Tourismus - Lübeck:Minister: Tourismus im Norden weiter mit Wachstumspotenzial

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Lübeck (doa/lno) - Trotz der kräftigen Zuwächse in den vergangenen Jahren hat der Tourismus in Schleswig-Holstein nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Bernd Buchholz noch beachtliches Wachstumspotenzial. Ziel sollte es sein, bis Mitte des nächsten Jahrzehnts eine weitere Steigerung um 20 Prozent zu erreichen, sagte der FDP-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Dabei gehe es nicht nur mehr Kapazitäten, sondern vor allem auch um eine höhere Qualität. Diese führe auch zu einer besseren Auslastung über das ganze Jahr hinweg. "Unser Bestreben muss dahin gehen, Schleswig-Holstein als Ganzjahresdestination viel stärker in den Blickpunkt zu rücken - dann schaffen wir Wachstum, ohne dass dies zu Lasten von anderen, auch ökologischen Belangen geht."

Buchholz nahm am Montag in Lübeck an einem von der Industrie- und Handelskammer ausgerichteten Tourismustag teil. "Von einem "Overtourismus" sind wir aus meiner Sicht meilenweit entfernt", sagte er. "Das größte Wachstumshindernis im Tourismus ist zurzeit schon der Fachkräftemangel." Aus Buchholz' Sicht wäre es sinnvoll, einmal die Zufriedenheit der fast 170 000 Beschäftigten im Tourismus zu messen.

Mit einiger Sorge sehe er, dass in einigen Kommunen zum Teil die Bedeutung des Tourismus für die Gesamtwirtschaft möglicherweise unterschätzt werde, sagte Buchholz. Entscheidungen gegen Hotelprojekte machten nachdenklich.

Die quantitativen Ziele der bis 2025 angelegten Tourismusstrategie des Landes seien alle schon erreicht, sagte der Minister. Das gilt besonders für die Vorgaben, den touristischen Bruttoumsatz um 30 Prozent zu steigern und die Zahl der gewerblichen Übernachtungen im Jahr auf 30 Millionen zu erhöhen. "Deshalb muss man jetzt aber keine neue Strategie machen, sondern die alte nachjustieren", sagte Buchholz. Als Beispiel nannte er die noch wichtiger gewordenen Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit im ökologischen, aber auch im ökonomischen und im sozialen Sinne.

Im Blick auf das von Buchholz ausgemachte Wachstumspotenzial sagte der DGB-Landesvorsitzende Uwe Polkaehn, die Arbeitsbedingungen seien schon jetzt mehr als unterirdisch. Zwei von drei Arbeitnehmern in Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufen arbeiteten mehr als 45 Stunden in der Woche; vielfach würden Überstunden nicht entlohnt oder ausgeglichen. Die Mitarbeiter müssten endlich einen festen Anteil am Tourismusboom erhalten, sagte Polkehn. "Die Mitarbeiter brauchen mehr Wertschätzung. Geld, Arbeitszeit und Ausbildungsbedingungen müssen stimmen." Gerade die Auszubildenden würden oft als billige Arbeitskräfte missbraucht. "Der Landesregierung fehlt in Sachen "Qualität der Arbeit" leider das Problembewusstsein."

Zum Tourismustag kamen rund 340 Branchenvertreter nach Lübeck. Der Sektor kommt im Norden auf einen Bruttoumsatz von 9,5 Milliarden Euro im Jahr. Die Zahl der Übernachtungen in den Häusern mit mindestens zehn Betten war 2018 auf rund 34,5 Millionen gestiegen.

Der Hauptgeschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein, Björn Ipsen, forderte, die Tourismusförderung auszubauen und die Unternehmen von unnötiger Bürokratie zu entlasten. "Wir brauchen Programme, die dem Arbeits- und Fachkräftemangel in der Branche entgegenwirken."

Tourismus sei nicht nur für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt, sondern auch für das Image des Landes und die Lebensqualität der Bevölkerung ein bedeutsamer Faktor", sagte die Vorsitzende des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein, Plöns Landrätin Stephanie Ladwig. "Er trägt aber zugleich zu globalen Veränderungen wie Klimawandel und Ressourcenverbrauch bei, die ein aktives und nachhaltiges Handeln erfordern." Die Gäste sollten mit attraktiven Angeboten dazu motiviert werden, im Urlaub so oft wie möglich ohne Verbrennungsmotor unterwegs zu sein.

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