Ein Schlafschaf kann vieles sein: Ein Lieblingsstofftier, ohne das man unmöglich einschlafen kann, ein echtes Schaf, das vor sich hin träumt, oder ein Schimpfwort. In den vergangenen Tagen haben Tausende Menschen protestiert. Sie wollen ihr normales Leben zurück, halten die Corona-Maßnahmen für übertrieben und Wissenschaftler für Bösewichte. Viele bezweifeln sogar, dass es das Virus überhaupt gibt. Sie glauben an eine Verschwörung, von der die anderen nur noch nichts mitbekommen haben - für sie dämliche Schlafschafe!
Verschwörungstheoretiker sind überzeugt, dass geheime Mächte im Verborgenen böse Pläne aushecken. So ähnlich wie Darth Vader oder Lord Voldemort, bloß in echt. Manche glauben zum Beispiel, dass die Mondlandung nie stattgefunden hat, Kondensstreifen von Flugzeugen giftig sind oder eben, dass Corona extra erfunden wurde, damit Pharmafirmen viel Geld mit Impfstoffen verdienen können. Wie kommt man auf so einen Quatsch?
Darauf gibt es mehrere Antworten. Erstens: Deutschland kommt bisher eher glimpflich durch die Krise. Viele wägen sich deshalb in falscher Sicherheit. Die Maßnahmen wirken für sie übertrieben. Zweitens: Krisen sind kompliziert. Menschen klammern sich an einfache Erklärungen, wenn sie Angst haben und sich hilflos fühlen. Beides ist gerade der Fall. Drittens: Wir neigen dazu, für große Wirkungen große Ursachen zu suchen. Wegen Corona steht die ganze Welt kopf. Und schuld sein soll ein kleines Wildtier? Oder gar der Zufall? "Jaja", sagen die Verschwörer und grinsen.
Aber auch wenn es oft anders wirkt: Die Verschwörer sind nicht die Mehrheit. Sie sind gerade nur besonders auffällig, weil sie das Gegenteil von dem tun, was alle machen: zu Hause bleiben, Mundschutz tragen, Abstand halten. Eine neue Umfrage hat sogar gezeigt, dass die allermeisten Menschen in Deutschland mehr Vertrauen in die Wissenschaft haben als vor Corona. Echte Schlauschafe!