Thema der Woche:Buh!

Wölfe

Erwischt! Wölfe sind extrem scheue Tiere. Manche muss man aber erst noch daran erinnern. Illustration: Melanie Garanin

Viele Menschen haben Angst vor Wölfen. Doch es geht auch umgekehrt: In Schweden sorgen professionelle Wolfserschrecker dafür, dass die Tiere auf Abstand bleiben

Von Katrin Blawat

Der Schwede Jens Frank hat einen Beruf, der für andere ein Spiel ist: Erschrecken. Er versteckt sich aber nicht im Kleiderschrank oder hinter einer Häuserecke, um mit einem lauten Buh hervorzupreschen. Das liegt an seinem besonderen Publikum: Jens Frank erschreckt keine Menschen, sondern Wölfe.

Er will ihnen beibringen, einen weiten Bogen um Menschen und deren Häuser, Gärten und Dörfer zu machen. Wie wichtig das ist, sieht man gerade in Niedersachsen: Dort hat ein Wolf mehr als 40 Schafe, Rinder, Ponys und Alpakas getötet. Nun soll er erschossen werden, weil er nicht genug Abstand zu Menschen und ihren Tieren hält. Normalerweise sind Wölfe extrem scheu, aber es gibt auch neugierige Tiere.

Menschen wie Jens Frank wollen dafür sorgen, dass junge Wölfe gar nicht erst Lust auf die Nähe zum Menschen bekommen. Der Wolfserschrecker, der eigentlich als Wissenschaftler an einer Universität arbeitet, benutzt dafür ein richtiges Jagdgewehr. Nur sind da keine normalen Kugeln drin, sondern welche aus Gummi. Sie sollen das Tier am Oberschenkel oder am Hintern treffen. Das verletzt den Wolf nicht richtig, aber weh tut es schon. Und das muss es auch: Die halbstarken Wölfe sollen lernen, dass Menschen Schmerzen bedeuten und es besser ist, Abstand zu halten.

Das Wölfe-Erschrecken ist gar nicht so leicht. Manchmal muss Jens Frank zwei Wochen lang auf der Lauer liegen, bis er überhaupt einen Wolf sieht. Dann muss er bis auf mindestens 30 Meter an das Tier herankommen. Sonst würden die Gummigeschosse den Wolf verfehlen. Außerdem soll der Wolf ja sehen, dass es ein Mensch ist, der ihm wehtut. Er soll in Zukunft Angst vor Menschen haben.

Vor ein paar Jahren hat Jens Frank auch schon mal hier bei uns einen Wolf erschreckt. Sonst berät der Schwede seine deutschen Kollegen. Vielleicht kommt ja bald ein Anruf aus Niedersachsen?

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