Tiere - Polch:Toter Uhu am Strommast: Vogelschutz noch lückenhaft

Polch/Mainz (dpa/lrs) - Trotz der gesetzlichen Vorgaben zur Sicherung von Strommasten kommen immer wieder geschützte Großvögel durch Stromschlag ums Leben. Allein bei Greifvögeln seien bundesweit 22 Prozent der Todesfälle seit 1980 auf Strommasten und Leitungen zurückzuführen, sagt Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell aufgrund der Funde beringter Vögel. Mitte Mai fand ein Spaziergänger in Polch (Kreis Mayen-Koblenz) einen toten Uhu unter einem Mittelspannungsmast.

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Polch/Mainz (dpa/lrs) - Trotz der gesetzlichen Vorgaben zur Sicherung von Strommasten kommen immer wieder geschützte Großvögel durch Stromschlag ums Leben. Allein bei Greifvögeln seien bundesweit 22 Prozent der Todesfälle seit 1980 auf Strommasten und Leitungen zurückzuführen, sagt Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell aufgrund der Funde beringter Vögel. Mitte Mai fand ein Spaziergänger in Polch (Kreis Mayen-Koblenz) einen toten Uhu unter einem Mittelspannungsmast.

Der Spaziergänger sah, dass der Uhu beringt war und meldete den Fund bei der Stelle für Vogelberingung in Radolfzell. Diese informierte daraufhin Stefan Brücher von der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE), der den Uhu 2012 als Jungvogel im Nest beringt hatte, rund zehn Kilometer vom Totfund entfernt. Brücher erkannte, dass es sich bei dem toten Uhu um ein Weibchen handelt - eine nackte Stelle am Bauch weist darauf hin, dass der Vogel gebrütet haben musste.

Was aber ist mit den Jungen geschehen? Der Vogelschützer findet schließlich 650 Meter vom Mast entfernt zwei Küken, gerade mal etwa 20 Tage alt, tot in ihrem Nest. Das Uhumännchen schaffte zwar weiter Nahrung für sie heran. "Doch die Jungen waren noch zu klein, um die Nahrung selbst zu zerteilen und davon zu fressen", erklärt Brücher. Darum kümmert sich sonst die Mutter.

Die Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes zur Sicherung von Stromleitungen seien "weitgehend flächendeckend" umgesetzt, sagt eine Sprecherin des Umweltministeriums in Mainz. Gleichwohl könnten Verluste von Vögeln "leider nicht gänzlich verhindert werden". Dies sei in der Regel dort zu verzeichnen, wo unzureichende Sicherungssysteme wie sogenannte Büschelabweiser verwendet würden.

Solche Büschelabweiser gebe es auch an dem Mast in Polch, sagt Brücher. Sie seien aber nicht an der dafür vorgesehenen Stelle, sondern seitlich versetzt befestigt worden. "An der gefährlichsten Stelle, genau auf Höhe des Isolators, entstand so ein für Vögel attraktiver Sitzplatz."

Bei dem für den Mast zuständigen Verteilnetzbetreiber Innogy, einer Tochter des Energieversorgers RWE, erklärt ein Sprecher: "Bisher ist das Umweltministerium Rheinland-Pfalz nicht auf uns zugekommen und hat uns auch nicht darüber informiert, dass es Büschelabweiser als untaugliche Sicherung ansieht." Diese würden bei neueren Masten - seit der aktuell gültigen VDE-Anwendungsregel von 2011 - aber auch nicht mehr verwendet.

Über den Totfund von Polch habe Innogy bis zu einer Anfrage der Deutschen Presse-Agentur keine Kenntnis gehabt, stehe aber der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen für Gespräche zur Verfügung, sagt der Firmensprecher. Im Mainzer Umweltministerium heißt es zu dem konkreten Fall: "Wir werden nun zeitnah den Kontakt zum Netzbetreiber veranlassen, damit die Gefahrenstelle beseitigt wird."

Wie es den jungen Uhus an einem anderen Brutplatz in der Eifel geht, lässt sich zurzeit live im Internet verfolgen: Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen hat dort eine Webcam installiert, deren Videos unter der Adresse "uhu.webcam.pixtura.de" angeschaut werden können.

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