Terrormiliz:Was bleibt vom IS?

Kampf gegen IS Offensive auf Mosul Iraqi Kurdish Peshmerga fighters watching smoke billowing as the
(Foto: Harki/imago/UPI Photo)

Der Islamische Staat ist längst besiegt, sagen die einen. Seine Ideen werden immer bleiben, meinen die andern. Acht Antworten auf ein schwieriges, herausforderndes Thema.

Von Moritz Baumstieger

Ist der IS wirklich besiegt?

Vor zwei Jahren beherrschte der IS ein Gebiet so groß wie Großbritannien mit fast zehn Millionen Menschen. Heute hat er in Syrien und Irak nur noch ein paar kleine Gebiete unter Kontrolle, hauptsächlich in der Wüste. Mit Waffen ist der IS so gut wie geschlagen. Seine Ideen aber sind noch nicht besiegt: Im Internet werden Aufrufe vom IS lange zu finden sein. Manche Kämpfer konnten sich verstecken und werden wohl weiter Anschläge begehen. In Ländern wie Ägypten oder Afghanistan haben sich ähnliche Gruppen gegründet.

Ist das Leben dort jetzt wieder besser?

Fast überall haben die Menschen gefeiert, als der IS vertrieben wurde: Die Frauen haben die Schleier verbrannt, die sie tragen mussten, es wurde laute Musik gespielt und getanzt - beides war unter dem IS verboten. Doch die Probleme sind weiterhin riesig: Viele Städte sind durch die Kämpfe stark zerstört. In den Trümmern machen zwar die ersten Schulen wieder auf, und mutige Bürger öffnen ihre Geschäfte wieder. Immer mehr Geflohene kehren an ihre Wohnorte zurück. Aber im Irak und in Syrien sind immer noch viele Menschen auf der Flucht. In den ehemaligen IS-Gebieten fehlt es an fast allem, denn kurz vor der Niederlage haben IS-Kämpfer Wassertürme und die Stromversorgung in die Luft gesprengt.

Was war der "Islamische Staat" noch mal genau?

Die Anhänger des IS wollten, dass die Welt nach den Gesetzen funktioniert, die Gott ihrer Ansicht nach festgelegt hat. Dass viele der Regeln in Augen anderer Muslime Quatsch oder sogar verbrecherisch waren, interessierte sie nicht: Allen, die anderer Meinung waren, drohten Gewalt und Tod. Ab 2013 eroberte die Gruppe in Syrien und im Irak immer größere Gebiete und verübte grausame Terroranschläge im Ausland, zum Beispiel in Frankreich, Belgien und Großbritannien.

Wo sind die IS-Bosse?

Das ist ein großes Rätsel. Viele verstecken sich in den IS-Gebieten, die noch bestehen. Die Informationen sind widersprüchlich: Der Tod von IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi zum Beispiel wurde schon oft vermeldet, gestimmt hat es nie. Teils verbreitet der IS auch falsche Informationen, um Gegner reinzulegen.

Was passiert mit den besiegten IS-Kämpfern?

Viele sind gestorben, und es gibt immer wieder Berichte, dass gefangene IS-Kämpfer von Soldaten erschossen werden - weil die Angst haben, dass sie später ihre Wächter bestechen, freikommen und wieder zu kämpfen anfangen. Andere warten in Lagern auf einen Gerichtsprozess. Wieder andere sind entkommen. Sie tun jetzt so, als hätten sie nie etwas mit dem IS zu tun gehabt. Gefährlich sind sie aber weiter.

Wer herrscht jetzt in den Gebieten?

Unterschiedlich. Große Teile in Syrien werden jetzt von den Kurden beherrscht, einem Volk ohne eigenes Land. Angeblich lassen sie die arabische Bevölkerung mitbestimmen. In anderen Gebieten regiert wieder der syrische Präsident Baschar al-Assad. Ohne seine verbündeten Kämpfer aus Iran und aus Russland hätte er aber nur wenig zu sagen. Und über die irakischen Gebiete bestimmt wieder die irakische Regierung.

Wie lange wird es dauern, das alles wieder aufzubauen?

Sehr, sehr lange - wenn überhaupt alles wieder aufgebaut werden kann. Allein der Irak zum Beispiel bräuchte über 70 Milliarden Dollar, um Schäden zu reparieren. Auf einer internationalen Spenderkonferenz im Februar kam aber gerade mal ein Drittel davon zusammen.

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