Ändert sich die Rolle von Vätern, die in Elternzeit waren? Verbringen sie auch in den Jahren danach mehr Zeit mit dem Kind? Oder reichen dafür zwei Monate nicht aus? Mit diesen Fragen hat sich der Wirtschaftswissenschaftler Marcus Tamm in einer aktuellen Studie des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen beschäftigt. Das Ergebnis sei dann doch eine kleine Überraschung, sagt er.
Nach seiner Auswertung verbringen Väter, die in Elternzeit waren, in den ersten sechs Lebensjahren des Kindes am Wochenende täglich etwa eineinhalb Stunden mehr mit ihren Kindern, als Väter, die durchgehend arbeiten. Und auch im Haushalt macht sich die Pause bemerkbar: Väter, die Elternzeit und Elterngeld in Anspruch nahmen, leisteten täglich eine Stunde mehr Hausarbeit.
Familien:Auch kurze Elternzeit verändert das Verhalten von Vätern dauerhaft
Eine aktuelle Studie kommt zum Ergebnis: Die Männer verbringen später mehr Zeit mit ihren Kindern und übernehmen mehr Verantwortung im Haushalt, als Väter, die durchgehend gearbeitet haben.
"Wir konnten den Effekt und die Wirkung des Elterngeldes herausarbeiten", sagt Tamm, der sich seit mehr als zehn Jahren mit dem Thema auseinandersetzt. Das im Jahr 2007 eingeführte Elterngeld regt Väter dazu an, Elternzeit zu nehmen. Die volle Leistung über 14 Monate gibt es nur, wenn beide Partner Elternzeit nehmen. Ein einzelnes Elternteil kann maximal zwölf Monate volles Elterngeld beziehen. Obwohl auch eine andere Aufteilung möglich ist, führt das in der Praxis häufig dazu, dass die Frauen zwölf Monate und die Väter zwei Monate nehmen. Häufig werden diese zwei Monate dann auch noch dazu genutzt, um mit der ganzen Familie einen ausgedehnten Urlaub zu machen.
Die positiven Effekte, die Tamm festgestellt hat, gelten auch dann, wenn der vater nur kurz Elternzeit genommen hat. In seiner Studie vergleicht er das Verhalten von Männern, die sowohl vor als auch nach der Einführung des Elterngeldes 2007 Vater geworden sind.
Die Auswertung geht auf Daten des sozio-oekonomischen Panels zurück. Damit werden jährlich Daten von etwa 11 000 Haushalten und insgesamt mehr als 30 000 Menschen in Deutschland erhoben. Die Elternzeit-Studie nutzte Angaben aus den Jahren 2000 bis 2015. Mittlerweile nimmt etwa jeder dritte Vater in Deutschland das ihm zustehende Recht auf Elternzeit wahr. Als die Leistung im Jahr 2007 eingeführt wurde, waren es nur drei Prozent.
Tamm hat vor allem ein Aspekt überrascht: "Ich bin nicht davon ausgegangen, dass sich die Elternzeit auch im zweiten, dritten oder vierten Jahr des Kindes noch so stark auswirkt." In Skandinavien wurden Väter-Monate schon früher eingeführt als in Deutschland. Dort kamen Forscher laut Tamm zu unterschiedlichen Ergebnissen: Manche Studien hätten eine Verhaltensänderung der Väter feststellen können, andere dagegen nicht.
Aber auch bei der deutschen Studie gibt es Fragen, die unbeantwortet bleiben. "Über die Qualität der Beschäftigung können wir nichts sagen. Wir wissen also nicht, ob der Vater mit dem Kind spielt oder nur die Betreuung übernimmt." Dazu gibt es in den Daten keine Differenzierung.