Studie: Folgen des Stiletto-Tragens:Verflixte Achillessehne

Sie stolzieren in luftigen Höhen und engen Riemchen: Stiletto-Liebhaberinnen kennen keine Schmerzen. Doch beim Ausziehen drohen ihnen Krämpfe. Warum die Umgewöhnung auf flache Schuhe so schwer fällt.

Werner Bartens

Elegante, hochhackige Schuhe können Frauen um Verstand und Vermögen bringen - und manche um die Gesundheit. Rückenschmerzen, Hüftbeschwerden, Fehlstellungen des Knies und Sturzverletzungen drohen, wenn Frauen auf skisprungschanzenförmig gebogenen Sohlen herumstaksen wie ein neugeborenes Zebra. Bei besonders hohen Absätzen knickt das Sprunggelenk und der ganze Mensch leichter um. Schmerzen drohen allerdings auch beim Ausziehen.

Sarah Jessica Parker

Einmal Stiletto, immer Stiletto: Wie eine Studie zeigt, haben Absatz-Liebhaberinnen es schwer, sich wieder an flache Schuhe zu gewöhnen.

(Foto: AP)

In den 1950er-Jahren haben Sekretärinnen erstmals berichtet, dass ihre Füße und Beine schmerzten, wenn sie die Stöckelschuhe ablegten und ungewohnt erdverbunden auf flachem Untergrund ohne Absatz liefen. Forscher aus Manchester und Wien haben jetzt untersucht, was sich an den Beinen verändert, wenn Frauen regelmäßig Stilettos tragen.

Im Fachblatt Journal of Experimental Biology zeigen die Wissenschaftler um Marco Narici, dass sich besonders die Achillessehne anpasst, wenn Frauen langjährig hohe Absätze tragen (Bd.213, S.2582, 2010). Ursprünglich nahmen Mediziner an, dass sich die Wadenmuskeln verkürzen, wenn die Ferse ständig sechs, acht oder gar zwölf Zentimeter über dem Niveau der Zehenballen erhöht sitzt.

Dies war aber nicht der Fall, wie Ultraschall- und Kernspinaufnahmen an zwei Gruppen freiwilliger Teilnehmerinnen zeigten - die einen trugen seit Jahren regelmäßig hohe Absätze, die anderen zumeist flache Schuhe. "Wir hatten bei Stilettoträgerinnen geringeres Muskelvolumen erwartet, da sich der Muskel häufig in einer verkürzten Position befindet", sagt Narici. Der Muskel war insgesamt allerdings nicht kürzer geworden. Nur die Länge der mikroskopisch kleinen Muskelfasern und -fibrillen hatte sich um immerhin 13 Prozent verkleinert.

Die verkürzten Fasern würden eigentlich zur Folge haben, dass sich die Muskeln stärker kontrahieren müssen, um sich auf die gleiche Länge zu verkürzen wie bei flachem Stand. Das würde wiederum zu weniger Kraft in den Wadenmuskeln führen und womöglich auch den Gang von Frauen mit hohen Absätzen beeinträchtigen. Untersuchungen mittels Kernspin bestätigten diese Vermutungen aber nicht.

Die größten Veränderungen finden vielmehr in der Achillessehne statt, mit der die Wadenmuskeln an der Ferse fixiert sind. Die Sehne wird mit der Zeit dicker und steifer, wenn Frauen oft Highheels tragen. Dadurch kann zwar der Muskel beim Gehen besser funktionieren, doch barfuß oder in flachen Schuhen treten Beschwerden auf. Das zähe Gewebe kann nur wenig nachgeben und die Sehne sich nicht ausreichend dehnen. Wird sie trotzdem gestreckt, tut das empfindlich weh.

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