Süddeutsche Zeitung

Thema der Woche:Punktlandung

Eigentlich ist sie ein Gemüse, gehört zur Familie der Kürbisse. Und ja, klaro nerven die Kerne manchmal ein bisschen. Wassermelonen haben es trotzdem zum Sommerwunder gebracht: knutschrot, zuckersüß, Limo zum Beißen!

Von Georg Cadeggianini

Kängurus und Wassermelonen haben nicht viel gemeinsam. Die einen haben einen Beutel und können gut hüpfen, die anderen Kerne und liegen immer eher so rum. Gemeinsamkeit? Kann man ernsthaft mies gelaunt bleiben, während man Kängurus beim Springen zuschaut oder ein Stück feste, süße Wassermelone zwischen den Zähnen hat? Unmöglich.

Die Wassermelone ist Sommer sofort, Limo zum Beißen, eine Melonung sozusagen - für all das Schwitzen und Plagen im Leben. Knutschrot, mit grob poröser Struktur, zuckersüß. Man kann anklopfen bei einer Melone, mit der flachen Hand. Dumpf und voll sollte sie klingen, dann ist sie reif. Sie bricht seufzend in zwei Hälften: Da, du wolltest es! Sie knackt beim Öffnen wie ein Glas mit Vakuumverschluss. Frisch, für dich!

Innen drin sind Kerne. Schwarz, meisterlich gut verteilt, irgendwie in Stromlinienform wie kleine Minisurfbretter. Natürlich kann man kernfreie Ministücke schneiden, sie ausspucken oder rauspulen. Oder man isst sie einfach mit, in einer grandiosen Mischung aus Maßlosigkeit und Melonendurst, aus Faulheit und Faszination. Wassermelonenkerne fand man sogar im Grab des Tutanchamun!

Eigentlich ist die Wassermelone ein Gemüse, gehört zur Familie der Kürbisse. Bereits vor 2000 Jahren wurde sie in Ägypten angebaut, inzwischen gibt es schon Kreuzungen, die in Brandenburg reifen. In Japan zieht man sie in verglasten Käfigen als Würfel. Eckig lassen sie sich einfacher transportieren - und sind noch mal mehr Hingucker. Aus Neapel kommt ein eigenes Wassermelonen-Sprichwort: Si mangia, si beve, ci si lava la faccia. Man isst sie, man trinkt sie, man wäscht sich mit ihr das Gesicht. Die perfekte Form dafür sind übrigens Halbmonde. Bei jedem Biss gibt es dann ein Küsschen links und ein Küsschen rechts auf die Wange. Das können nicht mal Kängurus.

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Quelle:
SZ vom 25.06.2022
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