Autorennen:Vollgas

Lesezeit: 2 min

Von null auf 160 in weniger als vier Sekunden. Aber ist das wirklich Sport? (Foto: Mark Thompson/Getty Images)

Am Sonntag geht sie wieder los: die Formel 1. Was ihr schon immer über die schnellen Flitzer wissen wolltet.

Von René Hofmann

Es herrschte ein großes Gewimmel und ein mächtiges Getöse. Das erste Autorennen der Geschichte wurde vor mehr als 120 Jahren, am 22. Juli 1894, in Paris gestartet. 21 sehr unterschiedliche Wagen rollten los. Manche erinnerten an Pferdekutschen, an denen nur die Pferde fehlten. Andere waren groß und schwer wie Omnibusse und stießen mächtige Dampfwolken aus. Das Tempo war gemächlich. Es ging nicht alleine darum, so schnell wie möglich zu fahren. Es ging vor allem darum, überhaupt in Rouen anzukommen. So hieß die Stadt, in der das Ziel war. Der Weg dorthin betrug gut 120 Kilometer. Das ist ungefähr so weit, wie die Strecke von Hamburg nach Bremen.

Ausgedacht hatte sich den Wettbewerb Pierre Giffard. Er war der Chef einer Zeitschrift, die Petit Journal hieß. Giffard dachte: So ein Autorennen - das wäre ein schönes Spektakel. Darüber könnte er in seiner Zeitschrift viel schreiben, das würde die Menschen sicher interessieren. Die Idee war gut. Und sie ging auf. Denn schon bei diesem allerersten Rennen gab es am Ende einen mächtigen Streit.

Als Erster traf Albert de Dion in Rouen ein. Der Graf aber wurde zurückgestuft, weil sein Dampfwagen so viel wog wie ein ausgewachsenes Nashorn und nur schwer zu bändigen war. De Dion wollte die Niederlage nicht akzeptieren. Fürs nächste Jahr schlug er deshalb eine einfache Wettfahrt vor: Von 1895 an sollte es alleine darum gehen, wer der Schnellste sei. So kam es dann auch.

Rennautos schlucken viel mehr Benzin als normale. Ein Liter kostet 20 Euro

Seitdem ist viel passiert. Die Autos sind viel, viel schneller geworden. Der Rekord liegt bei 369,9 Kilometer pro Stunde. In der Zeit, die der Graf damals benötigte, um von Paris nach Rouen zu zuckeln, würde ein moderner Rennwagen die Strecke mehr als sechsmal hin und wieder zurück schaffen. Die Rennautos verbrauchen heute etwa viermal so viel Benzin wie normale. Sie werden mit einem Spezialgemisch betankt, das rund 20 Euro pro Liter kostet. Auf normalen Straßen dürfen Rennwagen heute nicht mehr fahren. Ihnen fehlen schon ganz simple Dinge wie Blinker oder Licht. Sie könnten es aber auch gar nicht. Damit der Fahrtwind sie so wenig wie möglich bremst, sind sie extrem flach gebaut. So flach, dass sie es über keinen Bordstein schaffen.

Die schnellsten Autos fahren in der Formel 1. An diesem Wochenende gibt es das erste Rennen in diesem Jahr. Es wird in Melbourne in Australien gestartet. Die Formel 1 ist eine Weltmeisterschaft. Das heißt: Die Rennen finden in vielen verschiedenen Ländern statt. Und Fahrer aus aller Welt treten gegeneinander an.

Aus Deutschland ist dieses Mal wieder Sebastian Vettel dabei. Er war schon vier Mal Weltmeister und würde es gerne wieder werden. Wenn er losfährt, am Sonntagmorgen, wird es übrigens wieder ein großes Gewimmel geben und ein mächtiges Getöse wird losbrechen. Wie damals, beim allerersten Start, vor mehr als 120 Jahren in Paris.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: