Süddeutsche Zeitung

Zeitzeugen:Der "küssende Matrose" vom Times Square ist tot

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War er der küssende Matrose auf diesem Foto, das zu den berühmtesten des vergangenen Jahrhunderts zählt? Sehr wahrscheinlich ja. George Mendonsa, der "küssende Matrose" aus New York ist tot. Der frühere Angehörige der US-Navy starb bereits am Wochenende im Altenheim in Middletown im US-Staat Rhode Island, wie US-Medien am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf seine Tochter Sharon Moeller berichteten. Er wurde 95 Jahre alt.

Mendonsa war durch eine Kuss-Szene während einer spontanen Siegesfeier zur Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg auf dem Times Square in New York am 14. August 1945 bekannt geworden. Er soll es gewesen sein, der während des spontanen Jubels in den Straßen von New York die junge Frau in Krankenschwesternuniform erblickte, seine Arme um sie schlang, ihren Oberkörper nach hinten neigte und sie küsste.

Eine Tätowierung als entscheidendes Indiz

Gleich zwei Fotografen verewigten den Moment. Das Foto des einen, Alfred Eisenstaedt, erschien später in schwarz-weiß-auf der Titelseite des Life-Magazins. Der zweite stammt von dem Navy-Fotograf Victor Jorgensen. Als sich Chronisten und Wissenschaftler mit der Frage zu befassen begannen, um wen es sich bei den Küssenden handelt, lieferten Jorgensens weniger berühmte Aufnahmen entscheidende Hinweise.

Die Frau in der Krankenschwesternuniform auf dem Foto wurde später als Greta Zimmer Friedman identifiziert. Sie arbeitete 1945 als Zahnarzthelferin in New York. Sie starb nach Angaben des Senders NBC bereits 2016 im Alter von 92 Jahren.

Die Aufnahme mit Mendonsa und Friedman ist ein Symbol. Es steht für das Ende eines der schlimmsten Schrecken des vergangenen Jahrhunderts. Der Zweite Weltkrieg forderte mehr als 60 Millionen Menschenleben. "The Kiss" steht für Freiheit, für Friede und wiedergewonnene Lebensfreude. In jüngerer Vergangenheit hat die Aufnahme jedoch auch Kritik erhalten, weil sich Mendonsa Friedman offenbar aufgezwungen hatte. "Es war nicht meine Wahl, geküsst zu werden. The Typ kam einfach rüber und küsste und griff mich", soll Friedman der Washington Post zufolge Jahrzehnte nach der Begegnung einmal gesagt haben.

In den Jahren nach der Veröffentlichung des Fotos hatten mehrere Matrosen behauptet, sie seien der berühmte küssende Matrose. Und auch mehrere Frauen wollten sich in der Times-Square-Aufnahme wiedererkannt haben. Doch Gesichtserkennungs-Programme und wissenschaftliche Abhandlungen bestätigten später, dass es sich mit größter Wahrscheinlichkeit bei dem Matrosen um Mendonsa handelte. Auch eine Tätowierung auf seinem Unterarm trugen zu dieser Feststellung bei.

"Mein Vater war sehr stolz auf seinen Dienst (bei der Navy, d. Red.), sowie auf das Bild, und was es bedeutete", sagte Tochter Molleur. "Es war immer, viele, viele Jahre später, ein wichtiger Teil seines Lebens." Mendonsa hinterlässt außerdem einen Sohn, drei Enkel und vier Urenkel sowie seine 72-jährige Frau Rita Petry. Die verriet der Washington Post: "In all diesen Jahren unserer Ehe hat George mich niemals so geküsst".

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