Trendgetränk der Krise:Prosecco für alle!

In Zeiten der Krise geht der Trend zur Massenware: Die Welt lässt ab vom Champagner und besinnt sich auf das italienische Bläschengetränk.

Harald Hordych

Die Krise macht ein Massengetränk wieder zur Luxusware. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz der Champagnerhäuser um fünf Prozent zurückgegangen. Nun meldet der Independent, dass 2008 mehr Engländer mediterrane Bläschengetränke wie Cava und Prosecco gekauft haben - Umsatzsteigerung 37 Prozent!

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Finger weg von Prosecco, der nicht aus DOC-Regionen stammt.

(Foto: Foto: AP)

Das Lieblingsgetränk erfolgreicher Briten, der Champagner, sackte dagegen um vier Prozent ab. In Frankreich, wo die Hälfte allen Champagners geschlürft wird, war ohnehin nach den Jahren des Wachstums die Frage aufgeworfen worden, wo in der Champagne überhaupt noch Reben angebaut werden können, um den immer wachsenden Bedarf zu decken.

Weniger Mundgeruch

Doch unser Interesse gilt den Briten! Soll man sie bemitleiden oder beglückwünschen? Beides natürlich. Einerseits ersparen sie sich nun den trockenen Mund, den der Genuss des teuren Getränks gern nach sich zieht, oder den Mundgeruch, den er laut Elizabeth Taylor unweigerlich verursacht.

Andererseits rückt die verregnete Insel näher an Südeuropa heran, allerdings zum hohen Preis des Sodbrennens, den viele deutsche Damenrunden bezahlen, weil sie die Prosecco-Brühe als das Maß allen weltgewandten Zuprösterchens entdeckt haben. Was zweifellos auch an der schön klingenden Herkunfts-Region Conegliano-Valdobbiadene liegt. Vor allem ist selbst das Spitzensegment Prosecco Spumante - also Schaumwein, der oft wie Champagner und deutscher Winzersekt die Kohlensäure durch die aufwändige Flaschengärung bildet - billiger.

Den faden Prosecco aus anderen Anbaugebieten (ohne das der Original-Region vorbehaltene DOC) bezeichnete der Stern als den "größten Kollateralschaden der deutsch-itialienischen Weingeschichte". Als Trost bleibt den Engländern immer noch ein vollgezapftes Pint. Da perlt vielleicht nichts. Aber das erwartet ja auch niemand.

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