Süddeutsche Zeitung

Tabletten zur Tabakentwöhnung:Nebenwirkung Suizid

US-Behörden mahnen zur Vorsicht bei Pillen zur Tabakentwöhnung: Sie könnten tödliche Nebenwirkungen haben. Sie stehen im Verdacht, Depressionen bis hin zum Selbstmord auszulösen.

Christina Berndt

Ein schwarz gedruckter Hinweis soll Raucher in den USA nun warnen: Wer seine Nikotinsucht mit Vareniclin (Champix) oder Bupropion (Zyban) zu bekämpfen versucht, den könnten Nebenwirkungen wie Depressionen und psychische Störungen bis hin zu Suizidversuchen treffen.

In den USA müssen die Hersteller Pfizer und Glaxo Smith Kline von jetzt an den schärfsten Warnhinweis in ihre Beipackzettel drucken, den es jenseits des Atlantiks gibt - eine Black-Box-Warnung. Das teilte die US-Arzneimittelbehörde FDA am Mittwoch mit. Wer mit dem Rauchen aufhören wolle, könne die Medikamente aber trotzdem nehmen, sagte ein FDA-Mitarbeiter der New York Times: "Man sollte nur vorsichtig sein."

Schon seit der Marktzulassung waren beide Medikamente mit Suiziden und Verhaltensstörungen in Zusammenhang gebracht worden. "Der Nachweis war aber schwierig, weil auch der Rauch-Stopp allein oft Depressionen auslöst", sagt Wolfgang Becker-Brüser vom Arznei-Telegramm, der die Berichte über Nebenwirkungen der Medikamente seit Jahren verfolgt.

Die FDA wies nun aber darauf hin, dass Raucher auch dann von den Verhaltensauffälligkeiten betroffen waren, wenn sie ihren Nikotinkonsum trotz der Einnahme der Medikamente noch gar nicht gedrosselt hatten. In Europa müssen beide Hersteller dagegen nur vor Stimmungsveränderungen warnen, wie sie eben auch durch das Absetzen der Droge Nikotin entstünden.

In den USA war die Debatte um die Zigaretten-Entwöhnungs-Pillen in Gang gekommen, als im Jahr 2007 ein bekannter Musiker von einem Nachbarn getötet wurde. Dieser sei durch Vareniclin aggressiv geworden, sagte die Freundin des Ermordeten damals. Seither wurden allein in den USA 98 Suizide und 188 Suizidversuche im Zusammenhang mit Vareniclin bekannt.

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SZ vom 03.07.2009/bre
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