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Tourismus - Dobbin-Linstow:MV-Tourismus will zurück an die Spitze

Linstow (dpa/mv) - Auch wenn die Verantwortlichen der erfolgsverwöhnten Tourismusbranche Mecklenburg-Vorpommerns darauf verweisen, dass in diesem Jahr die zweitbeste Bilanz nach 2016 vorgewiesen werden kann, ist klar: Der Dämpfer durch die September-Statistik zeigt Wirkung. In den ersten neun Monaten musste die Branche einen Rückgang von 1,9 Prozent verkraften.

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Linstow (dpa/mv) - Auch wenn die Verantwortlichen der erfolgsverwöhnten Tourismusbranche Mecklenburg-Vorpommerns darauf verweisen, dass in diesem Jahr die zweitbeste Bilanz nach 2016 vorgewiesen werden kann, ist klar: Der Dämpfer durch die September-Statistik zeigt Wirkung. In den ersten neun Monaten musste die Branche einen Rückgang von 1,9 Prozent verkraften.

Es ist jedoch nicht der Rückgang alleine, der Sorgen bereitet. Der Nordosten ist das einzige Bundesland, das ein Minus erwirtschaftete. Jedes andere Bundesland war im Plus. "Das Wetter ist nicht schuld", machte der Präsident des Deutschen Tourismusverbands, Reinhard Meyer, den rund 200 Zuhörern beim 27. Tourismustag am Mittwoch in Linstow deutlich. Die anderen Länder hatten auch Regen und Sturm.

"Vorne bleiben": Unter diesem Motto stand die Veranstaltung. Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) eröffnete den Touristikern, dass die Landesgelder zur Unterstützung der Branche um jährlich 800 000 Euro auf knapp drei Millionen Euro aufgestockt werden. Damit soll in den kommenden drei Jahren das Marketing und das Regionalmanagement speziell im ländlichen Raum gefördert sowie eine Qualitätsstrategie entwickelt und umgesetzt werden - ein deutliches Zeichen dafür, dass in diesen Bereichen Nachholebedarf ist.

Dazu komme noch eine Million Euro für die ITB-Kampagne - als erstes deutsches Bundesland wird Mecklenburg-Vorpommern Partnerland der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin. Auch die Personalkosten werden mit einer knappen Million Euro unterstützt. ITB-Partnerland zu sein, habe bei den anderen Bundesländern selten so viel Neid ausgelöst, sagte Meyer. "Enttäuschen Sie nicht die Erwartungen", mahnte er.

Für den Vorsitzenden des Landestourismusverbandes, Wolfgang Waldmüller, ist die zusätzliche Geldspritze "ein Bekenntnis zum zentralen und stabilen Wirtschaftsfaktor Tourismus, der viele andere Zweige und Bereiche stützt und stärkt". Neben der ITB gibt es noch weitere Großaktionen. 2019 ist Rostock Gastgeber des Deutschen Tourismustags und 2020 kommt der German Travel Mart, die wichtigste deutsche Messe für internationale Reise-Einkäufer, ebenfalls nach Rostock. Also viel Gelegenheit für die Branche, sich national und vor allem international wieder in die Schlagzeilen zu bringen.

Trotzdem mahnte Meyer eine längerfristige Tourismusstrategie an, wie dies andere, aktuell erfolgreichere Länder vorgemacht haben. "Die muss mit allen Akteuren verabschiedet werden. Und gleichzeitig muss es ein Umsetzungscontrolling geben." Strategien gebe es überall, eine Kontrolle, ob etwas umgesetzt worden ist, dagegen nicht. Welche Wirkung das System aus vielen Zuständigkeiten ohne Gesamtstrategie hat, kann beispielsweise beim Radwegenetz beobachtet werden. Nicht nur der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) ist unglücklich über den Zustand der Radwege beziehungsweise über die Löcher im Wegenetz.

Mit großer Aufmerksamkeit lauschten die Zuhörer in Linstow Christian Kresse aus dem österreichischen Kärnten, in dem jährlich rund 13 Millionen Übernachtungen gezählt werden, in Mecklenburg-Vorpommern waren es 2016 rund 30,6 Millionen. Im Vergleich zu seinen Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern schwimmt der Geschäftsführer von Kärnten Werbung geradezu im Geld: Sein Gesamtetat betrage zwölf Millionen Euro. "Normal müsste eine Landestourismus-Organisation mindestens einen Euro pro Übernachtung haben." Wenn es weniger ist, könne das Marketing nicht so ausgeführt werden wie es nötig wäre. Hieße für Mecklenburg-Vorpommern übersetzt 30 Millionen Euro Marketingetat.

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