagen für seine Schuhe, die nach Bedarf den Fuß in Rechts- oder Linksneigung bringen.

Ab und zu rast Jahn auch die heimatlichen Treppenstufen hoch. Er wohnt in einem Hochhaus auf dem Fuldaer Aschenberg und läuft die 14 Etagen in einer Minute. Oben am Aufzug wartet er dann auf seine Freundin.

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Text: ddp/sueddeutsche.de/insc

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