Tiere - Schwerin:Schäfer fordern schärfere Regeln für Wolfsumgang

Agrar
Ein Wolf in einem Wildpark. Foto: Carsten Rehder/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Karow/Schwerin (dpa/mv) - Die Schutzmaßnahmen vor Wölfen in Mecklenburg-Vorpommern reichen angesichts der weiter steigenden Wolfszahlen aus Sicht der Schäfer nicht mehr aus. "Wir haben mehrere Kollegen, die schon Angriffe von Wolfsrudeln haben und diese selbst mit Herdenschutzhunden nicht mehr abwehren können", sagte die Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Susanne Petersen, der Deutschen Presse-Agentur. Beispiele dafür gebe es bei einem Betrieb, der seine Schafe auf Elbdeichen im Südwesten Mecklenburgs halte und einem Schafhalter im Landkreis Rostock, der seit Oktober schon sechs Attacken verzeichnet habe. Nach Angaben des Schweriner Umweltministeriums ist die Zahl der Wolfsrudel von 11 auf 15 gestiegen. Neue Rudel wurden unter anderem südlich von Güstrow, in der Feldberger Seenlandschaft und bei Lübtheen beobachtet.

Petersen forderte, die bisherigen Regelungen zum Abschuss von Wölfen zu vereinfachen und konsequent anzuwenden. Ein Nachweis, dass sich derselbe Wolf auf Schafe spezialisiert und zweimal einen Schutzzaun überwunden hat, sei zu kompliziert. Das für genau dasselbe Tier nachzuweisen, gelinge nur sehr selten und dann müsse das Tier auch mindestens viermal angreifen.

"Mit Totschießen löst man auch nicht alle Probleme", räumte die 60-jährige Tierärztin ein. "Wir werden mit Wölfen leben müssen." Aber die Schäfer wollen nicht ständig in ihrer Existenz bedroht sein. Dazu komme, dass die Raubtiere auch "lernen müssten", dass sie Nutztiere nicht ungestraft angreifen dürften. Dazu müssten alle Schäfer ihre Schutzzäune auch richtig aufbauen, was in Einzelfällen noch nicht der Fall sei, räumte die Verbandsvorsitzende ein. Wölfe dürften nicht den Eindruck bekommen, dass die Nutztiere einfach zu holen sind. Doch um Wölfe zu vergrämen, fordern Schaf- und andere Tierhalter auch, dass bei Raubtierattacken auch geschossen werden dürfe.

2020 gab es im Nordosten bereits mehr als doppelt so viele Wolfsattacken auf Nutztiere wie im gesamten Jahr 2019. Bis Ende Oktober hatte das Ministerium bereits 80 Attacken mit rund 400 getöteten und verletzten Schafen, Kälbern, Damhirschen und anderen Nutztieren registriert. Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) rechnet jährlich mit etwa 30 Prozent mehr Wölfen.

Wölfe sind in der EU und in Deutschland streng geschützt. Im Februar hat der Bundesrat mit einer "Lex Wolf" den Abschuss dennoch etwas erleichtert, wenn es Angriffe auf Nutztiere gibt. Die Regelung erlaubt den Abschuss auch dann, wenn nicht klar ist, welches Raubtier genau etwa Schafe gerissen hat - und zwar so lange, bis es keine weiteren Schäden mehr gibt. Dennoch muss jeder Abschuss einzeln genehmigt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: