Süddeutsche Zeitung

Studie:Linkshänder werden nie zu echten Rechthändern

Gehirnaufnahmen zeigen, dass Linkshänder nicht komplett umgeschult werden können.

Linkshänder lassen sich laut einer neuen Studie niemals vollständig zu Rechtshändern umpolen. Das hätten der Kieler Neurologe Prof. Hartwig Siebner und sein Freiburger Kollege Stefan Klöppel bei Versuchen mit einem Kernspin-Tomographen nachgewiesen, teilte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Donnerstag mit.

Bei umgeschulten Menschen verlagerten sich zwar die Areale, die direkt an der Bewegungssteuerung beteiligt sind, zunehmend in die linke Hirnhälfte, die bei Rechtshändern dominant ist. Die übergeordneten Regionen, die an der Planung und Kontrolle von Bewegungen teilnehmen, blieben jedoch zeitlebens am selben Ort.

In dem Versuch verglichen die Forscher umgelernte Linkshänder, Rechtshänder und solche Linkshänder, die niemals umgeschult worden waren. Die Probanden sollten so schnell wie möglich mit dem rechten, linken oder beiden Zeigefingern eine Taste drücken, sobald ein bestimmtes Symbol präsentiert wurde. Der Kernspintomograph zeichnete derweil ihre Gehirnaktivitäten auf.

Dabei zeigte sich, dass die umgeschulten Linkshänder bei Planung und Kontrolle der Bewegungen noch immer bevorzugt ihre ursprünglich dominante Hirnhälte einsetzten - die rechte. Dabei war es gleichgültig, ob die Taste mit der rechten, der linken oder mit beiden Händen gedrückt wurde.

"Diese rechtshemisphärischen Areale waren bei umgeschulten Linkshändern sogar stärker aktiv als bei Linkshändern, die nie umgeschult worden waren", hieß es. Die Forscher folgern daraus, dass das Gehirn selbst einfache Handbewegungen zeitlebens mit der dominanten Hirnhälfte vorbereitet.

Durch Umlernen könnte zwar in den einfachen Ausführungsarealen die Aktivität teilweise in die andere Gehirnhälfte verlagert werden, nicht jedoch in höheren Planungs- und Koordinationsarealen. Hier werde durch das Umlernen die Aktivität in der dominanten Hirnhälfte sogar paradoxerweise noch verstärkt, hieß es.

Die Studie ist in der online-Ausgabe des Journal of Neuroscience erschienen.

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dpa
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