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Tier- und Umweltschutzorganisationen im Test:Wenn Spenden kranke Eichhörnchen nicht erreichen

Wer spendet, tut Gutes? Prinzipiell ja, doch sollte der Spender darauf achten, wem er sein Geld anvertraut. Stiftung Warentest hat 26 Hilfswerke aus den Bereichen Tier-, Natur und Umweltschutz geprüft. Am Ende haben die Prüfer nur sechs Hilfswerken eine Empfehlung ausgesprochen.

In Fußgängerzonen gehören sie seit langem zum festen Inventar: Junge Menschen, die in bunten Jacken unter einem Plastikpavillon stehen und mit meist markigen Sprüchen versuchen, die Passanten zu Spendenabos zu überreden. Für Tiger in Indien soll Geld gegeben werden, für die Erhaltung des Regenwaldes und für kranke Eichhörnchen in Deutschland. An sich ein ehrenwerter Gedanke, doch kann sich der Spender nicht bei jeder Organisation sicher sein, das sein Geld auch für den genannten Zweck verwendet wird.

Stiftung Warentest hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) 46 Spendenorganisationen aus den Bereichen Tier- und Artenschutz sowie Umwelt- und Naturschutz um Teilnahme an einer Untersuchung gebeten. Dabei standen vor allem die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Transparenz und Organisation im Mittelpunkt. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • 19 Hilfswerke verweigerten die Teilnahme, ein weiteres sendete unzureichende Unterlagen ein. Wie diese mit Spendengeldern umgehen, konnte nicht überprüft werden.
  • Von den restlichen 26 Hilfswerken gelten nur sechs als gut organisiert und transparent: Die Klimaschutzorganisation Atmosfair, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND, der Deutsche Tierschutzbund, Greenpeace, der Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung Provieh und der WWF Deutschland.
  • Als wirtschaftlich bewertete Stiftung Warentest eine Organisation dann, wenn sie mindestens 65 Prozent ihrer Einnahmen für den Satzungszweck ausgibt - und nur 35 Prozent für Verwaltung, Werbung und andere Zwecke. In diesem Bereich haben immerhin 20 Organisationen gut abgeschnitten und sich an die 35-Prozent-Grenze gehalten.
  • Als unwirtschaftlich gelten demnach die Heinz Sielmann Stiftung, Peta Deutschland, die Stiftung Pro Artenvielfalt, sowie die Hilfsorganisationen Tiere in Not, Vier Pfoten und das Vogelschutzkommittee.

(Den vollständigen Bericht finden Sie hier.)

Potenziellen Spendern gibt Stiftung Warentest eine Checkliste an die Hand, um die jeweilige Organisation besser einschätzen zu können. Der erste dort angeführte Hinweis bezieht sich hauptsächlich auf die bereits genannten Spendeneintreiber in der Fußgängerzone. In dem Kurzratgeber heißt es: "Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Eine Spende oder Mitgliedschaft ist freiwillig, niemand sollte Sie dazu überreden. Wenn Sie Bedenken haben, unterschreiben Sie nichts."

Vor einer Spende warnen die Prüfer außerdem, wenn eine Organisation extrem aggressive, mitleidheischende Werbung verbreitet, wenn bei Dauerspenden kein Widerrufsrecht eingeräumt wird und wenn keine Informationen über die Verwendung des eingenommenen Geldes bereitgestellt werden.

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