Thema der Woche:Mittsommhurra

Langes Lich

Magische Stimmung – zuerst am Himmel, dann im Herzen. Foto: GCA

Nie sind Tage länger, nie Nächte kürzer: Die Sonnenwende, eine Art Juniversion von Weihnachten, steht vor der Tür. Über Längerwachbleibtricks, wirklich galaktisch ausgedehnte Sommer und den Zauber des langen Lichts.

Von Georg Cadeggianini

Wenn man das mal vergleicht, ist es doch eher kümmerlich, was Mutter Erde da zu bieten hat: Ein galaktisch guter Sommer geht hier vielleicht bis in den Oktober hinein. Okay. Aber auf Uranus, nur ein paar Planeten weiter, dauert jeder Sommer satte 42 Jahre!

Egal. Am Montag ist der längste Tag im Jahr, die sogenannte Sonnenwende. Sie ist die Juniversion von Weihnachten, irgendwie magisch. Diese kürzeste Nacht markiert astronomisch den Sommeranfang: maximal viel Licht.

Kaum etwas ist so tief verwurzelt in der Natur wie die Hingabe zum Licht. Schon Einzeller bewegen sich zur Helligkeit hin, Löwenzahn und Co. drehen ihre Blüten mit dem Lauf der Sonne. Und: "Schau, es ist schon ganz dunkel draußen", ist ein fieser Elterntrick, um Kinder früher ins Bett zu bekommen. Funktioniert aber nur im Winter. Die Rache kommt jetzt im Sommer: "Aber es ist noch hell draußen", sagen dann alle Kinder, die bis kurz vor Mitternacht wach bleiben wollen.

Licht ist aber viel mehr als nur Helligkeit. Es taktet unseren Tag, unsere Stimmung, unsere Motivation, lässt unseren Körper Stoffe produzieren, die uns wach, glücklich und freundlich machen. Eine gute Zeit also, gerade jetzt, wenn zwischen Abendessen und Schlafengehen gefühlt ein halber Tag liegt. Wachbleiben fürs Spielen, Chillen, Tollen, vielleicht sogar die 21-Uhr-EM?

Aber woher kommt dieses Unwohlsein danach, dieses Nachhausewollen? Haben wir von unseren Vorvorvorfahren geerbt. Damals war es gefährlich, nachts draußen zu sein. Noch heute nimmt unsere Natur die Dämmerung als Unruhe-Countdown wahr: Nix wie heim in die Höhle! Auch am Montag, nur halt später.

Neid auf Uranus mit seinem 42-Jahre-Sommer übrigens ist unnötig. Erstens herrschen auf Uranus auch knochenharte Winter, jeder einzelne 42 Jahre lang. Zweitens ist es zapfig kalt dort: Durchschnittstemperatur minus 200 Grad - selbst im Sommer.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: