Thema der Woche:Du hast doch was

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Schmollen ist kindisch. Schon klar. Aber Erwachsene sind oft die schlimmeren beleidigten Leberwürste. Dabei gibt es eine ganz einfache Lösung gegen diese schlechte Stimmung.

Von Silke Stuck

Und auf einmal wollte Martin Schulz doch nicht mehr Außenminister werden. Zu viele hatten den SPD-Chef geschimpft. Er sagte alle Termine ab und schaltete sein Handy aus. Das nennt man wohl beleidigt.

Beleidigtsein ist erst mal: sich nach innen ärgern. Nicht gegenhalten, nicht zurückmotzen, vor allem nicht sagen, was gerade mit einem los ist. Stattdessen: schweigen, sauer sein, sich zurückziehen, aber doch so, dass es bitte schön jeder sieht. Forscher nennen das Beleidigtsein auch "Sieg in der Niederlage". Du findest mein neues Spielzeug nicht toll, du willst lieber bei einer anderen Freundin übernachten, du, lieber Trainer, setzt mich auf die Bank? Aber jetzt gewinne ich ein bisschen, indem ich als Mini-Rache die Stimmung verderbe: Arme verschränkt, Kinn vorgeschoben. Das habt ihr davon.

Zu benennen, was einen ärgert, ist viel schwieriger, als eingeschnappt zu sein

Sogar Tiere können das. In einem Experiment hörten Affen auf, mit ihrem Pfleger zu spielen, wenn sie statt süßer Trauben als Einzige nur ein Stück Gurke bekamen.

Wer schmollt, ist über irgendwas irre wütend, traut sich aber nicht, dieses Gefühl zu zeigen. Ist ja auch viel leichter, als den Mund aufzumachen und zu sagen: Dies oder das stinkt mir. Dafür müsste man benennen, was einen genau ärgert. Das ist viel schwieriger, als sich aufgrund einer verwirrenden Gesamtlage eingeschnappt zurückzuziehen - wie eine beleidigte Leberwurst.

Die übrigens gibt es schon ziemlich lange: Das gallige Schmollen, der Zorn, dachte man schon in der Antike, käme direkt aus der Leber. Die Wurst hat man hinten drangehängt - als Witz. Und das ist auch einer der wenigen Wege, wie man jemandem aus seinem Beleidigtsein wieder heraushilft: zum Lachen bringen, ablenken, Angebote machen - sich kümmern also. Genau das ist es auch, was der Beleidigte sich wünscht. Kümmert euch! Passiert das nicht, ist Beleidigtsein eine ganz schön einsame Sache. Wie man Martin Schulz jetzt wohl zum Lachen bringen könnte?

© SZ vom 17.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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