Tiere - Wiesbaden:Hessen unterstützt Weidetierhalter beim Schutz vor Wölfen

Wiesbaden (dpa/lhe) - Mit Blick auf die sprunghaft gestiegene Zahl der Nachweise von Wölfen in Hessen unterstützt das Umweltministerium Weidetierhalter beim Schutz ihrer Herden. Künftig beteilige sich das Land mit 31 Euro jährlich pro Hektar an den Kosten, beispielsweise für einen Elektrozaun, kündigte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) am Mittwoch in Wiesbaden an. "Vermehrte Wolfnachweise in den letzten Monaten zeigen: Der Wolf ist in Hessen keine Besonderheit mehr, er gehört dazu."

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Mit Blick auf die sprunghaft gestiegene Zahl der Nachweise von Wölfen in Hessen unterstützt das Umweltministerium Weidetierhalter beim Schutz ihrer Herden. Künftig beteilige sich das Land mit 31 Euro jährlich pro Hektar an den Kosten, beispielsweise für einen Elektrozaun, kündigte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) am Mittwoch in Wiesbaden an. "Vermehrte Wolfnachweise in den letzten Monaten zeigen: Der Wolf ist in Hessen keine Besonderheit mehr, er gehört dazu."

Insgesamt stehen für die neue "Herdenschutzprämie Plus" 500 000 Euro jährlich bereit. Wenn ein Nutztier gerissen wird, dann liege das meist an einer schlecht gesicherten Weide, die zum Beispiel an einer Seite nur durch einen Bach begrenzt wird, erläuterte Hinz. Einen guten Schutz böten ein kompletter Elektronetzzaun rund um die Wiese mit einer Höhe von mindestens 90 Zentimetern oder ein fester Zaun von 1,20 Metern Höhe und zusätzlicher Elektroleitung.

Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie listet für dieses Jahr bereits neun Nachweise von Wölfen auf. 2018 hatte es den Angaben zufolge keinen einzigen gegeben, 2017 insgesamt fünf. Nach Angaben des Umweltministeriums gab es 2019 bislang zwölf Wolfsrisse bei Nutztieren. Hinz gab zu Bedenken, dass jährlich rund 15 000 Schafe und Ziegen etwa durch Krankheiten vorzeitig sterben. "Die Debatte ist aufgeregter, als sich die Situation real darstellt", sagte Hinz. "Das hängt sicher auch mit dem Mythos Wolf zusammen und dass es ihn 150 Jahre lang nicht gab in Deutschland."

Das Raubtier wird nach Einschätzung von Experten über kurz oder lang wieder sesshaft werden in Hessen. "Auf Dauer wird es so sein, dass sich der Wolf fest ansiedelt", sagte Marion Ebel vom Wildpark Hanau. Daher sei es wichtig, dass mehr für den Schutz von Weidetieren getan wird. Vielen Schäfern gehe es finanziell ohnehin nicht so gut, gab Ebel zu Bedenken.

Im Moment werde es Wölfen oft noch zu leicht gemacht, Nutztiere zu reißen, sagte die Wildbiologin. "Er ist ein intelligenter Bursche." Allerdings sei es "gar nicht so schwer", mit Wölfen zu leben, den Menschen in Deutschland fehle es jedoch an Erfahrung. Ebel erinnerte daran, dass es beispielsweise in Afrika sehr viel gefährlichere Wildtiere gibt. "Da werden wir es doch wohl auf Dauer schaffen, mit diesem scheuen Waldbewohner zurecht zu kommen."

Ein Wolf mit eigenem Revier auf hessischem Boden lebte nach Angaben des Landesamtes zuletzt zwischen 2008 und 2011 im Reinhardswald bei Kassel. Nach den Worten von Ebel zog er weiter, weil er keine Partnerin fand.

"Wir nehmen die Sorgen der Weidetierhalter sehr ernst", betonte Hinz. "Es muss nun überall in Hessen damit gerechnet werden, dass Wölfe durchstreifen." Sollten sich Wölfe fest in Hessen niederlassen, dann könnte von 2020 an zusätzliches Geld für den Herdenschutz fließen. Die bundesweite Förderrichtlinie sei derzeit in Arbeit und müsse noch von der EU genehmigt werden, sagte Hinz. Der Naturschutzbund (Nabu) Hessen begrüßt die neue Herdenschutzprämie. "So wird den Schäfern geholfen ohne dem Wolf zu schaden", erklärte der Landesvorsitzende Gerhard Eppler.

Ein Bündnis von Natur- und Tierschützern forderte in Berlin bundesweit einheitliche Regeln und mehr Unterstützung für den Schutz von Weidetieren. Dieser sei der Schlüssel beim Umgang mit Wölfen, sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke. Auffällige Wölfe zu töten müsse "das letzte Mittel im Einzelfall" sein. Das Bundeskabinett hatte im Mai einen Gesetzentwurf verabschiedet, der den Abschuss von Wölfen vereinfachen soll. Dieser muss nun im Bundestag diskutiert werden.

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