Studie: Kinderkriegen in Deutschland:Mythos der perfekten Frau

Viele Frauen fühlen sich überfordert. Zwar wollen sie zugleich liebevolle Mutter, taffe Karrierefrau und bei all dem auch noch ganz gelassen sein. Nun zeigt jedoch eine Studie: Die Realität sieht ganz anders aus.

Es ist ein sehr hohes Ideal, dem viele Frauen entsprechen möchten: Im Beruf wollen sie selbstbestimmt und erfolgreich, zu Hause die liebende Supermama und attraktive Partnerin sein. Und auch wenn vier von fünf Frauen dem Thema Kinder am liebsten mit Gelassenheit begegnen würden - nur zwei von fünf fühlen sich dabei wirklich entspannt.

Das ist das Ergebnis einer tiefenpsychologischen Studie, für die das Kölner Rheingold-Institut 1000 repräsentativ ausgewählte Frauen zwischen 20 und 40 Jahren befragt hat. Darunter waren sowohl Mütter als auch Frauen mit oder ohne Kinderwunsch.

Die Studie "Kinderkriegen in Deutschland" zeigt auch, dass sich viele Frauen unter großem Druck fühlen. Sie haben Verlustängste und fühlen sich zerrissen. "Muttersein geht für viele Frauen mit einer Art Identitätsverlust einher", sagt die Psychologin Ines Imdahl von Rheingold.

Bei Müttern herrsche die Meinung vor: "Gelassene Eltern haben auch gelassene Kinder". Dementsprechend würden sie es als persönliches Versagen betrachten, wenn die Kinder nicht gelassen seien, Wutanfälle hätten oder im Supermarkt tobten. Dieses Gelassenheitsideal gibt es laut Imdahl in allen sozialen Schichten.

Dass Kinder immer mehr als Kostbarkeit empfunden würden, verstärkt laut Imdahl den Druck für die Frau noch. So erklärten 61 Prozent der Befragten, es sei Aufgabe der Mütter, die Kinder optimal zu fördern.

Neben dem Perfektions- und Erwartungsdruck nennen Frauen aber auch finanzielle Gründe, aufs Kinderkriegen zu verzichten. 58 Prozent der Befragten bezeichneten Kinder als Kostenfaktor, den man sich leisten können müsse. Auch die Angst, vom Partner verlassen zu werden und als alleinerziehende Mutter zurechtkommen zu müssen, spielt der Studie zufolge eine Rolle.

Neben besseren Wiedereinstiegsmöglichkeiten in den Job und mehr Kinderbetreuung wünschten sich die Frauen in den Interviews vor allem eins: Sich vom überzogenen Mutterideal verabschieden zu können.

Zur Rolle der Väter wurden die Frauen in der Studie, die das Marktforschungsinstitut auf Initiative eines Kindernahrungsherstellers erstellte, nicht befragt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: