Thema der Woche:Den Horst machen

Thema der Woche: Ein Foto von Horst Seehofer ausdrucken, auf Pappe kleben, vors Gesicht halten: Schon hat man sich zum Horst gemacht.

Ein Foto von Horst Seehofer ausdrucken, auf Pappe kleben, vors Gesicht halten: Schon hat man sich zum Horst gemacht.

(Foto: Georg Cadeggianini)

Peinlich oder richtig schlau? Innenminister Horst Seehofer drohte vergangene Woche damit, einfach nicht mehr zur Arbeit zu gehen. Was wollte er damit erreichen?

Von Georg Cadeggianini

Wenn sich jemand "zum Horst macht", dann meint man damit, dass jemand etwas tut, das ihn blöd dastehen lässt. Er blamiert sich, macht sich zum Affen. Woher das Sprichwort kommt und warum der Vorname "Horst" verwendet wird, ist unbekannt. Es ist ein Name, der heute eher selten vergeben wird. Horst oder Heinz (mit diesem Namen gibt es den Spruch nämlich auch) heißen vor allem ältere Männer. Vielleicht will man damit sagen, dass jemand nicht mehr ganz auf dem Laufenden ist?

Die vergangenen Tage hat ein Horst für viel Aufregung gesorgt: Horst Seehofer. Er ist Innenminister von Deutschland, Chef der Bundespolizei und soll dafür sorgen, dass sich alle im Land sicher fühlen.

In letzter Zeit hat er sich viel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gestritten und das obwohl sie aus zwei sehr eng befreundeten Parteien kommen, der CSU, die es nur in Bayern gibt und der CDU. Seehofer ist nicht mit Merkels Politik für Geflüchtete einverstanden, und das obwohl die beiden erst vor vier Monaten in einen Vertrag geschrieben haben, was sie in den nächsten Jahren alles machen wollen. Manche sagen, Seehofer ginge es gar nicht so sehr um den Inhalt. Er wolle vor allem seine eigene Partei, die CSU, in den Vordergrund stellen. Bald sind in Bayern nämlich Wahlen.

Am Sonntag hat Horst Seehofer dann seinen Rücktritt angekündigt. Das heißt, dass er seine Arbeit als Innenminister und Parteichef nicht mehr machen will. Das war sehr dramatisch. Es gab mehrere Erklärungen mitten in der Nacht. Manche sagen, Seehofer habe damit gezeigt, wie wichtig ihm diese politische Entscheidung ist. Andere sagen, das sei wie im Kindergarten. Wem da was nicht passt, der droht auch schnell: "Dann spiele ich nie wieder mit, dann gehe ich für immer weg." Und nach zwei Minuten ist er wieder dabei.

Nur Stunden nachdem Seehofer Sonntagnacht seinen Rücktritt angekündigt hatte, ruderte er zurück. Der neue, alte Innenminister heißt Seehofer. Vorname: Horst.

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