Süddeutsche Zeitung

Tierwelt:Eiskalt erwischt

Große Kälte, wenig Futter, tiefer Schnee: Für Tiere ist der Winter hart. Doch sie haben viele Tricks, mit denen sie selbst fiese Minusgrade heil überstehen.

Von Birk Grüling

Pelzige Füchse

Füchse lässt die Kälte kalt. Ihr Fell ist so dick, dass es sie immer schön warm hält. Beim Schlafen decken sie mit dem buschigen Schwanz ihr Gesicht zu, damit es nicht auskühlt. In Ländern wie Russland überstehen sie so sogar Temperaturen von bis zu -30 Grad. Ähnlich wie Eichhörnchen vergraben Füchse für schlechte Zeiten Futterreste in Erdlöchern oder durchstöbern in Städten die Mülltonnen nach Essbarem.

Erstarrte Käfer

Wenn es kalt wird, werden Marienkäfer gesellig. In Laubhaufen oder Holzstapeln treffen sie sich mit bis zu 100 Artgenossen zum Überwintern. Gemeinsam verfallen die Käfer in eine Winterstarre. Damit sie dabei nicht erfrieren, haben sie extra ein Frostschutzmittel im Körper. Es sorgt dafür, dass ihr Körper auch bei Temperaturen unter null Grad keinen Schaden nimmt.

Fleißige Eichhörnchen

Wenn es draußen stürmt und schneit, verbringen Eichhörnchen die Tage im kuscheligen Kobel. Winterschlaf machen sie aber nicht. Alle zwei bis drei Tage müssen sie vor die Tür, um etwas zu futtern. Im Herbst haben sie dafür rund um ihren Kobel Nüsse vergraben. Bis zu 300 Verstecke legt ein Eichhörnchen an. Dank ihrer guten Nase finden sie ziemlich viele Nüsse wieder. Und auch die verlorenen sind für die Natur wichtig. Aus ihnen wachsen im Frühjahr neue Bäume.

Kuschelnde Bienen

Im Bienenstock herrschen selbst im tiefsten Winter Wohnzimmertemperaturen. Das liegt an den Arbeiterinnen dort. Die kuscheln sich ganz dicht zusammen und zittern dabei mit den Muskeln. So wird ihnen nicht nur selbst warm - sie erhitzen auch den ganzen Bienenstock wie lauter kleine Heizkörper. Besonders gemütlich hat es die Bienenkönigin genau in der Mitte.

Geschrumpfte Mäuse

Waldspitzmäuse sind ständig in Bewegung. Doch die Hektik hat ihren Preis: Schon nach ein paar Stunden ohne Nahrung verhungern die Tiere, denn ihr Energiebedarf ist enorm. Um den Winter zu überstehen, setzen sie auf eine sehr spezielle Strategie: Sie schrumpfen um bis zu 20 Prozent. Ihr Gehirn wird kleiner, die Wirbelsäule kürzer, die Organe leichter. So können sie mit deutlich weniger Nüssen und Gräsern überleben und brauchen keinen Winterschlaf. Der wäre auch ziemliche Zeitverschwendung, denn Spitzmäuse werden kaum älter als ein Jahr.

Atemlose Igel

Igel halten ihren Winterschlaf gut versteckt im Laub. Damit die Fettpolster, die sie sich im Herbst angefuttert haben, den ganzen Winter über halten, sparen die Igel Energie, wo sie nur können: Ihr Herz schlägt langsamer, ihre Körpertemperatur sinkt auf ein bis acht Grad, und sie atmen nur ganz selten. Pro Minute zwei- oder dreimal - statt 50-mal wie im Sommer.

Abgetauchte Fische

Fische werden auch im eisigsten Winter nicht zur Tiefkühlware. Selbst wenn Seen gefrieren, bleibt es auf ihrem Grund relativ warm. Dort schwimmen die Fische herum und passen ihre Körpertemperatur und ihr Tempo dem kalten Wasser an - so sparen sie Energie. Das ist wichtig, denn genau wie die Tiere an Land finden auch Fische im Winter weniger zu fressen. Sie zehren von den Fettpolstern, die sie sich im Herbst angefressen haben.

Eisfüßige Enten

Enten bekommen im Winter keine kalten Füße, selbst wenn sie den ganzen Tag auf dem Eis stehen. Ihr Trick: Sie haben schon kalte Füße. Entenfüße sind weniger durchblutet, außerdem ist das Blut in den Füßen kälter als in der Nähe des Herzens. So ist der Temperaturunterschied zum Eis geringer, und die Enten frieren nicht fest.

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Quelle:
SZ vom 09.02.2019
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