Thema der Woche:Auf und ab

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Selbst wenn der Wind sie schräg anspült – Wellen richten sich stets gerade zum Ufer aus.

(Foto: mauritius images / Richard du To)

Jetzt also die vierte? Kein Bild steht so sehr für Pandemie wie die Welle. Dabei ist sie ein echter Zauberberg. Wie man mit Wellen rechnen lernt, warum sie eigentlich nicht viel mehr als gespeicherter Wind sind und was das mit Bettdecken zu tun hat.

Von Georg Cadeggianini

Es brodelt und brandet. Wasser schwappt auf die nackten Füße. Sand und Steinchen werden aufgewirbelt. Das kitzelt zwischen den Zehen, an den Fußsohlenrändern. Und während man sich noch fragt, wie lange man wohl so stehen bleiben muss, bis die Zehen ganz versunken sind, die Knöchel, die Knie, ist das Wasser schon wieder zurückgelaufen, hat neu Luft geholt - und schwappt.

Was wäre das Meer ohne Wellen? Eine bleierne Fläche, unbewegt, geräuschlos. Auf Wellen kann man reiten, vor ihnen hochhüpfen, weil man noch nicht die Badehose nass machen will, sich von ihnen schaukeln lassen. Mit Wellen kann man Mathe üben, etwa das 13er-Einmaleins. Sehe ich eine 1,30 Meter hohe Welle, die gerade bricht, ist das Wasser dort einen Meter tief. Mit Wellen kann man nur umgehen, man kann sie nicht bezwingen. Die größten sollen 30 Meter hoch sein. Der Druck, den so eine Monsterwelle macht, liegt bei 30 Tonnen pro Quadratmeter. Das ist das Gewicht von 20 Autos.

Wellen sind dabei, das ist vielleicht das Magischste überhaupt, nichts anderes als eingefangener Wind. Denn so entstehen die allermeisten Wellen: Wind kräuselt die plane Oberfläche. Die Miniwellen geben dem Wind dann eine größere Angriffsfläche, so wie wenn man statt über ein glattes Papier über ein zerknittertes pustet. Es entstehen größere und noch größere Wellen. Lustig: Die Wasserteilchen bewegen sich dabei fast nur rauf und runter, die Seitwärts-Welle ist pure Energie. Ein bisschen so, wie wenn man eine Bettdecke schüttelt: Die Welle geht durch die Decke durch, die Decke selbst bewegt sich aber nicht in ihre Richtung. Eine Möwe wird deswegen von den Meereswellen nicht mit getrieben, sie geht vor allem rauf und runter. Wenn die Welle dann irgendwann auf Land trifft, ihre weiße Gischt an den Strand spült, brodelt und brandet, ist es eigentlich die Energie des Windes, die uns die Fußsohlenränder kitzelt. Wind, von irgendwo ganz weit da draußen.

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