Trend: Der Fuchsschwanz:Von hinten betrachtet

Früher hingen sie an jeder Opel-Manta-Antenne. Heute ist die Emanzipation so weit: Frau trägt jetzt den Fuchsschwanz als Anhängsel.

Holger Gertz

Was die Zurschaustellung der eigenen Person angeht, gehört der Fuchs zu den angenehm zurückhaltenden Tieren. Dauernd ist von ihm die Rede, sogar in Kinderliedern kommt er vor, aber leibhaftig gesehen hat ihn kaum je ein Mensch, Jäger ausgenommen.

tasche mit fuchschwanz

Nachdem die Frauen bewiesen hatten, dass sie Flaschenbiertrinker und Fußballweltmeister und Bundeskanzler sein konnten, wollen sie jetzt auch Fuchsschwanzträger sein.

(Foto: Foto: gucci)

Für die Tierwelt ist der Fuchs, was Thomas Pynchon für den Literaturbetrieb ist. Die Menschen neigen dazu, denjenigen zu interpretieren, der sich ihnen verweigert, und so ist es gekommen, dass der Fuchs unter anderem als freiheitsliebend eingestuft worden ist und sein Schwanz als eine Art Symbol dieser Ungebundenheit.

Männer, die sich grundsätzlich lieber für verwegen halten als für häuslich, hängten sich deshalb früher präparierte Fuchsschwänze an die Antennen ihres Opel Manta.

Schnauzbärtige Männer aus Bottrop, Essen oder Bochum, sie ernährten sich von Currywurst mit Pommes und strichen sich, nach Ende der Mahlzeit, mit dem Handrücken die Ketchup-Reste aus dem Schnauzbart. Anschließend rülpsten sie so kraftvoll, dass die Kinnpartie ein wenig nachbebte.

In Zeiten ungezähmter Männer

Es waren wilde Zeiten, in denen ungezähmte Männer wie diese gedeihen konnten, aber weil sie weniger diskret auftraten als der Fuchs, ihr Wappentier, fingen sie irgendwann an, fürchterlich zu nerven, und bald darauf verschwanden die letzten Mantas aus den Schauhallen der Gebrauchtwarenhändler, und die Vokuhila-Frisuren wurden sogar bei ostdeutschen Berufsfußballern unbeliebt. Und die Füchse, die sich bereits daran gewöhnt hatten, ständig Artgenossen mit verbundenen Hinterteilen zu begegnen, konnten wieder entspannter in die Zukunft schauen. Bei den Füchsen schien so weit alles in Ordnung.

Bei den Menschen ordnet sich alles neu, und nachdem die Frauen bewiesen hatten, dass sie Flaschenbiertrinker und Fußballweltmeister und Bundeskanzler sein konnten, wollen sie jetzt auch Fuchsschwanzträger sein. Sie machen den Männern wirklich jeden Unsinn nach. Allerdings dezenter, charmanter, fuchsschonender.

Sie knoten den Schwanz, der auch gern aus Plüsch gefertigt sein kann, nicht an der Pkw-Antenne fest, sondern hängen ihn an die Handtasche. Die Modemenschen sprechen von einem handfesten Trend und verweisen auf den ein paar Saisons alten Fell-Anhänger des Labels Gucci (Bild). Derartige Ensembles sieht man hier und da und immer häufiger in diesen Mode-Blogs von der Straße, die derzeit im Internet populär sind.

Vereinzelt lassen Fuchschwanzträgerinnen ihn auch aus der Gesäßtasche baumeln. Bei der Frau sitzt der Schwanz also ungefähr dort, wo er beim Fuchs auch sitzt, trotzdem steht die an die Frauen gerichtete klassische Männerfrage auch hier im Raum: Warum macht ihr das?

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