Mal angenommen, von Montag an wäre alles anders: Da stehen im Klassenzimmer nicht mehr Tische und Stühle, fein säuberlich in Reihe, davor ein Lehrerpult. Von Montag an baumeln da 27 Schaukeln von der Decke, plus eine ein bisschen größere, ganz vorne an der Tafel. Dann erste Stunde: geräuschloses Anschwingen, im Kopf das Einmaleins vor sich hinsummend. Zum Schwätzen muss man im Gleichschwung schwingen, zum Spicken eher versetzt.
Warum ist auf Googlemaps alles Mögliche eingetragen, Autobahnrichtungen, Ampeln, Zebrastreifen - aber keine Schaukeln? Was wäre das für eine Welt, in der wir standardmäßig auf Schaukeln sitzen würden? In Kirchen und Kinos, an der Bushaltestelle, im Zahnarztwartezimmer, immer. Die Schaukel ist laut Umfragen das beliebteste Spielplatzding, deutlich vor der Rutsche. Die Bewegung schenkt Geborgenheit, vor, zurück, vor, zurück. Sie lässt uns zurückrutschen ins schunkelnde Säuglingsalter.
Eine Schaukel ist aber auch immer ein Gefühlskatapult. Schwerelosigkeit und Absturz sind sich ganz nah. Wer schaukelt, verlagert ständig seinen Standpunkt - und das ohne aufzustehen. Es gibt diesen einen Moment ganz oben, wenn sich die Kräfte umdrehen, man für einen kurzen Augenblick ganz leicht wird. Dieses Kribbeln im ganzen Körper. Schaukeln heißt: im Sitzen tanzen.
Forscherinnen und Forscher sind sich längst einig: Schaukeln macht schlau und glücklich. Das ständige Hin und Her von Gewicht und Schwung trainiert den Gleichgewichtssinn und die Muskeln. Konzentration und Lernfähigkeit steigen wie von selbst, das Gehirn schüttet Glücksstoffe aus.
Ihr verschaukelt mich? Auch schön: Verschaukeln heißt, den anderen - liebevoll - auf den Arm nehmen. Die Schaukel hat etwas zutiefst Zuversichtliches. Ich werde das schon irgendwie gewuppt kriegen. Ich werde das schon schaukeln.