Studie:Kita-Gebühren in Deutschland sind ungerecht verteilt

Krippe in München: Lösung im Kita-Streik in Sicht

Wie viel die Kita kostet, hängt in Deutschland vom Wohnort ab.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)
  • Einkommensarme Familien sind einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge bei Kita-Beiträgen überproportional stark belastet.
  • Zudem gibt es regionale Unterschiede: Am meisten geben Eltern in Schleswig-Holstein für die Kita aus, am wenigsten in Berlin.
  • Die Stiftung befürchtet zudem, dass die Qualität auf der Strecke bleibt.

Wer in München zwei Kinder acht Stunden täglich betreuen lassen möchte, zahlt schnell monatliche Gebühren von mehr als 600 Euro. Für das unter dreijährige Familienmitglied sind in einer städtischen Krippe je nach Einkommen bis zu 447 Euro inklusive Verpflegung fällig, für den Nachwuchs im Kindergarten bis zu 235 Euro. Viel Geld für Eltern, dabei liegt Bayern verglichen mit anderen Bundesländern laut einer Studie noch im unteren Mittel.

Die finanzielle Belastung durch Kita-Beiträge ist für Eltern in Deutschland ungerecht verteilt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "ElternZoom" der Bertelsmann-Stiftung. Wer wie viel zahlt, hängt vom Wohnort ab. Am meisten geben Eltern in Schleswig-Holstein mit neun Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Kita plus Zusatzgebühren aus, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (8,2 Prozent). Am niedrigsten sind die Kosten in Rheinland-Pfalz (2,4 Prozent) und in Berlin (1,8 Prozent). Bayern liegt hier auf Platz 12.

Zudem werden Eltern, deren Einkommen unterhalb der Armutsrisikogrenze liegt, von Kita-Gebühren überproportional stark belastet, so das Ergebnis der Studie. Sie müssten einen fast doppelt so hohen Anteil ihres Einkommens für den Kita-Beitrag ihrer Kinder aufbringen wie wohlhabendere Eltern.

Obwohl die Beiträge sozial gestaffelt sind, seien sie ungerecht verteilt. Außerdem müssen die Zusatzgebühren für Mahlzeiten, Hygieneartikel oder Ausflüge einkommensunabhängig bezahlt werden. Armutsgefährdete Eltern, die über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens verfügen, geben monatlich fast zehn Prozent ihres gesamten Haushaltsnettoeinkommens - im Mittelwert 118 Euro - für die Kita aus. Bei Familien oberhalb der Armutsgrenze sind es nur fünf Prozent - 178 Euro.

Die Ergebnisse beruhen laut Bertelsmanns-Stiftung auf zwei bundesweit teilweise in Kooperation mit Infratest-dimap erhobenen separaten Befragungen von insgesamt rund 10 490 Eltern. Unter dem Begriff Kita wurden Krippe und Kindergarten zusammengefasst und es wurde nicht zwischen städtischen und privaten Einrichtungen unterschieden. Das führt dazu, dass in Berlin ein relativ hoher Mittelwert herausgekommen ist, obwohl dort in den vergangenen Jahren die Gebühren in städtischen Einrichtungen schrittweise abgeschafft wurden.

Qualität ist Eltern besonders wichtig

Als ein Fazit der Studie fordert die Bertelsmann-Stiftung Kita-Beitragsfreiheit für armutsgefährdete Familien. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) bekräftigte das Ziel einer Kita-Beitragsfreiheit. Hohe Elternbeiträge könnten eine Hürde sein. "Das Einkommen der Eltern darf aber nicht darüber entscheiden, ob und wann Kinder in eine Kindertageseinrichtung gehen. Eine zentrale Säule unseres Gute-Kita-Gesetzes ist deshalb der Einstieg in die Beitragsfreiheit." In dieser Wahlperiode fließen der Ministerin zufolge 3,5 Milliarden Euro in die Kindertagesbetreuung.

Laut der Bertelsmann-Stiftung reicht das aber nicht: Eine Beitragsfreiheit für Eltern unterhalb der Armutsgrenze würde der Studie zufolge den Bund im Jahr 730 Millionen Euro kosten. Für eine generelle Beitragsfreiheit müsste der Staat etwa 7,3 Milliarden Euro jährlich aufbringen. Zusammen mit einem nötigen Qualitätsausbau seien damit Aufwendungen in Höhe von 15,3 Milliarden Euro im Jahr nötig, sagte Bertelsmann-Vorstand Jörg Dräger. "Dem politischen Versprechen der Beitragsfreiheit fehlt die finanzielle Substanz", so Dräger. Aktuell sei zu befürchten, dass die Qualität auf der Strecke bleibe.

Qualität ist Eltern aber besonders wichtig: Eine Mehrheit von 53 Prozent der einkommensschwachen und 59 Prozent der finanzkräftigeren Eltern würde für mehr Personal und bessere Ausstattung nach eigenen Angaben auch höhere Beiträge akzeptieren. Die ungerecht verteilten Kosten sind zudem nur eines der Probleme. Hinzu kommt der Mangel an Betreuungsplätzen. In Berlin gingen deshalb am Wochenende etwa 3000 Eltern und Erzieher auf die Straße.

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