Tiere - Berlin:Schmächtig trächtig: Berliner Panda mit Mini-Babybauch

Berlin (dpa/bb) - Schwanger oder nicht? Diese Frage bewegt derzeit die Berliner Tierfreunde. Der Hauptstadt-Zoo stellt sich für diesen Sommer schon mal auf Panda-Nachwuchs ein. "Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, aber noch keine absolute Sicherheit, dass Bärin Meng Meng trächtig ist", sagte Zoodirektor Andreas Knieriem am Mittwoch. "So weit waren wir in Berlin noch nie." Im Hauptstadt-Zoo lebt seit 2017 Deutschlands einziges Panda-Paar - eine Leihgabe aus China. In der Vergangenheit hatte es bei Artgenossen trotz vieler Anstrengungen nicht zu Nachwuchs gereicht.

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Berlin (dpa/bb) - Schwanger oder nicht? Diese Frage bewegt derzeit die Berliner Tierfreunde. Der Hauptstadt-Zoo stellt sich für diesen Sommer schon mal auf Panda-Nachwuchs ein. "Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, aber noch keine absolute Sicherheit, dass Bärin Meng Meng trächtig ist", sagte Zoodirektor Andreas Knieriem am Mittwoch. "So weit waren wir in Berlin noch nie." Im Hauptstadt-Zoo lebt seit 2017 Deutschlands einziges Panda-Paar - eine Leihgabe aus China. In der Vergangenheit hatte es bei Artgenossen trotz vieler Anstrengungen nicht zu Nachwuchs gereicht.

Bärin Meng Meng, was so viel wie Träumchen bedeutet, gilt im Zoo als neugierig, unternehmungslustig, aber auch als kleine Diva. Wenn ihr etwas nicht passt, läuft sie rückwärts. Zurzeit habe Meng Meng aber eher schlechte Laune, fresse wenig und sei unruhiger als sonst, berichtete Knieriem. Zusammen mit Hormonwerten aus dem Urin und einem Ultraschallbild liegt eine Vermutung sehr nah: Die sechsjährige Bärin ist trächtig - das erste Mal in ihrem Leben.

So ganz genau weiß aber niemand, ob aus der rund drei Zentimeter große Embryonalblase, die auf dem jüngsten Ultraschallbild in der Gebärmutter zu erkennen ist, bald ein lebendiges Baby wird. Oder gar mehrere? Scheinschwangerschaften, bei denen Embryonen nicht ausreifen, gelten bei Pandas als möglich. "Das steuern alles die Hormone", sagte Experte Thomas Hildebrandt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), der die Pandadame regelmäßig untersucht hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass Meng Meng tatsächlich Nachwuchs erwarte, liege bei rund 85 Prozent.

Einen Panda mit dickem Baby-Bauch werden Besucher aber nicht zu sehen bekommen. Panda-Junge - zu 50 Prozent sind Zwillingsgeburten möglich - kommen winzig und unreif zur Welt. Sie sind nicht größer als Meerschweinchen, nackt und hilflos. In der Natur würde eine Pandamutter nur ein Junges großziehen, erläuterte Hildebrandt. Denn Bambus als einzige Nahrungsquelle sei extrem energiearm, da gelte es Kräfte zu schonen.

Falls im Zoo Panda-Zwillinge zur Welt kommen, gibt es aber Hightech-Tiermedizin: Chinesische Experten würden für eine erfolgreichen Geburt anreisen, Junge würden hinter den Kulissen in Brutkästen aufgepäppelt, wenn sie nicht bei der Mutter sind - und zusätzlich Milch aus dem Fläschchen bekommen. Erst mit drei Monaten fängt ein kleiner Panda, dem nur langsam ein Fell wächst, an zu laufen. Vorher wäre er auch nicht für Besucher zu sehen.

Jedes Baby der bedrohten Pandas gilt als wertvoll für die Nachzucht. Jungtiere bleiben laut Vertrag aber chinesisches Eigentum. Einige Pandas würden in ihrer Heimat ausgewildert, auch wenn sie im Ausland geboren wurden, sagte Hildebrandt. "Zur Zeit sind zwei Tiere in diesem Programm. Sie werden mit Satellitenhalsbändern und Drohnen überwacht." In freier Wildbahn in China lebten nur noch rund 1860 Große Pandas.

Die Tierrechtsorganisation Peta kritisierte, dass Haltung und Zucht von Pandas in Zoos rein politische und wirtschaftliche Gründe hätten, aber keinen Beitrag zum Artenschutz leisteten. Von weltweit gezüchteten Tieren seien bis 2016 lediglich sieben ausgewildert worden - und nur fünf hätten überlebt.

2018 erschien die verspielte Meng Meng dem Zoo noch zu jung für einen Paarungsversuch. In diesem April durften die beiden schwarz-weißen Bären dann zueinander finden - ihr rund zehn Millionen Euro teures Gehege mit Pool und Nebeldüsen hat auch einen Liebestunnel. Allerdings galten die beiden in Sachen Panda-Sex als unerfahren. Um die Wahrscheinlichkeit auf Nachwuchs zu erhöhen, wurde Meng Meng auch künstlich besamt. Denn das Zeitfenster, in dem Panda-Weibchen empfängnisbereit sind, ist mit maximal 72 Stunden im Jahr sehr kurz.

Um überhaupt zu wissen, wie es um eine Trächtigkeit steht, hat Meng Meng von Beginn an in Berlin ein Tiertraining bekommen. Sie lernte, sich auf Kommando hinzulegen, sich den Bauch rasieren und mit angewärmtem Ultraschall-Gel einreiben zu lassen. Eine Narkose ist so nicht nötig. Für die jüngste Untersuchung ließ die missmutige Bärin, 96 Kilo schwer, den Tierärzten allerdings nur 40 Sekunden Zeit. "Sie kommt dann hoch wie ein Klappmesser", sagt Hildebrandt. Und Bärenkrallen seien nicht ohne. Die behäbigen Pandas, deren Hauptbeschäftigung in Bambus-Mampfen und Schlafen besteht, sind dennoch ein Glücksfall. "Löwinnen würden solche Untersuchungen nicht mitmachen", sagt Hildebrandt.

Nun wissen die Experten, dass Meng Mengs Gebärmutter deutlich vergrößert ist - samt einer kleinen Wölbung nach außen. Ein aktiver Herzschlag des Embryos war aber noch nicht zu hören. "Die Berliner Tierfreunde drücken die Daumen, dass es am Ende zur ersten Geburt eines kleinen Pandas in Berlin kommt", sagte Berliner Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). Das wäre ein wunderbares Geschenk zum 175-jährigen Jubiläum in diesem Jahr. Zuletzt waren in Europa in einem belgischen Zoo Panda-Zwillinge zur Welt gekommen.

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