Wenn man schon vorher wüsste, welche Mannschaft als Sieger vom Platz geht, wäre selbst das Champions-League-Finale eine ziemlich langweilige Sache. Das ist beim Fußball nicht anders als in der Politik: Auch Wahlen leben von der Spannung, wer am Ende gewinnt.
Dieses Wochenende wird in Österreich der Nationalrat gewählt, also ein Teil des Parlaments. Es ist eine sehr wichtige Wahl, politsche Champions League sozusagen. Schon jetzt sind sich viele sicher, dass Sebastian Kurz von der ÖVP das Rennen machen wird. Seit Monaten liegt er in allen Umfragen vorne und hat treue Anhänger. Vor allem seit dem erzwungenen Ende seiner ersten Amtszeit hat er neue Unterstützer gewonnen. Normalerweise bleibt ein Kanzler fünf Jahre im Amt. Für Kurz aber war schon nach 18 Monaten Schluss. Das passt zwar lustig zu seinem Nachnamen, liegt aber an einem politischen Skandal: Die "Ibiza-Affäre" brachte vor ein paar Monaten die gesamte österreichische Regierung zu Fall. Damals tauchten heimlich gefilmte Videos auf, die wichtige Politiker dabei zeigen, wie sie illegale Parteispenden und schmutzige Geschäfte planen. Die Politiker gehörten nicht zu Kurz' Partei, sondern zur FPÖ - dem damaligen Regierungspartner der ÖVP. Trotzdem mussten am Ende alle Politiker Verantwortung für den Skandal übernehmen und das Feld räumen.
Nun stehen Neuwahlen an. Doch selbst wenn Kurz diese tatsächlich wieder für sich entscheiden kann - alleine regieren kann er das Land nicht. Dafür braucht er einen Partner. Und diese Wahl nach der Wahl könnte äußerst spannend werden: Die FPÖ hat sich ins Abseits geschossen, Videobeweis inklusive. Mit den Sozialdemokraten hat die ÖVP in der Vergangenheit vor allem Streit gehabt. Und gemeinsam mit den Grünen oder den Neos zu regieren, wäre in Österreich etwas völlig Neues. Es ist also alles offen vor dem großen Pokal-, äh, Politfinale in Wien.