Thema der Woche:Versteckspielwetter

Thema der Woche: Illustration: Lili Mossbauer

Illustration: Lili Mossbauer

Nebel ist wie ein abgefahren­er Spezialeffekt für die Welt. ­Man kann sich darin verirren und verstecken, winzige Tröpfch­en daraus ernten oder schnee­weiße Bögen am Himmel entdeck­en. Über die Magie des Unklaren.

Von Georg Cadeggianini

Es könnte Zuckerwatte sein, riesige Ballen davon, die da zwischen den Bäumen hängen oder übers Wasser wabern. Später, ein paar Spazierminuten bergauf vielleicht, steckt man dann plötzlich drin: Nebel, nichts als Nebel, so dick, dass man die Hand vor den Augen nicht mehr sieht.

Nebel ist die Tarnkappe des Herbsts. Er taucht die Welt ins Ungefähre und Geheimnisvolle. Man kann darin verschwinden und sich verirren. Als ob sich Himmel und Erde nicht mehr ganz einig wären, wer wo hingehört. Irgendwie magisch.

Dabei ist Nebel eigentlich nichts anderes als eine Wolke mit Bodenkontakt. Eine Wolke, die ganz schön tricksen kann: Der Nebelbogen etwa ist so ähnlich wie ein Regenbogen, bloß viel seltener. Er strahlt nicht bunt, sondern schneeweiß - als ob die Eiskönigin in den Himmel gemalt hätte. Und wenn es richtig frostig wird, schweben winzige Kristalle wie Miniaturraumschiffe durch den Nebel.

Es steckt überraschend wenig Wasser im Nebel. In einem Kubikmeter - das ist ungefähr so viel, wie in zwei Bettdecken passt - sind weniger als ein Drittel Gramm. Zum Vergleich: Ein Teelöffel voll Wasser bringt es auf vier Gramm. Trotzdem gibt es Pflanzen, die Nebel trinken. Die Kanarische Kiefer etwa hat extralange Nadeln mit tiefen Längsfurchen. Die Nebeltröpfchen bleiben daran hängen und werden Richtung Stamm und Boden geleitet: Prost! In trockenen Gebieten versuchen sich auch Menschen im Nebelmelken. Sie spannen dazu riesige Netze auf. An guten Nebeltagen wirft schon eine fußballtorgroße Fläche mehrere Liter ab.

Nebel kann man auch selbst machen. Vor allem jetzt, wenn es kalt wird: Einfach in die Luft hauchen, morgens auf dem Schulweg etwa, fertig. Das funktioniert, weil warme Luft mehr Wasser speichert. Kühlt sie ab, werden Mini-Tröpfchen daraus. Was wir sehen: kleine Wölkchen - mit Gesichtskontakt.

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