Bei Minusgraden im Prinzessinnenkleidchen zur Party? Im hauchdünnen Spidermananzug über Blitzeis? Brrr, klingt frostig. Aber es ist ja ohnehin alles abgesagt. Kein Rosenmontagsumzug in Köln, keine Elferratssitzungen in Mainz, kein Narrensprung in Rottweil, kein Münchner Tanz der Marktfrauen. Schaufenster sind undekoriert, Kaufhäuser bieten nicht mal Kostüme an. Und jetzt?
Fasching! Denn, auch wenn alle Partys abgesagt sind: Fasching ist vielleicht die beste Antwort auf den derzeitigen Stillstand. Und wenn statt 500 Gästen auf dem Schulfasching nur drei, vier oder fünf Verkleidete beim Familienfasching mitfeiern können, dürfen die umso lauter sei. Alles andere wäre doch unfair, oder? Wir fordern: doppelte Krapfenration für alle! Zehn Runden Polonaise und haufenweise Konfetti, diesmal auch im Wohnzimmer! Luftschlangen aus dem Fenster pusten? Unbedingt! Ihr könntet ein Pappkarton-Auto basteln und damit Kamelle werfend, also Bonbons, durch die Nachbarschaft laufen: Wer trifft ins Fenster? In Köln gibt es Wettbewerbe, welche Kinder die schönsten Karnevalswagen för ze Hus bauen, Karnevalswagen für daheim also. Und wie wäre es, wenn am Faschingsdienstag alle geschminkt in der Homeschooling-Videokonferenz sitzen? Die beste Verkleidung gewinnt einmal hausaufgabenfrei.
Verkleiden ist eine ziemlich clevere Antwort auf eine ziemlich fiese Kränkung: Wir werden als Menschen mit einem schier unendlichen Vorrat an Möglichkeiten geboren, könnten nahezu alles sein und werden und das auch noch überall - sind aber momentan in diesem langweilige Lockdownleben gefangen. Die Antwort des Verkleidens: Mir doch egal! Ich tue einfach so, als ob ich ganz jemand anders wäre. Der ausgefallene Fasching 2021? Man kann dieses "ausgefallen" auch ganz anders lesen: Ausgefallen im Sinne von besonders, außergewöhnlich, fantastisch!