Süddeutsche Zeitung

Teufelskreis:Arbeitswut aus Mangel an Sex

Wenn im Bett nichts läuft, stürzen sich viele Menschen in die Arbeit oder in Freizeitaktivitäten. Das führt zu Stress - und noch weniger Sex.

Rund 32.000 Männer und Frauen haben Forscher der Universität Göttingen für ihre Studie befragt - und festgestellt: Stress und fehlender Sex hängen offenbar unmittelbar zusammen.

Hatten die Studienteilnehmer, die alle in einer festen Beziehung lebten, maximal einmal in der Woche Sex, so suchten 35 Prozent der Frauen und 36 Prozent der Männer Ablenkung in ihrer Arbeit oder in stressbeladenen Freizeitaktivitäten.

Hatten sie überhaupt keinen Sex, stürzte sich fast die Hälfte der Befragten in andere Tätigkeiten. So gaben 45 Prozent der sexlosen Männer und 46 Prozent der betroffenen Frauen an, sich besonders stark im Beruf oder der Freizeit zu engagieren.

Mangel an Zärtlichkeiten und fehlender Beischlaf, folgern die Wissenschaftler, erzeugt demnach Stress. Auf lange Sicht, so die Forscher des Projekts "Theratalk", hat dies Konsequenzen: "Aus sexuellem Frust werden häufig Verpflichtungen übernommen, die man nur schwer wieder loswird. Zum Beispiel Ämter in einem Verein", sagt Projektleiter Ragnar Beer.

Durch das Engagement bleibt dann noch weniger Zeit für die Partnerschaft - und damit auch für Sex. Der Zustand der unfreiwilligen Enthaltsamkeit wird somit weiter zementiert - ein Teufelskreis.

Männer und Frauen hingegen, die mindestens zweimal in der Woche sexuell aktiv sind, haben keinen besonderen Drang, sich in die Arbeit zu stürzen - selbst, wenn sie aus anderen Gründen sexuell unzufrieden sind: Aus dieser Gruppe gaben nur je fünf Prozent der Befragten an, sich aus freiwilligen Stücken zusätzlichem Stress auszusetzen.

Das Göttinger Universitätsprojekt "Theratalk" beschäftigt sich seit 1996 mit Partnerschafts- und Paarforschung. Auf ihrer Homepage bieten die Forscher auch eine Online-Paarberatung und einen Partnerschaftstest an.

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