Tourismus - Erfurt:Pfingst-Tourismus und Corona: Wetter entscheidender Faktor

Corona
Blick auf den Baumwipfelpfad Harz. Foto: Swen Pförtner/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Erfurt (dpa/th) - Bei einigen vor allem größeren Hotels sind in den vergangenen Tagen nach Angaben des Thüringer Tourismusgesellschaft (TTG) verstärkt Buchungen für Kurzurlaube eingegangen. "Ein kurzfristiger Buchungstrend für das Pfingstwochenende gerade in den letzten Tagen ist deutlich spürbar", sagte TTG-Sprecherin Theresa Wolff der Deutschen Presse-Agentur. Unter anderem Hotels in Oberhof und Friedrichroda hätten von einer gestiegenen Nachfrage berichtet. Zudem habe ein größeres Hotel in Weimar über das vergangene Himmelfahrtswochenende von einer "guten Auslastung" berichtet und rechne nun mit ebenso guten Gästezahlen über Pfingsten.

Alles in allem aber bleibe die Situation für die Branche wie den gesamten Tourismussektor wegen der Corona-Pandemie schwierig. Eine vollständige Auslastung der Hotels sei wegen der Auflagen derzeit nicht möglich, auch in den Restaurants müsse der Mindestabstand eingehalten werden, sagte Wolff. Nach einer Umfrage der Gesellschaft habe die Mehrheit der Thüringer Hotels sowohl in den Städten als auch auf dem Land noch freie Kapazitäten und Zimmer.

Nach Angaben des Geschäftsführers des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Thüringen, Dirk Ellinger, wird das Wetter vor allem für Gaststätten und Restaurants auch in Corona-Zeiten maßgeblich darüber mitbestimmen, wie das Pfingstgeschäft ausfällt. Seiner Wahrnehmung nach sei die Stimmung in der Branche deshalb kurz vor den Feiertagen verhalten. "Die Menschen sind ja auch nicht gerade freudig erregt, wenn es ums Geldausgeben geht", sagte Ellinger. Da viele Menschen in Kurzarbeit seien oder um ihren Arbeitsplatz bangen müssten, würden es sich viele gut überlegen, ob sie Geld für einen Restaurantbesuch oder gar ein Wochenende im Hotel ausgäben.

Seit Hotels und Gaststätten, aber etwa auch Ferienhäuser in Thüringen wieder Gäste empfangen dürfen, bewegen sich die Auslastungszahlen insgesamt nach Einschätzungen von Wolff und Ellinger auf einem niedrigen Niveau. "Die Reisebewegung nach Thüringen ist in den letzten anderthalb Wochen nach der Wiedereröffnung vieler Hotels, Gaststätten und Kultureinrichtungen moderat angestiegen", so Wolff.

Die Beherbergungsunternehmen seien regional sehr unterschiedlich, in der Regel aber unter dem für diese Jahreszeit durchschnittlichen Niveau ausgelastet. Klar erkennbar sei, dass die Menschen derzeit nicht so sehr auf eine bestimmte Region festgelegt seien. Stattdessen suchten sie vor allem eine bestimmte Art des Ausflugs oder Urlaubs, unabhängig davon, wo sie ihn finden können. "Ferienwohnungen, Ferienhäuser und Wandern sowie Radfahren liegen im Trend", so Wolff.

"Insgesamt müssen wir konstatieren, dass der Umsatzverlust im Thüringer Gastgewerbe auflaufend schon bei mehr als 300 Millionen Euro liegt", teilte Ellinger am Freitag zusätzlich mit. Zuvor hatte er bereits erklärt, dass die Spitzenauslastung in der Hotel- und Gaststättenbranche im Freistaat derzeit bei höchstens 50 Prozent der Kapazitäten liege. "Das heißt, die Guten haben die Hälfte des Umsatzes des Vorjahres", sagte er. Allerdings reichen selbst solche Umsätze in der Regel nicht, um alle laufenden Kosten zu decken. Viele Betriebe aber würden derzeit nicht einmal diese relativ geringen Umsätze erwirtschaften können.

Dies gilt auch für thüringenweit bedeutende Ausflugsziele wie etwa das Meeresaquariums in Zella-Mehlis. Nach Angaben der dortigen Geschäftsführerin, Anke Landeck, waren am ersten Tag nach der Wiedereröffnung 163 Besucher gekommen - als Tagesergebnis deutlich zu wenig, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Zukunft des Unternehmens hänge nun maßgeblich von der Entwicklung der Besucherzahlen in den Wochen nach Pfingsten ab, sagte Landeck. Im vergangenen Jahr zählte das Meeresaquarium nach eigenen Angaben mehr als 430 000 Besucher.

Nach Angaben von Wolff gibt es zudem bei vielen Besuchern Thüringens eine große Unsicherheit zu den geltenden Corona-Regeln. "Die Reiselust wird größer, genauso aber auch die Verunsicherung darüber, was erlaubt ist und was nicht", sagte sie.

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