Therapie für die Haut:Wellness-Schlamm

Nur Öko-Spinner schmieren sich Moor, Schlamm und Algen auf die Haut? Falsch! Die Natur-Produkte können das Hautbild verbessern und Verspannungen lösen.

Erst mit Moor bepinselt, dann in Klarsichtfolie gepackt: Ganz- oder Teilkörperpackungen aus Moorschlamm, Heilerde oder Algen werden gerne als Wellness-Hokuspokus abgetan. Doch unter fachkundiger Anleitung entspannen sie nicht nur die Nerven, sondern bringen auch einen gesundheitlichen Nutzen. "Körperpackungen wirken vor allem dann stärkend und gesundheitsfördernd, wenn sie in ein ganzheitliches Konzept eingebettet sind", sagt Hans-Ulrich Jabs vom Deutschen Wellness Verband in Düsseldorf.

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Körperpackungen aus Schlamm oder Algen hilft unter anderem, das Hautbild zu verbessern und Verspannungen zu lösen.

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Richtig angewendet könnten sie das Hautbild verbessern, Verspannungen lösen und den Energiefluss des Körpers wieder harmonisieren. Denn zwischen der Haut und den Nervenbahnen besteht eine direkte Verbindung. "Mit der richtigen Therapie lässt sich auf diese Weise sogar Einfluss auf die inneren Organe oder den Rücken nehmen", erläutert der Internist.

Moor- und Heilerde Früher lagen Patienten noch in gut gefüllten Moorbädern. Doch heute weiß man: "Viel hilft nicht viel", sagt Sylvia Glückert, Wellness-Expertin und Spa-Consultant aus München. Stattdessen werden die Patienten nur mit Moor bestrichen und in Tücher oder Folie gewickelt. Danach gibt es Wärme satt. "Die sanfte Überhitzung regt die Durchblutung der Haut an, die Inhaltsstoffe des Moors werden besser aufgenommen." Die Haut fühlt sich weicher und straffer an, Entzündungen werden gemindert.

Außerdem wirkt das Moor entspannend und entkrampfend auf die Muskulatur. "Ein bekanntes Beispiel sind die Fangopackungen vor einer Massage", sagt Dirk Meyer-Rogge, Dermatologe aus Baden-Baden. "Die Hitze erzeugt ein künstliches Fieber im Körper, das sogar das Immunsystem stärkt."

Bei verspannten Schultern oder zum Beispiel Rückenschmerzen muss die Behandlung mehrfach und regelmäßig wiederholt werden, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. "Mit einem Mal ist es nicht getan." Moor besteht aus Pflanzen, Heilerde dagegen aus Mineralien.

"Mineralsalze oder auch Kieselerde haben eine reinigende und entzündungshemmende Wirkung", erklärt Meyer-Rogge. Sie werden bei unreiner Haut oder Akne eingesetzt. Voraussetzung für eine Behandlung sollte aber immer eine Hautdiagnose vom Experten sein, warnt Jabs: "Machen Sie sich bei Hauptproblemen nicht in Eigenregie eine Maske oder Packung, das könnte schiefgehen."

Algenanwendungen "Algen wirken sehr intensiv", sagt Glückert. Die Meerespflanze ist reich an Mineralien und Vitaminen. Es gibt viele verschiedene Sorten mit ebenso verschiedenem Einsatzbereich und Nutzwert: So werden in der Anti-Aging-Therapie Algen mit einem besonders hohen Hyaluronsäureanteil verwendet. "Sie befeuchten die Haut und geben ihr neue Spannkraft", ergänzt Meyer-Rogge.

Ein weiterer beliebter Nutzen der Algen ist ihre entwässernde Wirkung: Algen schwemmen Meyer-Rogge zufolge Giftstoffe und Wasser aus dem Gewebe. Das ist ein Grund, weshalb heiße Algenpackungen oft als Geheimwaffe gegen Cellulite oder störendes Hüftgold angepriesen werden. Tatsächlich reduziert das sogenannte Body-Wrapping an Oberschenkel, Po oder Bauch den Umfang. "Der Effekt hält aber nur kurzfristig", schränkt Jabs ein. Der Körper verliere nur Wasser.

Meyer-Rogge hält dagegen: "Der Stoffwechsel an diesen Stellen wird massiv angeregt und dadurch auch Fett und Schlacken abgebaut." Allerdings müsse diese Behandlung etwa fünf- bis zehnmal wiederholt werden, um tatsächlich einen sichtbaren Effekt zu erzielen.

Heiße oder kalte Packung? Die meisten Körperpackungen sind heiß oder zumindest warm. "Die Wärme fördert nicht nur Durchblutung und das Einziehen der Wirkstoffe, sie wirkt auch entspannend auf Körper und Seele", sagt Glückert. Doch es gibt auch kalte Packungen, vor allem gegen venöse Stauungen, Krampfadern oder Besenreißer, fügt Meyer-Rogge hinzu. Diese "Frigi-Wickel" aus Algen, Kampfer oder Menthol bewirken, dass sich die Gefäße wieder zusammenziehen. "Das kann auch im Sommer sehr angenehm sein, wenn die Beine nach langem Stehen angeschwollen sind", ergänzt Glückert.

Exotische Mischungen Bei Ganzkörpertherapien aus flüssiger Schokolade, Honig oder Edelsteinen ist Hans-Ulrich Jabs skeptisch: "Das sind Methoden ohne wirklichen Nutzen." Aloe-Vera-Behandlungen hingegen können die Feuchtigkeitsaufnahme der Haut verbessern - vorausgesetzt die Qualität des verwendeten Produkts stimme. Gute Erfolge bringt Glückert zufolge auch Ziegenmilch. "Sie befeuchtet trockene, rissige Haut, kann sogar Neurodermitis-Patienten Linderung verschaffen." Für zu Hause empfiehlt die Expertin einfache Methoden, die wenig Aufwand machen: "Bei einem Sonnenbrand hilft eine Quarkpackung, vor dem Duschen wirkt eine Einreibung mit Olivenöl hautglättend."

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