Süddeutsche Zeitung

Thema der Woche:Berg ahoi

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In vielen Ländern der Erde wird das Trinkwasser knapp. Eisberge sind gefrorenes Süßwasser. Kann man die nicht einfach in trockene Gebiete schleppen? Über eine verrückte Idee.

Von Bernd Dörries

Es gibt nicht viele Menschen auf der Welt, die schon mal einen Eisberg eingefangen haben. Der Ingenieur Nick Sloane will genau das versuchen. Er will ihn 3000 Kilometer durchs Meer schleppen und ihn dann als Trinkwasser verkaufen.

Wissenschaftler haben vergangene Woche vorgerechnet: 44 Staaten auf der Welt leiden an hohem Wasserstress. So nennen es Forscher, wenn ein Land fast so viel Wasser nutzt, wie nachkommt. Vergangenes Jahr stand Kapstadt sogar kurz vor dem Day Zero, dem Tag null also, an dem kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt.

Dorthin, nach Kapstadt in Südafrika nämlich, will Sloane seinen Eisberg schleppen. Denn Eisberge sind gefrorenes Süßwasser. Jedes Jahr brechen am Rand der Antarktis 300 000 Eisberge ab und treiben davon. Auf ihrer Reise schmelzen sie. Das jahrtausendealte Süßwassereis vermischt sich mit Salzwasser und bringt dann niemandem mehr etwas.

Also hat sich Nick Sloane bei Ölfirmen informiert, die schon mal kleinere Eisberge weggezogen haben, damit sie nicht mit Ölbohrinseln zusammenrumpeln. Und Sloane hat gerechnet. Dass er für seinen Eisberg ein riesiges Netz braucht: 800 mal 200 Meter. Dass an den beiden Netzenden kräftige Tanker ziehen müssen, die ungefähr 100 Tage nach Kapstadt brauchen. Und dass trotzdem nur etwa ein Zehntel des Eisbergs unterwegs wegschmelzen wird, weil die Route durch kalte Gewässer führt.

Ein paar Kilometer vor Südafrika soll der Eisberg dann vor Anker gehen, wie ein ganz normales Schiff. Damit er in der Sonne nicht zu schnell schmilzt, bekommt er ein Kleid umgehängt. Mit riesigen Schläuchen will Sloane das Wasser von der Oberfläche abpumpen. Jeder Dritte in Kapstadt soll dann Eisberg-Wasser bekommen. Ob es wirklich passiert? Sloane ist sich sicher. Die Politiker wollen die Kosten genau nachrechnen.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2019
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