Tabakkonsum:Zigaretten werden teurer

Führende Tabakkonzerne wollen in den nächsten Monaten ihre Preise erhöhen - die Wut der Raucher müssen die Konzerne wohl nicht fürchten.

Barbara Galaktionow

Raucher müssen demnächst wieder einmal tiefer in den Geldbeutel greifen. Sowohl Marktführer Philip Morris als auch der zweitgrößte Tabakkonzern in Deutschland, Reemtsma, erhöhen von Juni an ihre Preise. Andere Hersteller könnten nachziehen.

Tabakkonsum: Wenn es ein bisschen teurer wird, bringt das die meisten Raucher nicht vom Rauchen ab.

Wenn es ein bisschen teurer wird, bringt das die meisten Raucher nicht vom Rauchen ab.

(Foto: Foto: dpa)

Philip Morris plant einem Bericht der Stuttgarter Nachrichten zufolge, die Zigarettenschachtel mit 17 Stück um 20 Cent auf dann 4,20 Euro zu erhöhen. Sollte der Bundestag im Juli zudem die Mindestmengen für Zigarettenpackungen von 17 auf 19 erhöhen, könnten die Preise noch einmal steigen, vermutet die Zeitung.

"Das ganze Spielchen mit den Mindestpackungsgrößen ist doch sinnlos, wenn dabei nicht auch verdeckte Preiserhöhungen durchgesetzt werden", zitiert das Blatt einen Branchenbeobachter. Die Erhöhung der Mindestpackungsgrößen geht auf einen Vorstoß der Automatenhersteller und des Tabakhandels zurück.

Philip Morris bestreitet allerdings solche Absichten: Pressemeldungen über eine weitere Preiserhöhung im Zuge einer möglichen Gesetzesänderung zum Mindestinhalt von Zigarettenpackungen entbehrten jedoch jeder Grundlage, teilte der Konzern sueddeutsche.de mit.

Ansonsten wolle man zur Preispolitik keine genauen Angaben machen. Es sei "allerdings richtig, dass wir eine neue Preisliste an den Großhandel verschickt haben, mit der die Preise einzelner Produkte unseres Hauses ab Juni erhöht werden".

Der zweitgrößte Branchenkonzern in Deutschland, Reemtsma, erhöht von Juni an die Preise für verschiedene Tabakprodukte, wie ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur AP sagte. Für eine Packung Feinschnitttabak zu 40 Gramm steige der Preis beispielsweise um 30 Cent. Bei Zigaretten sei noch keine Entscheidung gefallen: "Wir analysieren die Ankündigung des Marktführers derzeit", sagte der Sprecher.

Den Ärger der Raucher müssen die Zigarettenhersteller offenbar nicht fürchten. Die Konzerne wollten das Thema Preiserhöhung natürlich nicht thematisieren, sagte Siegfried Ermer, der Vorsitzende des Nichtraucherschutzverbandes Pro Rauchfrei e. V. sueddeutsche.de. Denn hier werde eine "legale Abzocke mit einer Abhängigkeit von Leuten" betrieben.

"Die Tabakkonzerne nehmen sich das Geld jetzt einfach, weil die letzten drei Jahre keine Steuererhöhungen waren", stellte Ermer fest. Dass sich empörte Raucher dadurch vom Rauchen abwendeten, nimmt er unter Verweis auf das Suchtpotential von Tabak nicht an. "Die Konzerne werden ihre Profite machen."

Ermer bezweifelte generell, dass das Rauchverhalten über den Preis zu beeinflussen sei - außer bei sehr drastischen Einschnitten. Auch sonstige Präventionsmaßnahmen oder Anti-Raucher-Kurse seien langfristig wirkungslos. Das Rauchverhalten werde nur beeinflusst durch ein konsequentes Zurückdrängen des Rauchens in der Öffentlichkeit. Das zeige sich in Ländern wie Italien, Irland oder Großbritannien.

Nach verschiedenen Pressemitteilungen auf der Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat der Tabakpreis allerdings schon einen gewissen Einfluss auf die Konsumenten. Vor allem Jugendliche würden durch hohe Preise abgeschreckt.

Wenn die Tabakkonzerne ihre Preise tatsächlich erhöhen, profitiert letztlich auch der Bund davon, einfach über den Steueranteil - und das ganz ohne eine Diskussion über steigende Tabaksteuern.

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